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Liebhaberstück Xenia (German Edition)

Liebhaberstück Xenia (German Edition)

Titel: Liebhaberstück Xenia (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noreen Aidan
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die Ausübung unserer keltischen Traditionen, hatte Freya noch immer ein geistiges Bild parat von zeternden Kirchenmännern und aufgebrachten Bauern mit Dreschflegeln. Mein Einwand, dass die Bauern heutzutage keine Dreschflegel mehr benutzten, konnte die Befürchtungen meiner Freundin nie wirklich zerstreuen.
    Da die Zeit nun schon weit fortgeschritten war, beeilten wir uns mit dem Aufbau und Schmücken des Altars, der aus ein paar neben- und aufeinander geschichteten Steinen bestand. Wir schmückten ihn mit Herbstblumen, Blättern, Kristallen, Kerzen und Erntefrüchten.
    Routi niert arbeitsteilig legten wir sodann als Begrenzung unseres Kreises in jede der vier Himmelsrichtungen einen kleineren Stein mit dem dazugehörigen Element – eine Vase mit Räucherstäbchen für den Osten, eine Fackel für den Süden, eine Schale mit Wasser für den Westen und eine mit Erde für den Norden.
    Zügig begannen wir mit unserem Ritual der Herbsttagundnachtgleiche.
    Die Ruhe des Waldes und die flackernden Kerzen an uns erem kleinen, aber wunderschönen Altar beruhigten mich. Ich lief einen Kreis um die Ecksteine der Himmelsrichtungen, rief die Elemente sowie Göttin und Gott als das weibliche und männliche Prinzip an und lud alle freundlich gesinnten Wesen aller Welten ein, mit uns zu feiern. Freya sprach den Eröffnungstext, führte durch das Hauptritual, in dem wir uns für die eingebrachte Ernte des Jahres bedankten, und opferte Kuchen und Wein.
    Am Ende verabschiedete ich wieder Göttin und Gott sowie die Elemente und öffnete den Kreis. Wir verzichteten auf das anschließende gemeinsame Weintrinken am Altar, da nun Nieselregen einsetzte. Schnell packten wir zusammen und gingen zum Auto zurück, ich voran mit einem Windlicht, in dessen Flamme vereinzelte Regentropfen verzischten.
    Dann plötzlich stockte ich wie vom Donner gerührt. Freya prallte von hinten gegen mich.
    „Was ist… ?“, begann sie, verstummte aber sofort, als ich das Windlicht ausblies. Genauso starr wie ich verharrte sie.

    Offenbar hatte Freya sie jetzt auch gesehen. Die Gestalt, die an meinem Auto lehnte. Ein bedrohlicher Schatten, nur schemenhaft vom Mondlicht in die Dunkelheit gehaucht.
    Kämpfen oder wegrennen? Ich tat nichts von beidem, stand nur da und wartete ab. Wie Freya.
    Es war ein Mann. So viel konnte ich erkennen. Und offenbar ohne Dreschflegel.
    Ein gleißendes Licht flammte auf und blendete mich . Anscheinend eine Taschenlampe.
    „Keine Panik, Upline!“ , rief da des Schattens Stimme. „Ich bin’s nur, der alte Mick. Hallo, ihr zwei Hübschen!“
    Der S chock in mir wich schierer Verblüffung. „Mick?“ Ich trat näher. „Was willst du denn hier?“
    „Das Gleiche wollte ich euch gerade fragen“, entgegnete er.
    „Ich habe zuerst gefragt!“ Mein Ärger wuchs. „Also, warum schleichst du uns nach?“
    „Och“, machte er, und ich hätte wetten können, dass er die Schultern zuckte, „als ihr so plötzlich abgezogen seid, h aben wir uns kurz beraten. Besaufen wie die anderen wollten wir uns auch nicht. Und da haben wir spontan beschlossen, euch zu folgen und euch zu fragen, ob ihr nicht mit uns noch was trinken gehen wollt. Wir haben allerdings nicht bedacht, dass ihr um die Uhrzeit noch eine halbe Weltreise machen musstet.“
    „Wir?“ , echote ich alarmiert.
    „W ir“, materialisierte sich eine tiefe Stimme dicht neben mir.
    Vor Schreck ließ ich meinen Korb fallen. Die Windlic hter darin klirrten protestierend. Gleichzeitig stolperte ich über den Korb und wurde von einer unsichtbaren Hand am Oberarm gepackt. Schon schlug ich sie weg.
    „Wie könnt ihr es wagen, uns so zu erschrecken!“ , donnerte ich ungehalten.
    „Sorry, Upline!“ , antwortete Micks Stimme. „Das wollten wir nicht. Aber als ihr im Wald verschwunden seid, waren wir neugierig, was ihr da machen würdet. Und ja, zugegeben, wir sind euch nachgeschlichen. Was war das eigentlich Cooles, was ihr da abgezogen habt?“
    „Nichts Besonderes“, ergriff nun Freya das Wort, „nur so ein heidnisches Fruchtbarkeitsritual.“ Sie schien wohl der Meinung zu sein, dass Angriff die beste Verteidigung wäre.
    „Nichts Besonderes“, griff ich ihre Taktik auf, „nur so ein ketzerischer Götzendienst.“
    „Nichts Besonderes also“, übernahm Freya wieder, „nur so ein Schamanenritus.“
    „Cool!“ , meinte Mick. „Aber können wir das nicht irgendwo im Trockenen besprechen?“
    Er richtete den Lichtkegel seiner Taschenlampe auf Freya und nahm ihr ihren

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