Liebhaberstück Xenia (German Edition)
sollen, der aber nicht gekommen war. Dann zog Hartmann mich von meinem Stuhl und schob mich zum Wirt.
Der Rothaarige aus der Band sagte etwas zu dem Wirt und nic kte in meine Richtung.
Ich sträubte mich heftig, was sowohl Hartmann als auch der Wirt ignorierten. Unmissverständlich machte ich ihnen klar, dass sie doch unmöglich meinen konnten, dass ich hier mit meinen Turnschuhen tanzen sollte.
Doch d er Wirt konnte meinen.
Und gab mir noch einen aufmunternden Stoß in den Rücken mit, der mich auf die improvisierte Tanzfläche stolpern ließ. Als er noch die anderen Pubbesucher dazu animierte, mich mit unfairem Applaus anzufeuern, und die Band auch noch zu spielen anfing, konnte ich nicht anders.
Um es mir leicht zu machen, wählte die Band einen langsamen Jig-Rhythmus. Da konnte ich locker mithalten. Und freute mich über den Applaus. Ich wollte mich schon setzen, da verlangte der Wirt einen zweiten Tanz. Mutig geworden spielte die Band einen flotten Reel, und ich war in meinem Element.
Der Reel wurde schneller, ich auch. Der Boden vibrierte von meinen Schritten und vom rhythmischen Stampfen der Leute, und danach dröhnten mir die Ohren von ihrem Applaus.
Der Wirt fragte nach weiteren Tänzern, und als sich keine meldeten, kam der Mann mit den Steppschuhen zu mir und forderte mich auf. Geschmeichelt folgte ich ihm auf die nun noch engere Tanzfläche.
Er hatte offensichtlich eine umfangreiche Tanzausbi ldung genossen und war deutlich besser als ich, außerdem tanzte er original schottisch, und ich konnte nur die irische Variante liefern, doch zum Schluss bekam ich den Preis.
Völlig unverdient.
Wahrscheinlich weil ich die zahlende Touristin war, die man bei Laune halten musste.
Der Mann mit den Steppschuhen applaudierte auch noch zu dieser Ungerechtigkeit. Wahrscheinlich steckte er unter einer Decke mit dem Wirt, der mir nun wohlwollend meinen Preis überreichte, eine Flasche Highland Park Whisky . Dann lud mich der Mann mit den Steppschuhen charmant zu einem Drink ein. Da alle Barhocker besetzt waren, lehnten wir uns an den Tresen.
Die Band legte Pause ein, und so konnte man sich in normaler Lautstärke unterhalten. Locker und auf eine angenehm unaufdringliche Art flirtete der Mann mit den Steppschuhen mit mir, fragte mich aus, woher ich käme, was mich auf Orkney verschlagen hätte und wie lange ich bleiben würde. Unvermittelt stockte er mitten im Satz.
In dem gleichen Moment, in dem ich einen stählernen Männerarm um mich spürte.
Hartmann drückte mir auch noch einen Kuss auf meinen Mund. Keinen zärtlichen oder gar leidenschaftlichen, so ndern einen harten, schmatzenden, besitzergreifenden, der mir den Kopf nach hinten bog. Reaktionsschnell meinem Tritt gegen sein Schienbein ausweichend drängte Hartmann sich zwischen mich und meinen Gesprächspartner.
Der Mann mit den Steppschuhen nickte mir mit einem bedauernden Achselzucken zu und kehrte zurück zu seinem Sitzplatz am Tisch neben dem Tresen.
Weichei!
Ich zwängte mich aus meiner beengten Lage zwischen Hartmann und der Kante des Tresens hervor und ging zurück zu meinem Stuhl, bevor diese deutsche Touristengruppe ihn noch beanspruchte, die gerade hereingekommen war. Hartmann bestellte noch mal zwei Bier und folgte mir.
„Was sollte das jetzt ?“, wies ich ihn zurecht.
„Nichts“, erwiderte er. „Ich habe dem Typen nur gezeigt, dass du mir gehörst. Schließlich will ich dich nicht schon wieder an einen dieser Steppschuhwichser abgeben, nachdem es mich zwei Tage Arbeit gekostet hat, den letzten abzuservieren.“
„Ich gehöre nicht dir !“
„Hauptsache, der Typ glaubt das. Übrigens hast du toll g etanzt, das war echt gut! Und diesmal habe ich auch geklatscht. Ehrlich!“
Wider Willen stahl sich ein Lächeln auf meine Lippen. „Dein Glück!“
Anerkennend nahm er die Flasche Whisky in die Hand, die ich gewonnen hatte. „Toller Preis. Und du hast ihn dir verdient!“
„Das habe ich nicht. Der andere Tänzer war um Längen besser.“
„Aber du hast mit mehr Feuer getanzt. Und ich freue mich schon darauf, ein bisschen mit diesem Feuer… zu zündeln.“
„Ich habe meine Tage, schon verge ssen?“
„Nicht mehr lange.“
„Woher willst du denn das wissen?“
„Ich habe dich beobachtet. Frauen, die frisch ihre Tage haben, rennen dauernd aufs Klo. Das hast du die ganze Zeit nie getan. Ich vermute also, du warst am Hochzeitstag so Mitte bis Ende deiner Menstruation. Ich gebe dir noch drei Tage, dann bist du wieder
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