Liebhaberstück Xenia (German Edition)
küsste mich leidenschaftlich. Mitten auf dem Platz vor der Kathedrale. Und ich schmolz dahin wie das Wachs der Teelichter heute Nacht, mitgerissen von einem Schwall verrückten Glücksgefühls.
„Am besten gehen wir je tzt zum Abendessen“, brummte er, fasste meine Hand und zog mich mit sich zu einem Restaurant, das laut Reiseführer bekannt für seine Meeresfrüchte war.
Noch immer benommen von einer glühenden Freude setzte ich mich auf den Stuhl, den Hartmann vorschlug. Wie sollte ich mich auf die Speisekarte konzentrieren, wenn sein Kuss noch so köstlich auf meinen Lippen prickelte wie Cheyennepfeffer? Und es meine ganze Konzentration erforderte, dieses Strahlen aus meinem Gesicht zu bringen, sonst würde Hartmann noch glauben, dass ich…
Dass ich was?
Weil die Bedienung, die soeben ganz flott unsere Getränke serviert hatte, sich damit nicht zufrieden gab, sondern neben mir wartete und mich dabei mit strapazierter Freundlichkeit anschaute, bestellte ich schnell irgendetwas aus der Speisekarte.
Oh Gott, ich habe mich doch nicht in ihn verliebt, oder?
Nein, natürlich h atte ich das nicht!
„Diesmal bezahle aber ich!“, forderte ich in dem Versuch, mich zusammenzureißen und normal zu wirken.
Hartmann schüttelte den Kopf. „Nein. Du hast schon für die…“
„…Hochzeit genug gelöhnt !“, unterbrach ich ihn, schon wieder lächelnd. „Ich weiß. Trotzdem will ich mich nicht von dir aushalten lassen. Du hast schon gestern alles bezahlt.
„Ich kann’s mir leisten. Ich gebe im Urlaub gern was aus, weil ich s onst nie dazu komme. Tu’ mir einfach den Gefallen, Kleines! Nenne es Macho-Gehabe, aber ich fühle mich wie ein Loser, wenn eine Frau für mich zahlt! Mein Prinzip ist, ich lade die Frauen zum Essen ein und sie laden mich zum Sex ein.“
„Du bist wirklich ein Macho!“ Ich nippte an meinem Ora ngensaft.
„Wo wir schon beim Thema sind, wie sieht’s denn aus mit deiner Menstruation?“ Beiläufig begutachtete er das Mineralwasser in seinem Glas.
„Unnötig zu sagen, dass dich das nichts angeht , Hartmann!“
„Unnötig zu sagen, dass ich jederzeit nachschauen kön nte.“
„Mistkerl!“
„Zicke!“ Er grinste.
Ich auch. „Am besten, ich suche dir eine andere Frau! Dann lässt du mich wenigstens in Ruhe. Ist nicht im Grunde für dich eine Frau wie die andere?“
Eigentlich hätte das ein koketter Scherz sein sollen. Dass er mir nicht widersprach, verwirrte und ärgerte mich. Da ich es jedoch genau wissen wollte, schwenkte ich meinen Blick durch das reichlich gefüllte Lokal. „Welche Frau würde dir hier gefallen?“
Auch er scannte das Ambiente . „Die Schwarzhaarige dort drüben sieht ganz okay aus.“
„Die mit den Kindern?“
„Nein, die Langhaarige zwei Tische links von dir.“
Ach ja, die!
Warum irritierte es mich, dass Hartmann sie ganz okay fand? Immerhin war sie ganz okay ! Besonders in diesem Moment, da sie über eine Bemerkung ihres Begleiters ganz liebreizend lachte. Und ich war schließlich objektiv genug, das zuzugeben, nicht wahr? Als faire und vernünftige Frau.
Würde e r tatsächlich mit ihr…?
Natürlich würde er. Und es würde mich auf den Boden der Tatsachen zurückbringen und in Nullkommanichts die Schutzmauern um meine Gefühle erneuern, die in letzter Zeit so brüchig geworden waren.
So trieb ich es weiter: „Wie würdest du bei der Schwarzhaarigen vorgehen, Hartmann? Ich meine, um sie anzumachen. Hast du irgendeine Standardmethode, um Frauen aufzureißen?“
„Meine Standardmethode?“ Er nippte nachdenklich an se inem Wasser. „Du kennst sie. Gnadenlose Ehrlichkeit.“
Als ich fragend die Augenbrauen hob, erlä uterte er: „Ich bin aufrichtig, mache keiner was vor. Ich beschränke ich mich auf das Wesentliche, du weißt das doch. Habe ich dich je anders behandelt?“
Hatte er nicht.
„Einen Trumpf spiele ich allerdings meistens aus!“ Sein Daumen streichelte sanft einen Wassertropfen vom Rand seines Glases.
„Und der wäre ?“, musste ich einfach wissen.
„Mein Doktortitel.“ E r blickte von dem Glasrand auf. „Der genügt meistens schon. Ich weiß, bei dir hat er zwar nicht gezogen, aber bei achtzig Prozent der Frauen ist er wie ein Katalysator. Er riecht nach Status und Kohle. Die Frauen fahren darauf ab. Natürlich gehört ein selbstsicheres Auftreten dazu, damit keine auf die Idee kommt, ich wäre so ein brotloser Doktor der Kunstgeschichte oder so was.“ Fast mitleidig sah er mich an. „Aber du mit deinem
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