Liebhaberstück Xenia (German Edition)
mich getröstet hast.“ Beschämt senkte ich den Blick. „Und es tut mir Leid, dass ich die Beherrschung verloren habe. Oh Gott, schon zum zweiten Mal heute! Das ist normalerweise nicht meine Art. Ich weiß nicht warum, es muss an dieser Hochzeit liegen, an den Gefühlen, die hier so lose herumschwingen, an der Liebe von Freya und Mick, die hier auf Schritt und Tritt spürbar ist, und weil ich vielleicht ein bisschen neidisch bin.“
E r legte einen Finger unter mein Kinn, hob es an und hauchte mir einen ungewohnt sanften Kuss auf meine Lippen. Und sagte: „Ich fühle mich schuldig, weil jedes Mal ich deine Heulattacken ausgelöst habe. Dass du vorhin frustriert warst, weil deine Seifenblase vom Stepptänzer geplatzt ist, kann ich ja verstehen. Aber was war heute Morgen los? Ich habe die ganze Trauung über an nichts anderes denken können. Sicher, ich habe dich beleidigt. Aber doch nicht mehr als vorher auch schon!“
Weil mir diese Befragung zu sehr auf den Pelz rückte, trat ich den Rückzug an. Und den Rückweg zum Cottage Inn.
Er folgte und ließ nicht locker: „ Es war mein Statement über deine Ehe, oder? Das hat dich so aus der Fassung gebracht, weil ich damit voll ins Schwarze getroffen habe. Das ist der wahre Grund für deinen Frust heute. Ist es nicht so?“
„ Nein, dein Statement über meine Ehe war die Fehleinschätzung des Jahrhunderts.“
Ich erhöhte mein Tempo, er hielt mit und b ohrte: „Warum hat dich dein Ex wirklich verlassen?“
„Das geht dich nicht s an!“ Zügig eilte ich vorwärts. Ich war schon im Garten des Cottage Inn , da packte er mich am Arm, riss mich zu sich herum und knurrte: „Verdammt, warum bist du nur so störrisch? Was ist denn dabei, wenn du es mir sagst? Vielleicht hilft es dir, darüber zu reden.“
„ Ich sagte doch, das geht dich nichts an! Ich will den ganzen Scheiß nicht aufrollen! Nicht heute, und erst Recht nicht vor dir!“ Energisch riss ich meinen Arm aus seinem Griff.
„Da bist du ja, Thorsten !“, erklang Micks Stimme. „Oh, hallo, Upline!“ Mick legte seinen Arm um meine Taille wie vorhin sein Bruder. „Na, Upline, wie gefällt dir das Fest soweit? Es sollte dir gefallen, wenn man bedenkt, wie viel du dafür löhnst!“
„Oh, ich amüsiere mich ganz prächtig!“, antwortete ich.
Mick entging die Ironie. „Das ist schön! Wo ist Colin hin? Die Tanzshow war echt krass!“
„Er musste dringend weg.“
Damit ließ er sich abspeisen und wandte sich an seinen Bruder: „Du, Thorsten, Volkers Foto hat den Geist aufgegeben. Wir brauchen jetzt doch deinen.“
„Macht dieser Fotograf nicht genug Bilder?“
„Schon, aber ich will mich nicht nur auf den verlassen. Kann ich jetzt deine Digicam haben oder nicht?“
Thorsten Hartmann brummte Zustimmung und ging mit Mick in das Cottage.
Froh über die plötzliche Ruhe schlenderte ich durch Mrs. Kettletofts Garten, bis ich einen kleinen Brunnen fand. Heiter plätscherte ein dünner Wasserstrahl in ein mit Naturstein gefasstes efeuumranktes Becken, das wohl als Vogeltränke diente. Vom Frieden dieser Idylle angezogen sank ich auf die Steinmauer des Brunnens nieder. Letzte Lichtstreifen verabschiedeten sich am Horizont und überließen den Garten seinen Schatten.
Ich hörte Schritte und sah das kleine Mädchen auf mich zukommen, das ich zum Ceili-Tanzen aufgefordert hatte.
„Hallo“, sagte ich, als die Kleine vor mir stehen blieb und mich mit der Ernsthaftigkeit anschaute, die nur Kinder und alte Menschen zustande bringen.
Sie war etwa zehn Jahre alt und trug ein reizendes gelbes Rüschenkleidchen. Anstatt zu antworten berührte sie vorsichtig die Blume in meinem Haar.
„Die Rose gefällt dir ?“, fragte ich.
Hastig zog sie ihre Hand zurück und nickte schüchtern. Da ich den Blumenschmuck nicht mehr brauchte – für wen sollte ich jetzt noch schön sein? – löste ich ihn aus meinem Haar und steckte ihn dem Mädchen hinters Ohr.
„Du siehst wunderschön aus .“ Als ich ihr das sagte, trat ein Strahlen in ihre Augen. Sie drehte sich um und rannte weg, wohl um sich ihrer Familie zu präsentieren. Sie kam jedoch nicht weit, denn Thorsten Hartmann fing sie ab und hob sie hoch.
„ Na, was hast du denn da? Du siehst toll aus, mein Schatz!“ Er stupste dem Mädchen zärtlich auf die Nase. Sie schenkte ihm ein kurzes Lächeln, dann zappelte sie gegen seinen Griff. Er stellte sie sachte auf den Boden, und schon rannte sie zurück ins Cottage.
Hartmann kam zu mir und meinte: „Du
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