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Liebhaber der Finsternis

Liebhaber der Finsternis

Titel: Liebhaber der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Nichts deutete auf die Anwesenheit des Anführers hin. Damals wäre er auch gern weggelaufen, gerannt, bis er seinen Körper nicht mehr gespürt hätte, bis er nichts mehr gefühlt hätte. Aber er war viel zu schwer verletzt gewesen, die Option hatte also niemals bestanden. Hätte es einen Weg gegeben, ihr zu folgen, er hätte nicht gezögert, es zu tun. Irgendwann würde er einen Weg finden. Irgendwann würde er dieser grauenhaften, unendlich andauernden Strafe Gottes entfliehen. Wenn er dieses Mittel nicht fand, dann vielleicht die Menschen. Sie hatten im vergangenen Jahrhundert viel geforscht, viele Erfindungen gemacht. Er hatte die meisten Drogen konsumiert und auch die meisten Gifte, aber keines hatte lang genug gewirkt. Ein Versuch hatte ihm fast den Verstand geraubt und nur mit Schaudern dachte er daran zurück. Er hatte sich absichtlich mit einem Werwolf eingelassen. Es hatte ihn nicht einmal richtig erwischt, nur ein unbedeutender Kratzer, von einem Reißzahn verursacht. Die reinste Hölle hatte er durchlebt. Bis zum Schloss hatte er eine gefühlte Ewigkeit gebraucht. Kurz vor der Tür war er zusammengebrochen. Versteinert und doch bei vollem Bewusstsein hatten seine Kumpel ihn ins Schloss gebracht. Seine Haut war hart wie Zement geworden und die Schmerzen darunter verglich er mit einer Häutung bei lebendigem Leib. Der Zustand hielt drei Jahre an, und obgleich es nur einer Sekunde im ewigen Leben eines gefallen Engels gleichkam, waren es die schlimmsten Jahre seines Lebens. Da er während dieser Zeit auch kein Blut zu sich nehmen konnte, war der Heilungsprozess um einiges langsamer. Nie wieder wollte er solch eine Folter durchleben müssen. Und den Tod brachte es auch nicht ein. Die Folter war eine viel ernst zu nehmendere Waffe als ein schnelles, schmerzloses Ableben. Seitdem hielt er sich von der Sippschaft der Wölfe fern und ging jeglichem Konflikt mit einem Werwolf aus dem Weg.
    Immer war er in das Leben zurückgekehrt, vielleicht war dies auch ein zusätzlicher Grund, warum seine Wunden so lange benötigen, um zu heilen. Die Bruderschaft sprach nicht darüber. Er aber wusste, dass Corben sich Sorgen um ihn machte.
    Die Steine unter seinen Füßen knirschten. Es war dunkel und die Geschäfte und Pups waren bereits geschlossen. Sperrstunde. Er verschwand um die Ecke und floh tiefer in die Dunkelheit.
    Kurz vor Morgengrauen kehrte er zurück. Corben war immer noch nicht zurück und Leahs Zustand war unverändert. Sie nahm kein Blut zu sich. Er war noch niedergeschlagener als zuvor. Würde sie sterben, würde noch einer von ihnen in tiefe Trauer verfallen. Er bezweifelte, dass die Gemeinschaft damit fertig wurde. Und dennoch beneidete er Leah, denn sie konnte jederzeit diesem Leben den Rücken kehren.

    Corben stand wie angewurzelt im Türrahmen. Irgendetwas war vorgefallen. Die Gedanken der Gefährten überschlugen sich. Er konnte nichts Vernünftiges daraus lesen, nur so viel: Leah. Etwas war mit ihr passiert und es waren Fremde im Haus, er hörte ihre Herzen schlagen.
    „Was ist hier los? Verdammt, würde mir bitte einer erklären, was passiert ist? Pursan, du machst ein Gesicht, als hätte man dir die Fangzähne gezogen. Sprich endlich“, fordert er den einzigen dunkelhäutigen Vampir auf.
    Er sah aus wie Vollmilchschokolade und jede Frau, die ihn sah, schmolz wie solche dahin. Als Pursan anfing, die Geschehnisse zu berichten, vibrierte sein dunkler Bariton in Corbens Brust. Als dieser endete, fühlte er sich, als hätte man ihm abermals das Herz aus dem Leib gerissen. Betäubt versuchte er, die Informationen zu verarbeiten. Er versuchte, sich unter Kontrolle zu halten, was ihm seine ganze Willenskraft abverlangte.
    „Wo sind die beiden Gefangenen? Ich will sie sofort sehen. Jede Information ist wichtig. Wir können uns keine weitere Verzögerung erlauben. Jeder Tag, den sie Turel mehr in den Fingern haben, wird ihn in seiner Genesung zurückwerfen.“
    Er ging zum Bad und ließ die Tür hinter sich zufallen. Er brauchte Ruhe bei der Sache. Und vor allen Dingen eine Tür mehr zwischen sich und Leah. Ihr Gefährte war bei ihr, der sollte sich um sie kümmern. Er würde nicht zu ihr gehen, der Schmerz war zu frisch, zu dicht an der Oberfläche, es sei denn, sein Bruder würde ihn darum bitten.
    Die zwei Frauen waren gebannt und saßen auf dem Boden. Er nahm sich als Erstes die Empfangsdame vor, doch aus ihr war so gut wie nichts rauszubekommen. Anscheinend war eine Lieferantin kurz vor Leahs Termin

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