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Liebhaberstück Xenia (German Edition)

Liebhaberstück Xenia (German Edition)

Titel: Liebhaberstück Xenia (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noreen Aidan
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war nichts mehr übrig. Vom keltischen Krieger ganz zu schweigen.
    „Leb wohl, Colin! Ich wünsche dir alles G ute.“
    Er drehte sich um, ging zum Auto und fuhr fort.
    Ich wusste, ich würde ihn niemals wiedersehen.

    Eine der Rosen des Motorhaubengesteckes war heruntergefallen und lag nun sterbend auf dem Asphalt. Ich schaute dem Auto nach, bis es verschwunden war.
    Alles war also umsonst gewesen.
    All die Vorfreude auf diesen Urlaub, all die glückstaumelnden Emails und Telefonate, all die Hoffnungen, die ich monatelang an Colin hingeliebt hatte. Alles vorbei.
    Warum empfand ich dann nichts?
    Eigentlich hätte ich tod traurig sein müssen. Oder wütend. Doch ich fühlte gar nichts, und das beunruhigte mich mehr als die Tatsache, dass Colin mich soeben verlassen hatte.
    „Sei froh, dass du den Wichser los bist !“, sagte Thorsten Hartmann.
    Selbst diese unsensible Bemerkung konnte in mir nichts auslösen. Noch nicht mal Zorn auf Hartmann.
    Der stand auf, stellte das inzwischen leere Glasschälchen auf den Fenstersims hinter uns, legte seine Hand auf meine Schulter und sprach: „Es tut mir Leid, dass du jetzt so enttäuscht bist, obwohl ich dir das schon vorher hätte sagen können.“
    „Enttäuschung ist nur das Ende einer Täuschung“ mu rmelte ich teilnahmslos, lauschte meinen Worten hinterher und wusste, dass sie stimmten.
    „Komm schon !“, setzte er nach. „Das Verkehrteste wäre jetzt, einem Typen hinterher zu trauern, der nicht genügend Mumm hat, um dich vor einem wie mir zu schützen, oder?“
    „ Sich mit einem wie dir anzulegen ist ein ziemliches Risiko, Hartmann.“ Meine Stimme klang mir selbst fremd. „Und ich war ihm dieses Risiko einfach nicht wert.“
    Was bedeutete, dass Colin mich nie geliebt hatte. Genauso wenig wie Olav, mein Exmann. Olav hatte von mir Kind und Familie gewollt und mich fallen lassen, als er es hatte, und Colin hatte mich schon fallen lassen, bevor er irgendetwas gekriegt hatte. Wenn ich es genau nahm, hatte mich noch niemals ein Mann geliebt. Nicht wirklich.
    Nicht ein ei nziger.
    „Vielleicht hast du auch zuviel erwartet“, ergänzten Har tmanns Worte brisant meine Erwägungen. „Das, was du bei einem Mann suchst, gibt es sowieso nicht.“
    „Was erwarte ich denn schon ?“, murmelte ich. „Doch nichts, was ich nicht selbst geben würde! Dass ein Mann mich liebt, das erwarte ich! Ist das zuviel verlangt? Bin ich so wenig liebenswert?“
    Jetzt, da ich nicht mehr darauf gefasst war, kamen die Emotionen. Und sie kamen heftig. Um nicht vor Hartmann in Tränen auszubrechen, rannte ich schnell weg, herum ums Haus und in Richtung Meer.
    Und brach dort in Tränen aus.
    B ald schon hatte er mich, drehte mich zu sich herum und drückte mich an sich.
    Nun hatte ich keine Chance mehr gegen meinen Kummer. Ich konnte nichts tun, als mich in Hartmanns Jackett festzukrallen und meine zerbrochenen Träume auf seine breite Brust zu schluchzen.
    Irgendwann hob er mich sachte hoch, trug mich ein Stück und sank mit mir auf einen Fels nieder. Dort saß er, mit mir auf dem Schoß, und hielt mich fest. Die ganze Zeit über streichelte er mein Haar und sagte als monotone Litanei: „Es ist gut, Kleines, es ist alles gut. Alles gut!“
    Seine Worte waren zwar ein grotesker Irrtum, aber sie beruhigten mich erstaunlicherweise nach und nach.
    Sobald ich es konnte, lös te ich mich von ihm. Vorsichtig wischte ich die Wimperntusche, die jetzt sicher dort klebte, von meinen unteren Augenlidern, blinzelte meine Kontaktlinsen zurück in Position und stand auf. Betäubt vom Weinen ließ ich meine zerschlissenen Gefühle hinter mir und ging langsam zu den Klippen.
    Thorsten Hartmann folgte mir, legte seinen Arm um me ine Taille, zog mich an sich und passte seine Schritte den meinen an. Ich ließ es zu, empfand es sogar als seltsam tröstlich, gelehnt an seine Stärke am Riff entlangzugehen, sprachlos auf das Meer hören zu können, in dem die Sonne versank.
    Mit jedem Atemzug kam ich meiner Selbstbeherrschung ein Stück n äher.
    Bald schon begann ich mich zu fragen, ob ich nicht alle Tassen im Schrank hätte, Arm in Arm mit dem Mann zu gehen, der schließlich die ganze Schuld an allem trug. Na schön, nicht die ganze Schuld, musste ich aus Gründen der Ehrlichkeit einräumen, denn dass Colin mich beim ersten Pr oblem verlassen hatte, dafür konnte er nichts. Auch wenn er das Problem war.
    Trotzdem.
    Tief durchatmend blieb ich stehen und sah zu Thorsten Hartmann auf. „Ich danke dir, dass du

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