Liebhaberstück Xenia (German Edition)
sagte, dass unser Frauentreffen nur so lange dauern würde, bis Mick mit seiner Telefonsession fertig war.
Und keine Min ute länger.
Verständnisvoll war mei n Lächeln, nicht etwa neidisch.
Nein, natürlich nicht neidisch.
Mick riss sich los von seiner Frau und marschierte zurück ins Haus. Ich überquerte die Straße, ging zu meinem Auto, das ich am gegenüberliegenden Fahrbahnrand geparkt hatte, und sah in den Augenwinkeln Freya nachkommen.
Was ich dabei auch sah, war der Kleinwagen.
Im Sprung kreischte ich Freya eine Warnung zu. Sie machte einen Satz nach rechts wie ich nach links. Das Auto quietschte zwischen uns hindurch und flüchte um die Ecke. Ein dunkelblauer Twingo. Mehr hatte ich nicht erkannt.
„ Dummes Arschloch!“, rief Freya dem Wagen hinterher.
„Bist du okay ?“, schrie ich zurück.
Sie kam rüber zu mir. Wütend und unversehrt.
„Hast du irgendetwas erkannt an dem Auto ?“, fragte ich eindringlich. „Nummernschild oder Fahrer oder irgendwas?“
„Dunkelblau, eine kleine Kiste, vielleicht Fiat. Sonst h abe ich nichts gesehen. Es ging zu schnell. Warum?“
„Oder ein Twingo?“ Ich öffnete die Fahrertür und stieg ein.
Sie zuckte die Schulter fast schon wie Mick. „Auch mö glich. Warum fragst du? Wenn du den Arsch anzeigen willst, kannst du das vergessen. Dazu brauchen wir mindestens das Autokennzeichen.“
„Steig ein!“
Sie setzte sich auf den Beifahrersitz.
Doch ich fuhr nicht los, sondern schlug mit meinen Hä nden auf das Lenkrad. Zuerst Thorsten, nun Freya. „Jetzt reicht es!“
„Was?“ Freya blickte mich irritiert an.
Da gerade ihr Leben in Gefahr gebracht worden war, ha tte sie ein Recht darauf, es zu wissen. „Jemand will mich töten. Eine Frau. Auch der Schuss, der Thorsten erwischt hat, hat in Wirklichkeit mir gegolten.“
Interessiert beugte sie sich zu mir. „Ich dachte, das wäre Thorstens Ex gewesen , die sich an ihm rächen wollte!“
„Das wäre möglich. Aber die Polizei sagt, Thorstens Ex hat ein Alibi.“ Ich startete den Wagen und fuhr aus der Parklücke. „Und ich dachte wirklich, es wäre vorbei. Die Polizei bewacht rund um die Uhr den Hauseingang, wo ich wohne, und seitdem ist der dunkelblaue Twingo dort nicht mehr aufgetaucht, der schon zweimal versucht hat, mich zu überfahren.“
„Das jetzt eben ist nicht vor deinem Haus passiert. Jemand muss gemerkt haben, dass die Polizisten dort herumhängen.“
„Sie machen das inkognito. Sie zu entdecken erfordert schon genaues Hinschauen und intensives Beobachten.“ Unwillkürlich erschauderte ich. „Jemand muss mir gefolgt sein. Vielleicht stand der Twingo einen Häuserblock weiter, damit die Polizei ihn nicht sieht, und ist mir dann gefolgt, als ich zu Mick gefahren bin.“
„Weißt du was! Wir gehen nicht Eis essen, sondern fa hren zu dir und machen ein Ritual!“
„Ich habe schon alle möglichen Schutzrituale gemacht, das kannst du mir glauben!“ Auch für Thorsten.
Insbesondere für Thorsten.
„Ic h dachte eher an eine Verhexung“, präzisierte Freya. „Den Mörder bannen, verfluchen, vernichten. So was in der Art.“
Mir steckte noch imme r der Schreck in den Knochen. „Danach wäre mir jetzt auch.“
Beim Aussteigen schaute ich mich genau um und erkannte weder den Twingo noch die Polizisten. Freya entdeckte schließlich am Ende der Straße einen grauen BMW, in dem ein Mann und eine Frau saßen. Wahrscheinlich waren das die wackeren Staatsdiener.
„Sollen wir hingehen und ihnen sagen, was für einen laus igen Job sie machen?“, fragte Freya.
„Nein, die können ja nichts dafür, dass d er Feind sein Spielfeld geändert hat.“ Wir betraten den Hausflur und huschten rasch zur Treppe, um Frau Koslowski zu entgehen. Ein Automatismus, den auch Freya inzwischen beherrschte.
Soweit, dass sie auch die Lautstärke senkte. „Du solltest ihnen aber sagen, dass du vorhin fast umgenietet worden wärst!“
„Ja, aber da rufe ich lieber direkt den Kommissar an. Nach unserem Ritual, denn ich bin so wütend, dass mir eine kleine Verfluchung jetzt eher ein Bedürfnis ist als die hilflose Betroffenheit eines Kommissar Reinold.“
Ihr Nicken zeigte Verständnis. „ Hast du schwarze Kerzen?“
Ich schloss die Wohnungstür auf. „Ich denke schon. Die vom letzten Samhain müssten noch da sein.“
Sie betrat meine Wohnung und begann schon mal, den Couchtisch weg zu schieben, um eine genügend große Fläche für den Ritualkreis zu schaffen. Während ich Kerzen, Räucherung
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