Liebhaberstück Xenia (German Edition)
mir sehr gut, besonders der letzte Part: und dann trennen wir uns ohne Getue . Das gefällt mir so gut, dass wir diesen Punkt vorziehen und das andere vergessen sollten. Sie haben sicher ein Handy dabei, mit dem Sie sich ein Taxi rufen können!“
Fahrig wischte ich meine Brillengläser sauber und beugte mich zurück ins Auto, um meine Tasche zu holen, doch außer meinem alten ADAC-Atlas und einem von Maxis zerknitterten Computerspielheften war nichts auf der Rückbank.
„Suchen Sie das hier?“ Thorsten Hartmann hielt meine Tasche in der einen, die Schlüssel in der anderen Hand. Er schlug die Beifahrertür zu, schloss den Wagen ab und ließ den Schlüsselbund in der vorderen Hosentasche seiner Jeans verschwinden, wobei er ihn übertrieben tief hineinsteckte. Selbst im Zwielicht der Laternen konnte ich sein anzügliches Lächeln wahrnehmen.
„Versprechen Sie mir, dass Sie anschließend mit mir au sgehen, und ich warte schön brav im Auto auf Sie“, versuchte er es.
„Nein!“
„Wie Sie wollen!“ Er wandte sich um und ging auf eines der Einfamilienhäuser zu.
Ich verfolgte ihn und holte in erst an der Haustür ein. „Sie werden doch nicht etwa mit hineingehen wollen!“
„Wo soll ich klingeln?“
Resolut drängte ich mich an ihm vorbei und las die Schi lder an den beiden Klingelknöpfen, bereute es aber augenblicklich, denn er wich keinen Millimeter zur Seite, sondern keilte mich zwischen sich und der Haustür ein. Was die Lage zusätzlich komplizierte war sein Kinn, das sich von oben auf mein Haar legte und sich daran rieb.
Da mir in dieser Lage so schnell nicht einfallen wollte, ob ich bei „Lodenbichler E.“ oder „Lodenbichler W.“ klingeln sollte, drückte ich hektisch beide Klingelknöpfe und versuchte anschließend, mir mit meinem Ellbogen wieder Platz und Respekt zu verschaffen.
„Wenn Sie mit mir ausgehen, lasse ich Sie jetzt zufrieden!“
„Ich lasse mich nicht erpressen, Mistkerl!“ Mein Herz hämmerte gegen meine Rippen. Und die Brille begann erneut, sich zu beschlagen.
Als sich endlich nach atemlosen Ewigkeiten die Haustür öffnete, stolperte ich mit Schwung in den erleuchteten Hausflur und prallte direkt auf Herrn Lodenbichler, der mich zwar reflektorisch auffing, durch den Aufprall aber mehrere Schritte rückwärts taumelte und neben einer älteren Dame zum Stehen kam, die mich mit unverhohlener Skepsis musterte. Sicher seine Mutter. Er hatte bei der Konzeptpräsentation erwähnt, dass er mit ihr im Haus wohnte.
„Oh, hallo, Herr Lodenbichler !“, versuchte ich Boden zu gewinnen. Und mein Gleichgewicht. „Guten Abend, Frau Lodenbichler, schön, dass ich Sie auch kennenlerne!“ Ich löste mich aus den Armen des verdutzten Interessenten und schüttelte ihm und seiner Mutter die Hand. Zu ihr sagte ich noch mit einem gekonnten Lächeln: „Schön, dass Sie sich auch die Zeit nehmen, sich unsere Produktpalette anzuschauen!“
Ich sah, wie ihr unverändert skeptischer Blick hinter mich fiel und be eilte mich klarzustellen: „Das ist Dr. Hartmann. Er ist nur hier, um meine Sachen zu tragen.“ Und mit einem wohltuend hochmütigen Blick nach hinten: „Herr Dr. Hartmann, die Tasche bitte!“
Endlich fühlte ich mich wieder Herrin der Lage, als ich vor de n anderen die Treppe hoch in Herrn Lodenbichlers kleine Wohnung schritt. Alle anderen folgten mir, auch Thorsten Hartmann mit meinen Sachen.
Gut!
Das Ganze würde kurz, brillant und ein Spaziergang werden! Schon bei der Konzeptpräsentation hatte Herr Lodenbichler alles großartig gefunden, was ich von mir gegeben hatte. Nicht weil er so sehr auf ein zweites Einkommen erpicht schien, sondern wohl weil ich die einzige Frau außer seiner Mutter war, die sich für ihn interessierte, und sei es auch nur geschäftlich.
Herr Lodenbichler war ein Postbeamter, klein, dick, schüchtern und glatzköpfig. Ich hatte ihn in einer Postste lle kennengelernt, ihn gefragt, ob er interessiert wäre an einem zweiten Einkommen, und war wie ein Paradiesvogel in seine beschauliche Mutti-kocht-noch-immer-für-mich-Welt eingedrungen, hatte ihm Reichtum gezeigt, Reisen, Träume.
Herr Lodenbichler würde alles untersc hreiben, was ich ihm vorsetzte.
Ob ich deswegen Skrupel hatte? Nein, natürlich nicht, denn wie jeder würde er profitieren von den Produkten oder von dem neuen Horizont, den ich ihm eröffnete. Und ich würde den neuen Geschäftspartner haben, den ich für die Johnson-Qualifikation noch brauchte! Da auch Frau Gerhardt zugesagt
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