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Liebhaberstück Xenia (German Edition)

Liebhaberstück Xenia (German Edition)

Titel: Liebhaberstück Xenia (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noreen Aidan
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ihn dir.“
    „Das wirst du nicht! Sagen wir, es ist in den Unkosten mit ei nkalkuliert.“
    „Die Unkosten. Sag mir, was du alles ausgegeben hast für Essen und das alles! Ich übernehme das logischerwe ise.“
    „Das ist alles ein Geschenk, Hartmann! Und wenn du nicht sofort aufhörst mit diesem unsensiblen Gequatsche, hast du bald tatsächlich Unkosten , wenn du die Couch reinigen lassen musst von dem Rotwein, den ich dir gleich überkippe.“
    Drohend hob ich ihm ein Glas vom Couchtisch entgegen, in dem noch ein Rest Rotwein schwankte. Da Thorsten wohlweislich die Klappe hielt, trank ich das Glas aus und brachte es mit ein paar anderen leeren Gläsern in die K üche.
    Ich sah nicht nach, wie spät es war, wollte es nicht wi ssen, doch nach meinen Erfahrungen ging ich davon aus, dass Thorsten ein gutes Essen nun schätzen würde. Sogar ich hatte trotz aller vorhergehenden Schlemmereien schon wieder Appetit. Also ging ich in die Küche.
    Abnehmen konnte ich morgen.
    Thorsten kam an, gekleidet im üblichen Vereinsgrau, das an ihm so unglaublich sexy aussah.
    Nicht, dass er etwa vorhatte, mir zu helfen . Er lehnte sich in den Türrahmen und schaute mir zu, wie ich das Dinner vorbereitete – pikante Käsecreme auf Kräckern mit einem Salat aus Mais und Cocktailtomaten, dann Gulasch, daheim bereits vorgekocht, mit Nudeln und als Nachtisch Obstsalat.
    „Toll, wie gut du kochen kannst, Kleines! Wer hat es dir beig ebracht?“
    Sein Kompliment vertiefte das Lächeln, das ich sowieso schon die ganze Zeit nicht aus dem Gesicht brachte. „Meine Mutter, meine Großmütter, meine Großtante, Versuch und Irrtum, Freundinnen. Ich stahl mir das Wissen vieler Frauen. Sogar von meinem Exmann habe ich ein paar Rezepte.“ Ich schaute ihn an. „Kannst du kochen?“
    „Nein. H öchstens Spiegeleier in der Pfanne oder eine Fertigpizza in der Mikrowelle. Ich ernähre mich vorwiegend von Krankenhauskantinenfraß und Restaurants.“
    Ich verkniff mir die Frage, ob die eine oder andere seiner zahlreichen Frauen nicht wenigstens ab und zu eine warme Mahlzeit für ihn übrig hätte, und wandte mich dem Salat zu.
    „Und dich hat mein Überfall vorhin nicht schockiert ?“, fragte er unvermittelt.
    „Deine Kraft zu spüren begeistert mich.“
    Sein Gesicht nahm einen nicht zu deutenden Ausdruck an, dem ich nicht nachforschen konnte, weil das Nudelwasser kochte. Ich nahm den Deckel des Topfes ab.
    „Warum bist du eigentlich Hebamme geworden?“, fragte er, offenbar heute in Gesprächslaune.
    „Das war schon immer mein Traum , seit ich als kleines Mädchen meiner Großmutter zugehört habe. Seit Menschengedenken sind die Frauen meiner Familie Hebammen. Immer eine in jeder Generation. Und warum bist du Chirurg geworden?“
    Er zuckte die Schulter so wie Mick. „Ich war in einer naturwissenschaftlichen Privatschule und habe mich da so wohl gefühlt, dass ich schon meinem Chemielehrer zuliebe passable Noten hingelegt habe. Sonst hätte ich die Schule verlassen müssen, und das wollte ich nicht.“
    „Warum hast du dann Medizin studiert und nicht Chemie oder eine andere Naturwisse nschaft?“
    „ Wahrscheinlich weil es was Wichtiges darstellt und ich es von den Noten her konnte. Und Chirurg bin ich geworden, weil ich mehr sein wollte als einer dieser Der-Nächste-bitte-Wichser, die nur Rezepte ausstellen, Sprechstundenhilfen vögeln und inkompetente Sprüche klopfen können.“
    „Das alles hört sich nach einem großen Bedürfnis nach Anerkennung an.“ Ich mischte Walnussstücke in den Obstsalat. „Eigentlich untypisch für den ältesten Sohn, der normalerweise genug Beachtung bekommt. Meist sind es die mittleren Kinder, die zwischen Stammhalter und Nesthäkchen, die mit irgendwas Besonderem auffallen wollen.“
    „Ich bin der mittlere Sohn.“
    „Oh!“ Mit großen Augen schaute ich auf von dem Obstsalat.
    „Wir hab en noch einen älteren Bruder. Robert. Aber der ist weg.“
    „ Weg?“
    „ Er lebt in Los Angeles. Wir haben schon lange keinen Kontakt mehr.“ Irgendetwas schwang da mit in Thorstens so gewollt belanglosem Tonfall. Irgendetwas Altes, Unverarbeitetes.
    Neugierig versuchte mein Blick, die Fassade seiner R egungslosigkeit zu durchdringen, doch er unterbrach den Augenkontakt. „Und nein, Kleines! Ich will nicht darüber reden!“
    „Okay, dann essen wir!“
    Sein Gesicht hellte sich auf. „Ja, das klingt gut.“
    Als ich die Vorspeise zum Esstisch trug, fiel mein Blick auf die Uhr. „Wann sagtest du, muss ich

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