Liebhaberstück Xenia (German Edition)
Was seinem charmanten Lächeln eine seltene Note verlieh.
„Wir hatten keine Wahl“, antwortete Freya. „Dani und sein Freund hätten sonst wohl versucht, uns an den Haaren hierher zu schleifen.“
Lachend entließ Mick unsere Begleiter mit einem „Da nke, Jungs!“, packte Freya und mich um die Schultern und schob uns an den größten der Tische, wo eilig Platz für ihn gemacht und Stühle gerückt wurden.
Mick bot uns zwei nebeneinander stehende Plätze an und setzte sich neben Freya. Und bevor ich es verhindern konnte, nahm Thorsten Hartmann den Stuhl neben mir.
Er und Mick wurden von einem kleinen, stämmigen Mann mit schwarzen Haaren, schwarzem Schnurrbart und schwarzen Augen per Handschlag begrüßt. „Chiao Thorste, chiao Mick!“
„Chiao Fabio“, war die simultane Antwort der Angespr ochenen.
„Was wir solle begieße, eh ?“, erkundigte sich Fabio. „Wolle Feier oder trinke aus Frust?“
„Feiern, Fabio “, rief einer der Anzug tragenden Herren, die auch mit an unserem Tisch saßen. „Die Hartmanns haben alle gewonnen! Und unser Manuel ist wieder Jugendmeister!“
„Gewonne, eh?“ Fabio wirkte skeptisc h. „Verarsche, oder was? Aussehe ob kriege ordentlich in Fresse!“ Er deutete anklagend auf die beiden Hartmänner.
„Wir haben trotzdem gewonnen “, beharrte Mick. „Also her mit den Pizzas!“
„Warte, warte! Erst trinke!“
Mick verlangte ein großes Apfelsaftschorle, Freya auch. Als ich den Mund aufmachte, um meine Bestellung zu machen, hörte ich Thorsten Hartmanns Stimme: „Die Dame kriegt einen Campari Orange. Ich nehme ein Apfelsaftschorle.“
„Nein danke!“ , widersprach ich freundlich, aber bestimmt. „Ich muss noch Auto fahren. Ich nehme einen kleinen Orangensaft bitte!“
„ Bring ihr einen Campari Orange, Fabio!“, korrigierte Hartmann vermessen und fügte noch zu mir gewandt hinzu: „Keine Sorge! Ich fahre Sie heim.“
„Denken Sie nicht mal im Traum dran!“ , erwiderte ich weniger freundlich. „Einen Orangensaft bitte!“
„Camp ari Orange, Fabio! Der letzte Campari Orange hat mich immerhin bis vor Ihre Wohnungstür gebracht!“
„ Was?“, fragte Mick über Freya und mich hinweg. „Heißt das, du hast sie schon mal besucht? Davon weiß ich ja gar nichts!“
„Und was hat dich aufgehalten, wenn du es nur bis zu i hrer Wohnungstür geschafft hast?“, erkundigte sich ein langer, hagerer Mann mit Halbglatze und Brille weiter unten am Tisch, der gar nicht wie ein Boxer aussah.
„Ja, was dich aufhalte, eh?“ Jetzt beugte sich auch Fabio i nteressiert vor, während der Kugelschreiber in seiner Hand regungslos auf dem Bestellblock verharrte.
„Das sieht dir gar nicht ähnlich, Thorsten, dass dich bei einer Frau was aufhält“, posaunte gutgelaunt ein stiernackiger Schlächtertyp vom Nachbartisch. Auch dort verstummten zusehends alle Randgespräche.
Thorsten Hartmanns kraftvolle Stimme zog über mehrere Tischreihen hinweg: „Sie hat mir damit gedroht, dass sie einen Volkshochschulkurs in Selbstverteidigung gemacht hat und mich krankenhausreif prügelt, wenn ich nur einen Schritt in ihre Wohnung setze!“
Das schlagartig einsetzende Gelächter war ohrenbetä ubend. Sogar Freya lachte. Mick sowieso. Und der Doktor. Nur ich nicht. Ich war stattdessen krampfhaft bemüht, nicht rot zu werden.
Was mir nicht gelang.
Glücklicherweise wurde mit dem Servieren der Getränke begonnen, was die allgemeine Aufmerksamkeit von mir weg und auf das kühle Nass hin lenkte.
Noch immer grinsend beugte sich Thorsten Hartmann zu mir, wurde aber von einer Frau abgelenkt, die sich zwischen uns drängte und jauchzend dem Doktor um den Hals fiel.
Sie überschüttete den merklich überraschten Hartmann mit ihrem BH-losen billig-hübschen Charme sowie unzähligen Küssen und anderen Zuneigungsbekundungen, die abzuwehren er gar nicht genug Hände hatte. Mit Mühe gelang es ihm, wenigstens seine lädierte Nase aus diesen Kampfhandlungen herauszuhalten.
Er warf mir einen unbehaglichen Blick zu, wohl um me ine Reaktion zu testen auf die Blondine, die nun wortreich ausführte, wie toll er im Ring gewesen wäre und warum man sie nicht zu ihm in die Umkleide vorgelassen hätte. Sogar ihre Stimme war blond.
Der Doktor schaffte es dann doch, ihre emsigen Hände ei nzufangen und die Hingerissene von seinem Schoß zu schieben.
Sie fügte sich notgedrungen, wenn auch schmollend und sah sich um. „Hast du für mich keinen Stuhl?“
„Leider nicht !“, meinte der Doktor,
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