Liebhaberstück Xenia (German Edition)
hoch.
Und blickte in ein blutunterlaufenes, quer gestreiftes Dämonengesicht.
Instinktiv wich ich zurück, bis ein Widerstand in meinem Rü cken die Flucht brach.
Der Widerstand war ein Sofa, Freyas Sofa. Und der Raum, in dem ich erwachte, war Freyas Wohnzimmer. Und das Große, Organische, auf dem ich gelegen hatte, war Thorsten Hartmann. Und das Blutunterlaufene in seinem Gesicht kam von einem Bluterguss, der sich zu beiden Seiten seiner gebrochenen Nase am Jochbogen entlang zog. Und die Querstreifung seines Gesichtes wurde durch das Tageslicht verursacht, das durch die Ritzen des Fensterrollos hindurch drang.
„Nur keine Panik!“ , knurrte er in missmutigem Tonfall. „Ich beiße nicht. Zumindest noch nicht.“
Ich beschloss, dass es nun angebracht war, mit dem Weiteratmen zu beginnen, was ich mit einem tiefen, zittrigen Atemzug begann. Ein kurzer Panoramablick ergab herumliegende Kissen, Loki obendrauf, Freya und Mick dicht nebeneinander schlafend auf dem Boden, ebenfalls quer gestreift vom Tageslicht, halbleere Weingläser auf dem Couchtisch. Ich kauerte vor dem Sofa, und Thorsten Hartmann lag neben mir ausgebreitet.
„Wenn Sie so schreckhaft sind“, meinte der Titan nicht wirklich freundlicher, „bringt mich das auf eine Frage. Wann hat denn das letzte Mal ein Mann bei Ihnen gelegen?“ Er streckte sich, wodurch er noch größer wurde. Ich hörte eines seiner Gelenke knacken, als er sich mit einem leisen Fluch auf die Seite drehte.
Das letzt e Mal? Ich weigerte mich, den Gedanken weiter zu verfolgen.
„So lange“, bemerkte Hartmann.
„Das geht Sie gar nichts an!“ , schnappte ich, verärgert darüber, wie richtig er lag.
„Das können wir ändern .“ Er gähnte ausgiebig.
„Nein “, bestimmte ich entschieden. „Glauben Sie ja nicht, jetzt bei mir landen zu können, nur weil ich eine Nacht auf Ihnen… geschlafen… habe…!“ Mein Redefluss war von Wort zu Wort langsamer geworden. Verunsichert wandte ich den Blick ab in der Hoffnung, damit ein peinliches Erröten zu verhindern.
Die Hoffnung wurde nicht erfüllt. Oh, ist dieser Mann schädlich!
„Natürl ich würde ich das nie glauben!“, rief er und lachte plötzlich. Ich spürte seine Finger auf meinem Kinn, als er mein Gesicht zu sich drehte. „Es kommt selten vor, dass mich eine Frau zum Lachen bringt. Und Sie bringen mich oft zum Lachen!“
„Scheiße, Thorsten, halt die Klappe!“ , brummte Micks Stimme schwerfällig. „Ich hatte so einen schönen Traum!“ Freya regte sich neben ihm.
Mick richtete sich auf. „Hey, das ist ja gar kein Traum! Ich habe geträumt, ich liege im Arm einer wunderschönen Elfe mit langem schwarzen Haar, und dann hörte ich deine Stimme, Alter, und dachte: Scheiße, in Wirklichkeit liege ich im Schlafsack auf einem Turnhallenboden neben dir beim irgendeinem Scheiß-Box-Wochenendcamp!“
Freya erhob sich lächelnd – welche Frau hätte nicht Grund zum Lächeln nach so einem Kompliment? – wünschte gutgelaunt einen guten Morgen und verschwand im Bad.
„Du siehst übel aus“, sagte Thorsten Hartmann zu seinem Bruder, was stimmte. Micks lädiertes Auge war inzwischen zugeschwollen, und die Augenlider promenierten in einem aparten Dunkelviolett, das farblich Freyas Sofa schmeichelte.
„Du auch“, konterte Mick genauso gerechtfertigt und wandte sich an mich: „Na, Upline, alles senkrecht? War Thorsten anständig zu dir? Wenn nicht, kriegt er eins auf die Backe!“
„Ich war sehr anständig“, betonte sein Bruder. „Entgegen all meiner sonstigen Gewohnheiten.“ Er setzte sich auf, streckte sich, und als er die Arme wieder sinken ließ, lag plötzlich sein linker um mich. Ich wehrte ihn ab und flüchtete ins Badezimmer, als Freya endlich herauskam.
Vergeblich versuchte ich, mich einigermaßen frisch und vorzeigbar zu machen, und bog anschli eßend gleich in die Küche ab, wo ich Freya hantieren sah. Aus den Augenwinkeln gewahrte ich, wie Thorsten Hartmann sich ins Bad begab.
„Ich gehe jetzt am besten “, teilte ich meiner Freundin mit.
„Oh, nein, du lässt mich nicht mit den beiden allein! Hier, teil aus!“ Schon hatte ich Tassen in die Hand gedrückt bekommen.
Beim anschließenden Brunch in der Küche saßen Freya und ich den beiden Hartmännern gegenüber. Es gab Kaffee, Toast, Käse, von Freyas Mutter selbstgemachte Marmelade, fröhliche Gespräche mit viel Lachen, ein Kühlakku für Micks Auge sowie den dazugehörigen Spott.
„ Nicht so laut!“, mahnte Freya. „Ich will
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