Liebhaberstück Xenia (German Edition)
Kleinkalibriges, drum sind Sie nicht schwerer verletzt. War Ihre Exfrau mal in einem Sportschützenverein?“
„Nein“, antwortete Thorsten. „Was sie nach der Sche idung gemacht hat, weiß ich allerdings nicht.“
„Ist eine Ihrer ehemaligen Geliebten in einem Schützenve rein oder sonst eine Frau, die Sie kennen?“
Thorsten zeigte das Hartmann’sche Schulterzu cken.
Ich antwortete für ihn: „ Bringen Sie ihn nicht in Verlegenheit, Herr Reinold! Er ist schon damit überfordert, sich all ihre Namen zu merken.“
Der Kommissar grinste mich an: „Nennen Sie mich Jürgen! Ich weiß, das gilt als unprofessionell, aber ich habe lange bei der Polizei von New York gearbeitet. Dort sieht man das lockerer.“
„Also gut“, mein Lächeln war bewusst liebenswert, „Jü rgen.“ Sollte Hartmann doch sehen, dass ich ihm nicht hinterher trauerte! Sollte er sehen, dass es noch andere Männer gab außer ihm!
Thorsten scha ute tatsächlich so sauer drein, als hätte er Sodbrennen.
Gut!
„Kennen Sie jemanden, der in einem Schützenverein aktiv ist oder war?“, fragte Jürgen mich.
Verneinend schüttelte ich den Kopf.
Er erhob sich. „Dann werde ich mal gehen. Schauen Sie später doch in meinem Büro vorbei, Xenia, damit wir die Details, die wir vorhin vor Ort rekonstruiert haben, zu Protokoll bringen? Sagen wir um 18 Uhr?“
„Ich weiß nicht, wo Ihr Büro ist.“
„Ich hol Sie ab. Sind Sie dann zuhause?“
Als ich nickte, fuhr er fort: „18 Uhr ist aber auch eine g ute Zeit zum Abendessen. Was halten Sie davon? Ich nehme den Schreibkram mit, dann verbinden wir das Nützliche mit dem Nahrhaften.“
„Ja, warum nicht!“ Ich bemühte mich um einen hocherfreuten Tonfall.
„Also dann bis 18 Uhr “, er nahm lächelnd meine Hand, „Xenia.“
Mein Nicken war huldvoll, wie ich hoffte. „Also dann bis 18 Uhr, Jürgen.“
Er wandte sich kurz Thorsten zu. „Auf Wiedersehen, Dr. Hartmann!“ Damit ging er und schloss die Tür hinter sich.
„Nennen Sie mich Jürgen!“ äffte Thorsten den Kommissar nach und richtete einen Blick auf mich, der gut und gern als sein Guten-Morgen-Starren hätte durchgehen können. „Wie kommt es, dass du diesen Kerl gleich beim Vornamen nennst, und mich hast du zwei Jahre drum kämpfen lassen?“
Was war das? War er etwa eifersüchtig? Doch nicht er ?
„Von wegen zu Protokoll bringen , das Nützliche mit dem Nahrhaften verbinden “, lästerte er weiter. „Ich bin wenigstens ehrlich zu den Frauen und sage gleich, was Sache ist.“
Ich unterdrückte ein amüsiertes Lächeln. „Das kann dir doch egal sein.“
„Du hast doch nicht vor, dich dem Typen an den Hals zu schmeißen, oder?“
„Wo das doch, wie wir wissen, ganz meine Art ist!“
„Verdammt, ich will nur nicht, dass du dir falsche Hoffnungen machst! Der Typ ist sicher verheiratet, hat zwei Kinder, einen Golden Retriever und ein Einfamilienhaus in der Vorstadt.“
„Woher willst du das denn wissen?“
„Das sieht man doch!“
Nun öffnete sich erneut die Tür, und Frau Hartmann trat mit L isa ein. Als ich Lisa mit hinunter zum Eisessen nahm, lud ich sie für morgen ins Kino ein.
Begeistert stimmte sie zu.
Nein, er war sicher nicht eifersüchtig!
Oder doch?
Und wenn schon! Dann bede utete das nur, dass er mir kein Vergnügen mit einem anderen Mann gönnte, während er es weiter mit Frauen in roten Spaghettiträgerkleidern trieb.
Aber warum ist er mir dann nachgefahren, ohne Spaghettiträgerfrau? Er muss sie einfach bei Mick stehen gelassen haben. Heißt das nicht, dass ich ihm doch etwas bedeute?
Nein, das hieß nur, dass er meine n Heulanfall in Micks Armen mitgekriegt hatte und mich aus Mitgefühl trösten wollte – er war ja kein Unmensch – wobei er sicher verständnisvollen Blick aufgesetzt hätte. Und er hätte mir in einem unerträglich sanften Tonfall gesagt, er wollte mich nicht verletzen, wir wären ja schließlich vernünftige Menschen, es würde nicht an mir liegen, er wäre eben so, blablabla, ich sollte mich doch erst mal beruhigen, wir könnten ja Freunde bleiben - und diesen ganzen Erwachsenen-Scheiß.
Da s hätte alles nur noch unerträglicher gemacht.
Diesmal sah ich es zu spät, das Auto. Es erfasste mich, als ich die Straße zwischen Parkplatz und meinem Wohnhaus überquerte. Ich rollte über die Motorhaube und kippte seitlich vom Wagen, als er in die Kurve ging.
Ich ignorierte Benommenheit und Schmerz, konzentrierte mich nur auf das Auto, dessen Rückseite sich mir den
Weitere Kostenlose Bücher