Liebhaberstück Xenia (German Edition)
Weiber-Scheiß kannst du dir in den Arsch stecken!“
Es gelang mir, mein Missfallen diszipliniert im Zaum zu halten. „Worauf willst du hinaus? Willst du denn nicht glücklich sein?“
„Bisher bin ich ganz gut ohne den Quatsch zurechtgeko mmen, vielen Dank!“
„Was soll das heißen ?“, schnaubte ich empört. „Dass du mir Vorwürfe machst, dass ich Glück für dich wollte? Wenn das dein Problem ist, dann kann ich dich beruhigen, Hartmann. Du musst nur die ganze Energie deiner negativen Denke dagegen setzen - und das ist eine Menge! - und kein positives Ritual hat dagegen je eine Chance! Dann kannst du so unglücklich sein, wie du nur willst!“
Er wandte den Blick ab, dann richtete er ihn wieder wie e ine Waffe auf mich. „Seit du unbedingt an meinem Geburtstag diesen faulen Zauber abziehen musstest, ertappe ich mich bei jeder Frau, die ich flachlege, dass ich mich frage, ob mich das glücklich macht. Das nimmt mir den ganzen Spaß. Und daran bist nur du Schuld!“
Zutiefst verletzt, weil er mein aus Liebe geborenes Ritual derart schmähte, brach es aus mir heraus: „Du schwachsinniger, undankbarer Idiot! Du hast nicht mal ansatzweise begriffen….“
Ich stoppte abrupt, weil die Tür au fging.
„Hallo, Frau Hartmann“, be kam ich gerade noch die Kurve und nickte Thorstens Mutter mit einem eilig herbeigezwungenen Lächeln zu. „Hallo, Lisa!“
Die beiden traten langsam ein. Das Mädchen bedachte mich mit einem kurzen, schüchternen Augenaufschlag und schielte misstrauisch auf Thorstens Infusionsschlauch. Frau Hartmann murmelte mir einen Gruß zu und schloss die Tür.
Eigentlich wäre jetzt ein passender Zeitpunkt gewesen, um zu gehen, ein taktvoller Zeitpunkt, um der Familie Privatsphäre zu ermöglichen. Andererseits aber war dies nicht der Abgang, den ich geplant hatte. Denn ich wollte Thorsten nicht nur endgültig verlassen und nie wiedersehen, ich wollte mir die rachsüchtige Genugtuung gönnen, es ihm auch zu sagen. Mit einem überlegenen Lächeln und nicht mit meinem Gekeife von soeben.
Außerdem packte mich unvern ünftige Neugier. Würde Frau Hartmann ihre feindselige Kälte jetzt ablegen, nachdem ihr Sohn fast ermordet worden wäre?
Sie tat es nicht. „G uten Morgen“, sagte sie zu ihm. Allein mit diesen Worten hätte man einen Kernreaktor kühlen können. „Wie geht es dir?“
„Gut, vielen Dank“, antwortete er genauso förmlich und ohne jede Regung. Nicht mal seinen Morgenmuffelzorn gönnte er ihr.
„Geh und begrüße deinen Vater!“ Frau Hartmann gab L isa einen leichten Schubs in Richtung Krankenbett.
Ganz anders wurde Thorstens Gesichtsausdruck, als er seine Tochter ansah. Wie er die Arme nach ihr ausstreckte, sie an sich drückte, bis sie sich aus seinem Griff wand. „Hallo, mein Schatz!“
Das rührte mich und machte mich auch ein bisschen ne idisch. Mich hatte er nicht so liebevoll angesehen.
Wozu auch?
Frau Hartmann und Lisa besetzten die beiden Stühle, während ich stehen blieb.
Nach ein paar Runden betretenen Schweigens erkundigte sich Frau Hartmann schmallippig: „Weiß man schon, wer es war und warum?“
„Nein“, antwortete Thorsten gespr ächig.
Sie scha ute unbehaglich auf Lisa. „Caroline?“
Thorsten zuckte die Schulter, wie Mick das immer tat.
Die Tür ging abermals auf, und eine junge Krankenschwester trat ein mit weißer Schwesternschürze und niedlichem Pferdeschwanz. Blond. „Herr Doktor, Ihre Krankenakte.“
„Das wurde aber auch Zeit !“, knurrte Thorsten, plötzlich wieder gereizt. Oder noch immer.
Um der Krankenschwester Platz zu machen, wich ich z urück an das Kopfende des Bettes. Sie kam nur zögernd näher, als befürchtete sie, der Herr Doktor würde sie beißen.
Vielleicht war diese Befürchtung ja auch gerechtfe rtigt.
Thorsten entriss ihr das Klemmbrett, das sie ihm reichte, und überflog die aufgespannten Zettel. „Oh, Scheiße, Wallner hat mich operiert? Das darf doch nicht wahr sein! Warum habt ihr nicht Rüdiger geholt, wie ich es angeordnet habe?“
„ Dr. Arndt hatte frei und war nicht erreichbar, Herr Doktor“, erwiderte sie artig.
„Wenn ich herausfinde, dass ihr di eses neue Null-Einser-Nahtmaterial genommen habt, auf das Wallner so steht und das nichts taugt, dann könnt ihr was erleben! Und was soll das verdammte Gekritzel da unten? Das kann ja kein Schwein lesen!“
Die arme Krankenschwester befingerte ne rvös ihre Schürze und wirkte mit jeder von Thorstens Anklagen verschüchterter. Wie auch die
Weitere Kostenlose Bücher