Liebhaberstück Xenia (German Edition)
orientierte.
Was hatte ich gleich noch mal erst vorhin beschlossen? Die restliche Zeit noch zu genießen?
Das tat ich dann auch.
Hemmungslos lief ich Händchen haltend mit Thorsten durch Paris, legte auf dem Eifelturm meinen Arm um ihn und lehnte mich in der Metro gegen ihn.
So hemmungslos, dass Max sich später, als wir wieder zurück in Disneyland waren und vor der Kasse des Hakuna-Matata-Restaurants anstanden, zu mir beugte und mir zuraunte: „Bist du eigentlich mit Thorsten zusammen?“
Ich schüttelte den Kopf. „Nein.“
„Schade !“, erwiderte er lediglich und wandte sich sogleich wichtigeren Dingen zu, wie etwa der Frage, ob er das Simba-Menü oder lieber das Mickey-Spezial-Dinner nehmen sollte.
Den Rückflug überstand ich besser als erwartet. Anstatt mich in dem erwarteten Frustrationstief einzufinden, in dem ich mich seinerzeit bei meiner Rückreise aus Schottland häuslich eingerichtet hatte, wurde ich ständig von Lisa abgelenkt mit Fragen über das Flugzeug und über Cinderella und über die komische Brille der Frau in der Reihe neben uns.
Es war fast so, als würde das Mädchen die Jahre des Schweigens nun auf einmal aufholen wollen.
Auch während der Fahrt in Thorstens Auto plapperte sie die ganze Zeit vom Flughafen, wo das Auto geparkt war, bis zum Haus von Frau Hartmann, wo wir Lisa absetzten. Dann konnte sie es gar nicht erwarten, ins Haus zu hüpfen, ihrer Großmutter alles ganz genau zu erzählen und ihr die Schneewittchen-Spieluhr zu zeigen, die sie in einem der Disneyland-Geschäfte erstanden hatte.
Anschließend fuhren wir zu meiner Wohnung. Max verabschiedete sich gleich am Auto von Thorsten, schnappte sich jedoch auf dessen „He!“ hin zu meiner Verblüffung unsere beiden Reisetaschen, bevor er hoch in die Wohnung stürmte, um seinen Freund Daniel anzurufen.
Thorsten folgte mir bis zu meiner Wohnungstür.
Ich sah ihn an voller Dankbarkeit für die schöne Zeit, die ich mit ihm gehabt hatte, und wusste nicht, wo ich die Reife dafür aufbrachte, ihm zu sagen: „Leb wohl, Thorsten! Ich wünsche dir von Herzen alles Gute.“
„Kein Lebwohl!“ Sanft strich er über meine Wa nge.
Spaghettiträgerfrau.
„Doch, leb wohl !“, beharrte ich vernünftig.
„Ich will dich nicht verlieren! Es wäre doch schön, wenn wir uns ab und zu s ehen.“
Spaghettiträgerfrau.
„Nein! Leb wohl!“ Mein Tonfall transportierte etwas weniger Liebe, dafür umso mehr Entschlossenheit.
Jetzt klang Thorsten verärgert. „Ich werde nicht betteln!“
„Das ist beruhigend.“
Er küsste mich mit verheerender Leidenschaft, riss sich dann los, taumelte fast zurück, bellte mich an: „Dann denk an mich, wenn du einsam in deinem verdammten Bett liegst!“
„Und denk du an mich“, schoss ich zurück, „wenn du vor lauter Abstützen beim Sex einen Tennisarm kriegst!“
Sein Blick verriet strapazierte Selbstbeherrschung. Fluchend drehte Thorsten sich um und stapfte wütenden Schritts davon.
Die Strategie hatte ich mir schon vor der Parisreise zurechtgelegt.
Die Strategie, mich beschäftigt zu ha lten.
Viel zu unternehmen, viel zu lesen, viel zu organisieren. Außerdem hatte Freya seit zwei Wochen ihren Laden geschlossen und wohnte nun ganz bei Mick, während sie mit meiner Hilfe ihre neuen Berliner Boutiqueräume einrichtete. Auch in der Freizeit unternahm sie viel mit mir.
Sicher weil sie ahnte, wie schlecht es mir gehen würde nach der Parisreise, seit ich Thorsten endgültig aus meinem Leben verbannte hatte.
Das heißt, w enn ich es zugelassen hätte, dass es mir schlecht ging, was natürlich nicht der Fall war. Schließlich verdiente es ein Weiberheld wie er nicht, dass eine Frau mit auch nur einem Funken Selbstachtung einen Gedanken an ihn verschwendete! Ich war ja abgelenkt. Und ob ich abgelenkt war!
Zur Sicherheit hielt ich sogar wieder Produktschulungen über unsere Nahrungsergänzungen, so wie heute Nachmittag die bei Mick, die er für seine Berliner Gruppe organisiert hatte. Ganz in seinem redlichen Bemühen, das Maximale aus mir herauszuholen, wollte er mir auch noch die Telefonsession aufs Auge drücken, die er nach der Produktschulung anberaumt hatte, doch ich beschloss, es mit geschäftlichen Aktivitäten nicht zu übertreiben und stattdessen mit Freya Eis essen zu gehen. Später, so ordneten wir an, sollte Mick seine Frau bei mir abholen.
Der heiße Kuss, mit dem die beiden sich dann voneinander verabschiedeten, entzündete sich zu etwas ungeplant Elementarem, das mir
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