Liebhaberstück Xenia (German Edition)
oder?“
„ Ich hab ihm nur gesagt, dass ich Karla klargemacht habe, dass ich keine weiteren Mordversuche wünsche.“
Sie lachte auf.
„Seitdem“, fuhr ich fort, „ hat er wohl ihr Telefon und ihre Post und was weiß ich noch was alles überwachen lassen. Dass sie überstürzt in der Klinik gekündigt hat, hat er zum Anlass genommen, sie noch mal zu verhören. Sie wäre wie ausgewechselt gewesen, hat er gemeint.“
Verwundert schüttelte ich den Kopf. „Nicht so frech ve rlogen wie bei ihrer letzten Befragung, sondern eingeschüchtert und nervös. Es fiel ihm diesmal leicht, sie in Widersprüche zu verstricken, bis sie ganz eingeknickt ist und gestanden hat.“
„Das heißt wohl auch, dass wir uns nicht mehr darauf fre uen dürfen, von knackigen Bodyguards beobachtet zu werden.“
„Falls es dich beruhigt, die beiden letzten waren eine dü rre Frau und ein fetter Mann mit Glatze.“
„Oh.“ Sie nahm einen Schluck Tee. „Und? Hat dein Kommissar dich endlich zum Essen eingeladen?“
„Nein, die Ermittlungen sind ja noch nicht abgeschlo ssen.“
„Und wen n sie es sind? Wirst du dann mit ihm ausgehen?“
„Ich wünschte tatsächlich, ich könnte mich für die Idee ein bisschen mehr erwärmen! Obwohl…“, ich trank meinen Tee aus und stand auf, „…er durch Karlas Verhaftung in meiner Achtung gestiegen ist. Das muss ich fairerweise zugeben, nachdem ich gedacht habe, er würde nichts auf die Reihe kriegen. Offenbar habe ich ihm da unrecht getan.“
„Dann geh doch mit ihm aus!“
„Ach, ich weiß nicht!“ Beruhigt, dass genug Scheine darin steckten, schob ich meinen Geldbeutel in die violette Handtasche. „Er ist nett.“
Freya erhob sich. „Nette Männer sind langweilig!“
„Er ist sehr rücksichtsvoll und freundlich.“
„Das wird ja immer schlimmer!“
„Wohlerzogen und höflich.“
Freya schüttelte sich angewidert. „Das ist ja ekelhaft!“
„Gehen wir?“
Ihr „Ja!“ war ein fröhliches Aufjuchzen. Wir hatten heute den Besuch eines neu eröffneten Ladens für erotische Dessous in Kreuzberg geplant – eine der Aktionen, wo der Kauf eines BHs stundenlanges Abwägen und einen anschließenden Eisbecher erforderte.
Als ich das Teelicht im Stövchen ausblies, klinge lte es an der Tür. Da ich ein Paket mit unserer neuen Mystic-Firerose- Bodyserie erwartete, öffnete ich ohne zu zögern.
Und fro r fest.
Er trug grüne, unförmige Klinikskleidung zu seiner unfreundlichen Miene.
Sogleich hasste ich mich dafür, dass ich mir wünschte, ich hätte Wimpernt usche aufgelegt.
Hätte statt der weiten beigefarbenen Hose meine sexy hautenge angezogen.
Hätte Lippenstift aufgetragen oder wenigstens einen Spritzer von diesem Mystic-Wildcherry- Parfum.
Hätte…
„Hallo, Kleines!“
„Was willst du?“ Meine Stimme sollte barsch klingen, doch ich konnte froh sein, die Worte überhaupt herauszubringen, solange mein Herzschlag wie ein Dampfhammer auf meine Lungen eindrosch.
„Ich wollte dir nur etwas Wichtiges sagen “, erwiderte er. „Willst du mich nicht reinlassen?“
„Nein.“ Noch immer reichte mein Atem nicht für den kaltschnäuzigen Tonfall, den ich mir jetzt gewünscht hätte.
Verstimmung glimmte in seinen Augen auf. „Warum nicht? Hast du etwa Besuch?“
„Ja!“
Ruppig drängte er sich an mi r vorbei und riss meine Schlafzimmertür auf. Offenbar befriedigt, dass dort niemand zu finden war, wandte er sich dem Wohnzimmer zu, aus dem nun Freya ganz beiläufig schlenderte. „Ah, du bist’s, Schwägerin! Hallo!“
„Hallo, Thorsten! Wer sollte es denn sonst sein? Vielleicht der gutaussehende Kommissar?“ Sie lächelte herrlich durchtrieben.
Mit einem wütenden Ruck zog ich die Schlafzimmertür zu. „Wie kannst du es wagen, hier ungebeten einzudringen!“ Wohltuende Empörung füllte mich mit willkommener Energie. „Wen auch immer ich zu Besuch habe, geht dich einem Dreck an! Und jetzt verschwinde endlich!“
„Ich muss dich sprechen, Kleines. An besten a llein.“
„Wir haben nichts mehr allein zu besprechen. Geht es um Lisa? Ich gehe am Sonntag mit ihr und ihrer neuen Freu ndin in den Zoo. Deine Mutter weiß schon Bescheid.“
„Nein, es geht nicht um Lisa. Es geht um Karla.“ Er warf einen unbehaglichen Blick auf Freya.
„Karla?“ Ich gönnte mir die Genugtuung, so zu tun, als würde ich angestrengt nachdenken. „Meinst du etwa die Karla, die du ab und zu mal zwischendrin vernaschst, wenn gerade keine andere greifbar ist, und die mit
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