Liebhaberstück Xenia (German Edition)
gehört, die draußen vor der Tür steht.“
„Ich kam gar nicht auf die Idee“, brauste ich auf angesichts seiner vorwurfsvollen Miene, „dass das eine Rolle spielt. Ich wollte nicht, dass sie dich schlägt!“
„ So konnte sie ihrem reichen Typen doch perfekt vormachen, dass sie sich von keinem anderen flachlegen lässt. Dass er ihr…“, sein Ton wurde höhnisch, „…vertrauen kann, am besten auch gleich bezüglich seiner Kreditkarten.“
Seine Geringschätzung des weiblichen Geschlechts beleidigte auch mich. „Oder sie ist die Reiche, die den Porsche besitzt und ihm die überteuerte Uhr geschenkt hat, weil sie ihn liebt, und die dir nur das gegeben hat, was du mit deiner entwürdigenden Anmache und deiner Frauenverachtung verdienst, Herr Dr. Unwiderstehlich!“
Seine Hand, die mir gerade noch den Fünfhunderteurowecker entgegengestreckt hatte, packte mein Handgelenk wie ein Schraubstock. „Hast du vergessen, was dir blüht, wenn du mich noch einmal Herr Doktor nennst? Glaube bloß nicht, dass ich’s nicht gleich hier tun würde! Vor allem weil ich gerade jetzt eine gewisse Lust darauf verspüre.“
Ein Ruck seiner Hand und ich stand. Eine Halbkreisbewegung seines Armes und ich flog auf Hartmanns Schoß. Ich konnte mich gerade noch herumdrehen, mich beidseitig an seinem Hemdkragen festkrallen und quietschen: „Nein, du Idiot! Du hast selber gesagt, dass das gilt, wenn ich dich Herr Dr. Hartmann nenne. Aber ich habe dich Herr Dr. Unwiderstehlich genannt. Das ist was anderes, du Blödmann!“
Dann küsste er mich wild .
Als er Luft holte, beugte sich d ie Bedienung mit einem schlecht verhüllten Grinsen über mich, um gefüllte Teller auf den Tisch zu stellen.
Sofort löste ich mich von Hartmanns Schoß und setzte mich zurück auf meinen Stuhl in dem grimmigen Bemühen, dieses Kindergartengefühl des Ertapptwerdens zusammen mit Orangensaft herunterzuschlucken.
Hartmanns Augen lächelten mich an , nun offenbar besänftigt. „Du bist so süß, wenn du rot wirst!“ Die Grillplatte vor ihm schien ihn positiv zu stimmen. „Das ist so eine wohltuende Ausnahme zu den Frauen, die ich normalerweise abschleppe, Kleines. Ich könnte dich auffressen!“ Genüsslich steckte er sich ein Stück Fleisch in den Mund.
Hatte ich mich verhört, oder klang das nach einem wunde rvollen Kompliment? „Eine Ausnahme, Hartmann? Ich dachte, alle Frauen sind gleich und an Ausnahmen würdest du nicht glauben.“
Er schluckte und gabelte sich gleich einen neuen saftigen Bissen auf. „In jeder homogenen Population gibt es hin und wieder die eine oder andere Entgleisung. Ein Ausreißer vom statistischen Mittelwert.“
„Du hältst mich für eine Entgle isung?“
„Wie würdest du eine Frau bezeichnen, die seit Jahren keinen Sex hat und die nichts Dümmeres weiß, als es einem Mann wie mir dann auch noch schwer zu machen, ihr… behilflich zu sein?“
„Wählerisch , Hartmann. Eine solche Frau bezeichne ich als wählerisch. Eine Frau mit Selbstachtung und Würde. So wie die schwarzhaarige Schönheit, die dir gezeigt hat, wo es langgeht, weil sie ihrem Liebsten treu ist. Freya ist auch so eine Frau und viele, die ich kenne.“
„Wenn du nicht endlich zu essen anfängst, wird dein Fisch kalt.“
Ach ja, mein Essen! Nun sah ich auch, was ich bestellt ha tte. Es sah aus wie gegrillter Lachs mit Kartoffeln und Salat.
Gut!
Der Rolex-Mann hatte bezahlt und strebte dem Ausgang zu. Die schwarzhaarige Schönheit folgte ihm und warf im Vorbeigehen Hartmann einen Blick zu. Einen lüsternen, von Östrogen nur so durchtränkten Blick.
Das Flittchen!
Selbstverständlich tat Hartmann nichts, um sein triumphierendes Grinsen vor mir zu verbergen.
Der Wind heischte um Aufmerksamkeit, indem er wütend am Fenster rüttelte und Salven von Regentropfen dagegen warf. Unwillkürlich kuschelte ich meinen Rücken gegen den warmen Männerkörper. Wie selbstverständlich war ich Hartmanns Einladung zu einem nächtlichen Whiskyumtrunk nachgekommen und irgendwann in seinen Armen eingeschlafen.
A uch wie selbstverständlich.
Die Vorhänge waren nicht zu gezogen. Doch das trübe Licht, das den Regenwolken entkam, ließ keine Schätzung der Tageszeit zu. Da sein Arm quer über mir lag, musste ich sehr vorsichtig sein, um Hartmann nicht zu wecken. Diesmal war es Millimeterarbeit.
Erst bei m Frühstück sah ich ihn wieder, als er mich gleich anbellte: „Nicht mal ein kleines Bisschen kannst du nachgeben, was? Ist das vielleicht zuviel
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