Liebhaberstück Xenia (German Edition)
war?“
„Ich glaube gar nichts, Frau Liebmann. Ich wollte nur a lle Möglichkeiten prüfen. Das ist doch verständlich, oder? Es geht schließlich um mein Leben.“
Abrupt blieb sie stehen. „Wenn Sie einen Rat hören wollen, verlassen Sie Thorsten! Er ist ein arroganter, rechthaberischer, herrschsüchtiger Bastard!“
Wo sie Recht hatte, da hatte sie Recht. So blieb mir nur, zustimmend zu nicken.
Derart ermuntert redete sie weiter: „Dieses Monster hat immerhin seinen eigenen Bruder verprügelt und aus dem Haus gejagt. So einer ist das! Das hat er Ihnen wohl verschwiegen, was?“
„Aber erst“, hörte ich mich sagen, „nachdem sein Bruder Ihm seine Frau weggenommen hat!“
So, wie sich ihre vorhin noch so wundervollen Gesichtszüge nun hasserfüllt verzerrten, brach etwas von der Frau durch die rosa Prinzessinnenfassade, die ihr eigenes Kind im Stich gelassen hatte. Sie unterbrach den spannungsgeladenen Augenkontakt mit mir, wie man eine Nabelschnur abschneidet, und wirkte mit einem Mal wieder vornehm kühl. „Wer auch immer Sie überfahren wollte, ich war es nicht. Warum sollte ich? Und wenn Sie sich mit Thorsten einlassen, sind Sie sowieso gestraft genug. Ihm sind immer nur sein Beruf und das blöde Boxen wichtig, sonst gar nichts. Aber das werden Sie sicher auch schon gemerkt haben. Doch ich kann nicht leugnen, dass derjenige, der auf Thorsten geschossen hat, meine ganze Sympathie verdient. Schade, dass er nicht besser getroffen hat!“
Mit einem grazilen Hüftschwung ging sie weiter , ganz die elegante Schönheit von vorhin. „Außerdem habe ich gehört, Thorsten würde es jetzt mit einer Frau nach der anderen treiben, oder mit mehreren gleichzeitig. Damit zeigt er endlich sein wahres Gesicht! Dann sind Sie für ihn sowieso bald Schnee von gestern.“
Ich hielt mit ihr Schritt. „Das bin ich jetzt schon. Aber wenn Sie mir nichts antun wollen, wer dann?“
„Woher soll ich das wissen? Vielleicht irgendeine eife rsüchtige Frau, die er benutzt und dann sitzen gelassen hat. Verrückte Weiber gibt es doch genug!“
„Ja“, bestätigte ich, „die gibt es genug!“
„Wenn Sie mich jetzt entschuldigen würden !“ Ihre erzwungene Höflichkeit unterstrich auf überraschend schmeichelnde Weise ihre Vornehmheit. „Ich muss weiter.“
Sie warf ihr herrliches Haar in den Nacken und stolzierte gru ßlos davon.
Und ich fuhr nach Berlin zurück, wo ich sofort Jürgen telefonisch über meinen Besuch bei Thorstens Exfrau unterrichtete. Dass ich dort war, hatten ihm seine Leute schon erzählt. Anscheinend waren das doch die beiden Business-Männer in den wichtigen Anzügen gewesen.
Anschließend ging ich rastlos aus dem Haus, denn mir war nach Ablenkung, Leben, Großstadt und diesen Bouletten mit Kartoffelsalat, die es in dem la uschigen Bistro um die Ecke gab. Dazu bestellte ich mir allen Kalorien zum Trotz eine Berliner Weiße mit Waldmeister.
Kurz erwog ich die Möglichkeit, Thorsten zu besuchen und auch ihn über meine Ermittlungen zu informieren. Ein Teil von mir fand das fair, während ein anderer Teil von mir es als das schlecht getarnte Verlangen entlarvte, ihn wiederzusehen.
A lso ließ ich es sein. Ich hatte ja sowieso nichts Erhellendes herausgefunden.
Jetzt, da ich jene ominöse Caroline kennengelernt hatte, war ich so schlau wie vorher.
Konzentriert scha ute ich in jede Richtung und schloss meine Finger unwillkürlich fester um den Henkel meines Einkaufskorbs, bevor ich die Straße überquerte. In den letzten Tagen hatte ich aufgepasst wie ein Wachhund, aber der dunkelblaue Twingo war nicht mehr aufgetaucht.
Oder lag das an den Schutzritual en, die ich gemacht hatte? Wer konnte schon mit Sicherheit voraussagen, wie sie wirkten!
Kaum war ich in meiner Wohnung angekommen, klinge lte das Telefon.
„Wo zum Teufel bleibst du ?“, dröhnte Thorstens Stimme durch den Hörer.
Tief durchatmend kämpfte ich gegen dieses dumme Her zklopfen an, das er trotz aller Gegenmaßnahmen noch immer bei mir auslöste. Verdammt, ich musste mich endlich vor ihm schützen!
„ Wie bitte?“ Zum Glück gelang mir ein beiläufiger Tonfall.
„Du warst seit drei Tagen nicht mehr bei mir“, sagte er.
„Wozu auch?“ Das klang aber hitzig! In kühlerem Ton fuhr ich fort: „Keine Sorge, ich treffe mich weiter mit Lisa. Wir waren gestern im Kino.“
„Ja, das hat sie mir erzählt.“ Ich konnte sein Durchatmen höre n. „Ich bin dir sehr dankbar, dass du dich weiter um sie kümmerst.“
„Das
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