Liebhaberstück Xenia (German Edition)
offen sein Gesicht, was ihm etwas Verwegenes gab.
„Er sieht phantastisch aus!“ , flüsterte ich andächtig.
„Ja, nicht schlecht“, meinte Freya ohne großen Übe rschwang. „Aber warte erst mal ab, bis wir ihn näher sehen! Sein Gesicht kann man ja fast überhaupt nicht erkennen auf die Distanz.“
Überrascht nahm ich meine Freundin unter die Lupe. „Kann es sein, dass Mick dir den Appetit auf andere Mä nner genommen hat?“
Sie antwortete nicht, doch ihr privat an gelegtes Lächeln bestätigte meinen Verdacht, so dass ich spöttisch nachsetzte: „Dann kann ich Mark ja haben!“
Freyas Lächeln vertiefte sich. „Das habe ich nicht gesagt. Ich habe mich noch nicht entschieden. Außerdem ist noch gar nicht klar, ob Mark sich für eine von uns interessiert. Bei unserem Glück ist er bestimmt in festen Hä nden. Oder schwul.“
„Weder noch“, ertönte eine gut gelaunte Frauenstimme von hi nten.
Wir drehten uns um und sahen uns einer sehr großen Frau mit kurzen blonden Haaren und geräumigen Goldkreolen an den Ohren gegenüber. Ihre Figur war ähnlich kurvenreich wie Freyas, nur länger. „Hallo, ich bin Helen von Survival Ellmstadt.“
Freya schüttelte die angebotene Hand zuerst. „Ich bin Freya und das ist Xenia, beide von Survival Berlin. Dann ist Mark also zu haben?“
„Soweit ich weiß ja.“ Helen schüttelte auch meine Rechte. „Seid ihr an ihm interessiert?“
„Das wissen wir noch nicht“, sagte ich.
Gemeinsam schauten wir voller Ehrfurcht zur Bühne, wo Mark Fehrmann leidenschaftlich gegen die Pharmakonzerne wetterte, die sich einbildeten, Leben zu manipulieren, wie es ihnen passte.
Ist er das, Göttin ?
Der Mann, nach dem ich mein Leben lang gesucht habe? Der Mann meines Lebens? Mein Seeleng efährte?
Warum nicht! Mark war kraftvoll, engagiert, mutig, ein Held, genau das Gegenstück zu Olav, und somit perfekt. Und als wenn das noch nicht genug wäre, hatten wir die gleichen politischen Ansichten und engagierten uns in der gleichen Umweltschutzorganisation. Idealer konnte es doch gar nicht sein!
Eigentlich sollte ich mich wirklich wieder intensiver der Umweltarbeit widmen, die ich in den letzten Jahren zugegebenermaßen vernachlässigt hatte.
„Soll ich ihn euch vorstellen?“ , erkundigte sich Helen beiläufig.
„Oh ja, bitte!“ , freute ich mich.
Helen erwiderte mein Lächeln. „Dann bringe ich ihn nach se iner Rede her.“
Gu t!
Wir hörten noch eine Weile Marks dynamischem Mix aus Argumenten und Kampfgeist zu. Der Wind musste weiblich sein, denn er zerzauste Marks Haar auf eine erotische Weise. Wie eine stürmische Geliebte.
Er beendete seinen Vortrag mit dem Aufruf, sich in die Unterschriftenlisten gegen den Einsatz von Gentechnologie in der Landwirtschaft einzutragen.
Dann übergab er das Mikrofon an einen Ökobauern , dessen krauses Ungetüm von Vollbart nahtlos in eine unbändige Haarmähne überging. Mark sprang mit einem durchtrainierten Schwung von der Bühne, wo Helen ihn bereits erwartete.
„Okay, Freya , wir teilen schwesterlich. Ich kriege Mark…“, ich deutete auf den Ökobauern, „…und du ihn.“
Sie verzog das Gesicht wie unter Menstruationsschme rzen. „Ein bisschen humaniod sollten die Kerle dann aber doch aussehen, meinst du nicht?“
Kichernd sah ich Mark entgegen, der nun mit Helen unseren Stand betrat. Ich wusste zwar nicht, was Helen zu ihm gesagt hatte, um ihn zu uns zu lotsen, doch ich hoffte, es war nichts allzu Peinliches, dass Mark nicht…
„Xenia, Sie überraschen mich!“
Diese Stimme!
Ich schaltete auf Abwehr und drehte mich um.
„Was für ein Vergnügen, Sie zu sehen!“ Thorsten Hartmanns Blick durchfuhr mich in einer schockierenden Zickzackbahn, die irgendwo unterhalb meines Solarplexus endete und, so hätte ich schwören können, Brandblasen auf meiner Leber hinterließ.
Das konnte ich jetzt überhaupt nicht gebra uchen!
„Das Vergnügen“, zischte ich, „ist ganz auf Ihrer Seite! Verfolgen Sie mich, oder wollen Sie sich tatsächlich über die Gefahren der Gentechnologie in der Landwirtschaft informieren?“ Warum musste er ausgerechnet jetzt daherkommen? Berlin war doch groß genug, dass er mir nicht ständig irgendwo auflauern konnte, sollte man meinen!
In den Augenwinkeln sah ich, wie Freya Mark vorg estellt wurde und mit ihm und Helen ein paar heitere Bemerkungen austauschte.
„Nein.“ Hartmann befingerte müßig die ausliegenden Flu gblätter. „Ich bin gerade durchs Fernsehprogramm gezappt
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