Liebhaberstück Xenia (German Edition)
er mit mir und dem Brautpaar vor dem Standesamt, er beim Ceili-Tanzen mit seiner Tochter und Mrs. Sinclair, er auf Shetland mit Robben im Hintergrund, oder er mit Peter McDonald, Mick und Freya auf Skye, und er mit Mick auf dem Schloss von Edinburgh – alles Fotos, die ich selbst mit meiner altertümlichen Kamera geschossen hatte oder die ich von Freyas Hochzeitsfoto-CD hatte entwickeln lassen. Dazwischen Postkarten vom Ring of Brodgar , ein Etikett des Highland Park Whisky und kleine Zeichnungen von mir mit den Runengraffitis von Meashowe oder Pferden auf piktischen Steinen.
Die aufopfernde Arbeit von zwei W ochen.
„Gefällt es dir?“ Ich schob die Schale mit den Kerzen be iseite und schaute mit in das Album.
„Ob es mir gefällt?“ Er legte das Album weg und schaute mich an. „Ich bin… ich weiß nicht, was ich sagen soll. Das Geschenk, die Fantasy-Nummer von eben, das ist… außergewöhnlich! Du bist außergewöhnlich.“
„Ist außergewöhnlich eine höfliche Umschreibung für durchgeknallt ?“
Er lachte, dann wurde er ernst. „Noch nie hat jemand so was Schönes für mich gemacht . Ich möchte dir danken und ich weiß nicht, wie ich es ausdrücken kann, ohne dass es hohl klingt. Lass mich es so versuchen!“ Er rückte ein paar Windlichter zur Seite, legte mich auf den Rücken und küsste mich furchtbar sanft.
Mit größter Bedacht und aller Zeit der Welt dehnte er di esen Kuss auf meinen ganzen Körper aus, cremte ihn damit ein und schenkte mir all die Zärtlichkeiten, mit denen ich eigentlich ihn hatte verwöhnen wollen. Er streichelte mich, bis ich mich schmerzhaft mit jeder Faser meines Seins nach ihn sehnte.
Und ihn anflehte, mich zu nehmen.
Ohne Umschweife erfüllte er diese Bitte.
Nach einer Ewigkeit öffnete ich meine Augen. Dicht vor mir fiel ein Docht in einem Windlicht um und verlosch ergeben im flüssigen Wachs. Ich hatte nur noch meinen Goldschmuck am Leib, lag unter Thorsten inmitten feiernder Kerzenlichter und strich mit träger Sanftheit über seine Flanke.
Und ich gab zum ersten Mal vor mir selbst rückhaltlos zu, dass ich ihn liebte.
Irgendetwas piekste mich in den Hintern. Ich zwängte meine Hand zwischen Bodenparkett und meine Haut und zog die Muschel hervor, die vorhin die Mächte des Wassers beherbergt hatte.
Thorsten stand auf, hob mich hoch, trug mich zur Couch und legte mich darauf nieder. Dann brachte er den Champagner, die Gläser und das Fotoalbum und legte sich zu mir. Entspannt blätterten wir das Album durch und ließen lachend all die Dinge Revue passieren, die wir in Schottland erlebt hatten.
Tief in der Nacht, es musste so gegen drei Uhr gewesen sein, holt e ich Apfelschorle, Chips und Dipsauce.
Ein tagheller Sonnenstrahl weckte mich. Lächelnd drückte ich einen Kuss auf den Arm, der über mir lag und schlängelte mich darunter hervor.
14:37 ze igte die Uhr auf dem Fernseher.
Es war ein herrlich verruchtes Gefühl, nach einer Nacht voller Feiern und Lust den halben Tag zu verschlafen. Ich suchte mein verstreutes Bauchtanz-Outfit, nahm meine Körperpflegeprodukte mit ins Bad, duschte, setzte die Kontaktlinsen ein, die ich zum Glück so geistesgegenwärtig gewesen war, nachts bei einem Toilettengang noch herauszunehmen, und richtete mein Make-up.
Die Rose in meinem Haar hatte den gestrigen Tag mit leichten Blessuren überstanden. Ihre Blütenblätter wirkten zwar etwas müde, doch das war ja auch kein Wunder nach dieser Nacht.
Ich rückte sie zurecht und ging in die Küche, um Frü hstück zu machen. Ein schottisches – ja, aus Sentimentalität, na und? - mit Eiern und Speck, Toast und dieser bitteren britischen Marmelade. Den Orangensaft presste ich sogar frisch aus, setzte den Kaffee auf und deckte möglichst leise den Esstisch.
„Du bist schon wieder einfach abgehauen !“, knurrte es von der Couch her.
„G uten Morgen, Geburtstagskind!“ Strahlend eilte ich zu ihm und drückte ihm einen Kuss auf die mürrisch zusammengepressten Lippen. „Ich bin nur aufgestanden, um dein Geburtstagsfrühstück zu machen. Schau, ich habe was Leckeres für dich gebrutzelt!“
War es „ was Leckeres“ oder war es „ für dich“ – irgendwas brachte ein Lächeln auf sein Gesicht. Unvermittelt packte er meine Taille und wälzte sich auf mich. „Ja“, brummte er, gar nicht mehr morgenmuffelig. „Ich habe einen Riesenhunger!“
Ächzend rollte ich ihn von mir und erhob mich. „Dann komm! Es ist alles fertig.“
Schon lag ich wieder unter ihm.
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