Liebhaberstück Xenia (German Edition)
trat sie näher.
Plötzlich hatte ich das Bedürfnis zu schreien. Ich tat es: „ Was habe ich nur an mir? Tauge ich als Frau nur für die Rolle der Mami? Sehen das die Männer in mir?“
Ich scha ute Frau Koslowski an. „Sehe ich etwa aus wie ein Heimchen am Herd?“
Frau Koslowski schüttelte den Kopf.
Dann schoss ich herum zu Thorsten. „Ich war schon mal in einer Ehe unglücklich, wo ich nur wegen Kind und Familienidylle gewollt wurde. Und das willst du mir wieder antun?!“
„Es ist nicht nur wegen Lisa, verdammt! “, brüllte nun auch er wütend. „Du hättest, bevor du eingeschnappt bist, vielleicht besser zuhören sollen, als ich gesagt habe, dass wir auch ansonsten gut miteinander klarkommen.“
„ Ja“, schrie ich zurück, „mit meinem Exmann kam ich auch ganz prima klar. Wir haben sogar dieselben Volksbegehren und Survival-Aufrufe unterschrieben und dieselbe Partei gewählt!“
Nun wurde seine Stimme gefährlich sanft: „Wage es ja nicht, mich mit deinem schwanzlosen Ex zu vergleichen!“
„Man darf nicht alle über einen Kamm scheren“, trug Frau Koslowski aus ihrem Erfa hrungsschatz bei.
„Da hörst du es !“, bellte Thorsten.
„Er will mich auch nur für sein Kind !“, schrie ich Frau Koslowski an.
„Trotzdem ist er nicht automatisch der Gleiche wie Ihr Exmann“, argumentierte sie dag egen.
Mir entwich ein unwirsches Knurren. „Aber das Resultat ist dasselbe!“
„Kindchen, überlegen Sie doch mal!“ Beschwörend hob Frau Koslowski die Hände. „Er hier“, sie deutete einen gichtgekrümmten Finger auf Thorsten, „ist ein Arzt in einer angesehenen Klinik. Bei der Pension, die der mal kriegt, brauchen Sie sich um Ihre Zukunft keine Sorgen mehr zu machen!“
„Ich bin selber reich , vielen Dank! Mir seinem mickrigen Arztgehalt kann er sich meinetwegen den Hintern wischen!“
Sie gab sich noch lange nicht geschlagen. „Seien Sie doch vernünftig! Ein Arzt, Mädchen! Man muss eben Abstriche machen! Wollen Sie denn ewig allein bleiben?“
Zu meiner großen Bestürzung schluchzte ich auf. „Ich hab in meinem Leben schon genug verdammte Abstriche gemacht! Ich will einfach nur als Frau geliebt werden! Ist das so unmöglich?“
„ Können wir vielleicht auch sachlich darüber reden?“ Thorstens Worte waren scharf wie ein Skalpell. „Willst du mich jetzt heiraten oder nicht?“
„Scher dich zum Teufel!“ Ich trat einen Schritt zurück und schlug die Tür zu.
Sie krachte gegen seinen Arm, den er blitzschnell hochg erissen hatte, und federte auf mich zurück. Bevor ich sie erneut zuschlagen konnte, stand sein Fuß schon dazwischen und sein Arm stemmte sich dagegen. Er neigte sich zu mir herunter. „Heißt das, dass du darüber nachdenkst?“
„Nein, das heißt, dass du verschwinden sollst!“ W ütend wischte ich die Tränen aus meinem Gesicht.
„Überlegen Sie sich das, Kindchen!“ Frau Koslowski bewies Hartnäckigkeit.
„Am besten, du beruhigst dich erst mal!“ Thorsten nahm mich beim Arm und schob mich in meine Wo hnung. „Und wir diskutieren das, wenn du wieder auf ein objektives Niveau runterkommst.“
Er schloss die Tür vor Frau Koslowskis Nase und schob mich weiter. Ich riss mich los.
Doch er packte mich mit beiden Armen, zog mich in die Küche, drückte mich auf einen Stuhl und zog sich den zweiten heran. Darauf setzte er sich und beuge sich zu mir, die Ellbogen auf seine Oberschenkel gestützt. „Du denkst, ich will dich nur wegen Lisa, Kleines, aber das ist falsch.“
Als ich nichts antwortete, fuhr er fort: „Das Heiraten ja, das ist wegen Lisa. Um ihr ein richtiges Zuhause zu g eben. Aber du weißt auch, dass ich dich dabei nicht sexuell frustrieren würde wie dein Arsch von Ex. Mich mit ihm zu vergleichen ist unfair.“
„D u würdest mich auf andere Weise frustrieren. Die Frauen in Spaghettiträgerkleidern, mit denen du herumhängst, würden mich frustrieren. Und die Frage, ob du zu spät zum Essen kommst, weil du noch eine Notoperation hast oder wegen dieser neuen hübschen Laborantin. Oder weil Silke wieder mal dran ist. Das würde mich frustrieren!“
„Wofür hältst du mich? Natürlich würde ich auf andere Frauen verzichten! Wenn schon heiraten, dann mache ich es richtig.“
„Das würdest du tun für Lisa?“ Nun hatte er mich wirklich beeindruckt. Das Schlimme war, ich verstand ihn.
Mein Zorn begann zu verrauchen, so dass ich in ruhigem Ton erklären konnte: „Ich habe so etwas auch getan für mein Kind, bin eingezwängt
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