Liebhaberstück Xenia (German Edition)
seiner Augen verriet siegesgewissen Mutwillen. „Mir geht es jetzt schon viel besser, so sehr freue ich mich, mit euch nach Paris zu fahren.“
Der mörderische Blick, den ich ihm zuwarf, entlockte ihm lediglich ein kämpferisches Grinsen.
„Bitte !“, flehte Lisa. „Nimm Papa mit!“
Wie niederträchtig, Lisa zu benutzen , um mich zu manipulieren! Aber ich merkte gleichzeitig auch, wie ich schwach wurde, als Lisa mich so ansah.
„Das wäre für mich seit… sehr langer Zeit wieder ein gemeinsamer Urlaub mit Lisa“, machte mich Thorsten zusätzlich fertig. „Bisher war das nicht möglich, weil sie… ein bisschen scheu war mir gegenüber. Aber das hat sich gegeben, was, mein Schatz?“
Er lächelte verschwörerisch auf sie herab, sie genauso zu ihm hoch.
„Bitte!“, wandte das Mädchen sich wieder an mich. „Er wird auch jetzt brav sein und ins Bett gehen und gesund werden, nicht, Papa?“ Sie schaute fragend zu ihm hinauf.
Er nickte eifrig , und Lisa folterte mich weiter mit diesen hoffnungsvollen Kinderaugen.
Damit knickte ich endgültig ein. „A lso gut!“
Lisas Nicken zeigte, dass sie nichts anderes erwartet hatte. „Dann komm, Papa!“ Sie nahm seine Hand. „Tschüss, Xenia, ich muss jetzt Papa zurück in das Krankenhaus bringen!“
Ich seufzte. „Tsc hüss!“
Zahm wie ein Lamm ließ Thorsten sich von seiner Tochter abführen. Als sie schon an der Treppe waren, schaute er kurz über Lisas Kopf hinweg zu mir.
Und zwinkerte mir zu.
Gut , dass mir noch rechtzeitig einfiel, eine Flasche Wasser in meine Sporttasche zu packen! Zwei Stunden Stepptanz ohne Trinken wäre hart geworden. Ich nahm den Schlüsselbund und öffnete die Wohnungstür.
Die Sporttasche löste sich vor Schreck aus meinen Fingern und ein kurzer Aufschrei aus meinen Stimmbändern.
Der Riesenkörper, der vor meiner Tür stand und gegen den ich fast geprallt wäre, war Thorsten Hartmann. Er ha tte den Finger an der Klingel und wollte offenbar gerade läuten.
„Hast du mich erschreckt !“, keuchte ich und tat so, als käme meine Atemlosigkeit daher. „Was willst du schon wieder hier? Geh zurück in dein Krankenbett!“
„Nein, nicht mehr nötig, ich bin okay. Ich habe mir he ute die Fäden gezogen und mich selber entlassen. Darf ich nicht rein?“
„Nein. Was willst du?“ Fahrig hob ich meinen Sportbeutel auf.
„Ich will, dass du mich heiratest !“, sagte er.
„Was?“ Natürlich hatte ich mich ve rhört.
„Heirate mich !“, bestätigte er jedoch.
Schlagartig erfasste mich ein gewaltiger Tornado aus Fre ude – Oh, Göttin, er liebt mich! – und Lust – Ich will ihn! - und Furcht – Er macht nur einen Witz! Darüber kann ich überhaupt nicht lachen! – und Glück – Ja! Ja! Ja! Ja! – und Angst – Hoffentlich sieht mein seliges Grinsen jetzt nicht allzu dämlich aus, sonst macht er noch einen Rückzieher!
Ich musste mich beidseitig am Türrahmen festhalten, sonst hätte die Wucht der Emotionen mich zu Boden geworfen.
„Du kannst es dir ja noch überlegen“, fuhr er fort. „Aber ich dachte, es wäre das Beste. Wir kommen gut klar mi teinander und für Lisa wäre das die optimale Lösung.“
Für Lisa.
Jäh riss es mich herunter von meiner Gefühlsachterbahn. Ein Schmerz fuhr in mich wie damals, als ich ihn Arm in Arm mit der Spaghettiträgerfrau gesehen hatte.
Ungeduldig trat er von einem Fuß auf den anderen. „Willst du mich nicht erst mal reinlassen?“
Quälend nach Halt suchend krallten sich meine Finger in das Türrahmenholz, das noch immer das Einschussloch aufwies. Selbst wenn ich es gewollt hätte, hätte ich meine Finger nicht davon lösen können. Nicht solange dieser Schmerz noch in mir wütete.
„Also, was ist jetzt ?“, fragte er ungeduldig. Ich sah ihm an, dass er mit dem Gedanken spielte, mich einfach wegzuschieben und sich Eintritt zu verschaffen.
„Verschwinde !“, krächzte ich.
„Was s oll das jetzt?“ Er wirkte gekränkt. „Gegen alle meine Prinzipien mache ich dir einen Heiratsantrag, und du tust so, als hätte ich dir beim Sparring einen Tiefschlag versetzt.“
„Steck dir… deinen blöden Antrag… sonst wohin, Har tmann!“ Die Worte kamen stockend und atemlos. Aber ich brachte die Selbstachtung auf, sie auszustoßen.
„Habe ich das richtig verstanden?“ Er klang jetzt nicht nur g ekränkt, sondern verletzt.
„Ja wirklich, das kann doch nicht Ihr Ernst sein !“, ertönte auch noch Frau Koslowskis missbilligende Stimme von der Treppe er. Lauernd
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