Liebhaberstück Xenia (German Edition)
Getränke schon vor dem Eintreffen der ersten Gäste genussfertig dastanden, öffnete ich eine Flasche Prosecco, ließ ihren Inhalt in zwei langstielige Gläser perlen, reichte eins Freya und setzte mich zu ihr. „Auf uns und darauf, dass alles so überpünktlich fertig geworden ist.“
„Auf uns!“ Freya stieß mit mir an, trank einen Schluck, nickte dem Prosecco anerkennend zu und stellte ihr Glas auf den Frohmüller’schen Plastikgartentisch. Blinzelnd blickte sie über mich hinweg. „Da ist Mick ja schon. So früh…“, sie stoppte mitten im Satz, riss die Augen auf. „Was ist passiert?“
Ich folgte ihrem alarmierten Blick und sah Mick daherkommen.
Eigentlich war alles normal an ihm – „Hallo , Schatz!“ Küsschen Freya, „Hallo, Upline!“ Küsschen ich – wäre da nicht der weiße Klebstreifen quer über der Nase und der frische Bluterguss links und rechts davon gewesen.
„Nur die Ruhe, es ist nur die Nase!“ Er strich Freya übers Haar, die inzwischen aufgesprungen war und ihn suchend abtastete, wie um zu überprüfen, ob alles andere unverletzt war.
„Bier?“ , bot sie ihm an.
„Oh, ja, du k ennst meine geheimsten Wünsche!“ Der Plastikstuhl neben dem seiner Frau hielt erbebend aber tapfer seinem Gewicht stand, als er darauf niederplumpste.
„Wie ist es passiert? Beim Boxtraining?“ Freya reichte ihm eine Flasche Guinness.
„Weder noch.“ Mick nahm einen Schluck und atmete mit einem genussvollen Ächzen aus. „Bis zur Trainingshalle hab ich es gar nicht geschafft. Es ist schon in der Umkleide passiert.“
„ Wie das?“ Interessiert beugte sich seine Frau zu ihm.
„Ich hab mich mit Thorsten gepr ügelt.“
„ Was? “ Ich sprang auf. „ Bist du verrückt! Wo er erst operiert worden ist! Was hast du…“
„ Reg dich ab, Upline!“, fiel er mir ungewohnt barsch ins Wort, griff über Freya hinweg und zog mich zurück auf meinen Stuhl. „Das mit seinem Loch im Fell ist ja wohl doch schon eine Weile her. Außerdem hat er auf mich gar nicht so bettlägerig gewirkt, als er mir in die Fresse gehauen hat. Keine Angst, er hat nichts Schlimmes abgekriegt. Nur“, er gönnte sich ein eiliges Lächeln voller Genugtuung, „zwei schöne Veilchen.“
„Wer hat den Kampf gewonnen?“, erkundigte sich Freya. „Ich frage nur, damit ich weiß, wem von euch ich meinen BH entgegenschmeißen soll.“
„ Natürlich bin ich der Champion!“ Demonstrativ hieb Mick die Bierflasche auf den Tisch. „Eins auf die Nase gegen zwei Veilchen, das ist ein Treffer gegen zwei. Klar habe ich gewonnen!“
Sie lächelte wohlwollend. „Es kommt darauf an, wie du die gebrochene Nase wertest. Aber warum hast du dich eigentlich mit Thorsten geprügelt?“
Mick reckte den Kopf nach dem Buffet. „ Diese Torte da drüben, ist das deine anbetungswürdige Physalis-Joghurt-Torte, Schatz?“
„Ja, das ist sie! Aber die wird erst angeschnitten, wenn die Gäste da sind! Und jetzt erzähl endlich! Um was habt ihr gestritten? Wer zuerst an den Sandsack darf?“
Stöhnend fasst e sich Mick an die Stirn. „Ich fürchte, wenn ich nicht gleich ein Stück von der Torte kriege – ein großes Stück, oder besser zwei große – kann ich mich vor Hunger und Unterzuckerung gar nicht richtig konzentrieren.“ Unbehaglich massierte er seine Schläfen. „Wo mir eh noch der Schädel dröhnt von Thorstens fieser Linken. Und dann noch das Magenknurren! Da weiß ich wirklich nicht, ob ich mich an das alles genau erinnern kann. Ich kann bereits spüren, wie sich mein Gedächtnis verabschiedet, oh, danke, Schatz!“
Schon hatte er ein riesiges Stück Torte vor sich.
Freya setzte sich wieder. „Und jetzt erzähl!“
Vol ler Entzücken ließ Mick sich die Torte im Mund zergehen.
„Verdammt, Mick!“ N un riss mir der Geduldsfaden. „Rede endlich!“
Er schluckte seinen zweiten Bissen herunter und m usterte mich. „Wenn du es genau wissen willst, Upline, wir haben uns wegen dir geprügelt.“
„Was ?“, hauchte ich schockiert.
„ Ach ja?“ Freya zog gespannt ihre Augenbrauen hoch.
Mick pustete die Luft aus seinen mächtigen Lungen. Eine Menge Luft. „Ihr gebt keine Ruhe, bis ihr alle Details aus mir herausgeholt habt, oder? Na schön! Ich war sauer auf Thorsten“, er sah mich an, „weil Freya mir erzählt hat, dass er dich neulich wieder zum Weinen gebracht hat.“
Mein Blick schoss vorwurfsvoll zu meiner Freundin, woraufhin sie ein Schulterzucken zeigte – ein hartmännisches – und meinte: „Ich
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