Liebhaberstück Xenia (German Edition)
und bei den Nachrichten hängen geblieben. Es kam ein kurzer Livebericht von dieser Demo hier, und wie die Kamera so über die Leute schwenkte, sah ich diese Bude hier und darin irgendwas Schwarzes, das wie Frauenhaar aussah. Es war nur der Bruchteil einer Sekunde, aber ich erkannte Freya und daneben blitzte was Brünettes auf. Weil ich mir das näher anschauen wollte und weil ich sowieso Bock auf Essengehen hatte, bin ich gleich in die S-Bahn gestiegen und hergefahren.“
Marks Stimme drang zu mir herüber – Marks erwartung sgemäß maskuline und interessanterweise etwas raue Stimme. „Sie entschuldigen mich, Herr Dr. Hartmann!“
Gerade als ich mich zu Mark umwandte, hörte ich: „Obwohl es mich im Nachhinein eigentlich nicht wundert, dass Sie sich für derart realitätsfremdes Zeug wie diese Show hier begeistern.“
Mit einem unwilligen Schnauben führ ich zu Hartmann herum. „Sie halten die Arbeit von Survival für realitätsfremdes Zeug ? Sie sind doch nicht etwa für Gentechnologie in der Landswirtschaft, oder?“
„Natürlich bin ich das!“ , erblödete er sich zu bestätigen. „Wie auch jeder andere vernünftige Mensch. Ohne Gentechnik wären die Unmengen Insulin gar nicht verfügbar, die heute gebraucht werden. Oder wollen Sie den Diabetikern das wieder wegnehmen?“
Seine herablassende Art machte mich nun richtig w ütend. „Haben Sie was an den Ohren? Ich sagte: Gentechnologie in der Landwirtschaft . Das hat andere Dimensionen als das bisschen Insulinproduktion, das Sie meinen.“
Seine A ugen blitzten. „Sie sind naiv, wenn Sie glauben, dass Sie den Fortschritt aufhalten können. Auch in der Landwirtschaft. Was spricht dagegen, Gentechnik zu verwenden, um die Pflanzen resistent gegen Krankheiten zu machen und Ernteerträge zu steigern? Um so den Hunger in Entwicklungsländern zu beseitigen?“
„Sie reden schon wie die Vertreter der Pharmaindustrie, d eren Pseudoargumenten Sie offenbar auf den Leim gegangen sind. Was Sie dabei übersehen, ist die Kleinigkeit, dass es der Pharmaindustrie gar nicht um hehre Ziele wie den Welthunger geht. Noch nicht mal darum, die Pflanzen unempfindlich gegen Krankheiten zu machen.“
Aufgebracht fuhr ich mir durch die Haare. „Wie soll die Pharmaindustrie bei solchen Pflanzen denn noch ihre Pest izide absetzen? Es geht denen nur darum, die Nutzpflanzen so zu manipulieren, dass sie aggressive Pestizide aushalten. Dadurch machen sie die Landwirtschaft völlig abhängig, erstens von ihrem patentierten Saatgut und zweitens von dem Giftcocktail, den diese Pflanzen dann brauchen, um überhaupt vernünftig zu wachsen. Hören Sie den Vorträgen zu, wenn Sie mir nicht glauben!“
Energisch deutete ich auf die Bühne, wo der krause Bi obauer jedoch dummerweise gerade das Mikrofon an das Technikteam abgab und die Bühne verließ.
„Oh, hallo!“ Helens Stimme hatte eine sinnlich gurrende Note hinzugewonnen, die vorher noch nicht da war. Sie trat neben mich und sah Hartmann freundlich an. „Willst du mich nicht vorstellen, X enia?“
„Das ist Dr. Hartmann“, erklärte ich. „Ein ganz auf Schulmediziner-Denke beschränkter Wichtigtuer.“
Hatte ich das gesagt? Oh mein Gott, ja!
„Tatsächlich?“ Helen reichte Hartmann ihre Hand. „Ich bin Helen.“
„Und ich Thorsten.“ Sein Blick arbeitete sich diagnostizi erend über Helens beneidenswerte Figur und wieder zurück zu ihrer Hand, die er ergriff. Und weiter in Helens erfreute Augen. „Wenn ich gewusst hätte, dass lauter wunderschöne Frauen hier versammelt sind, wäre ich schon viel eher hier aufgetaucht.“
„Charmant ist er auch noch .“ Entzückt versuchte Helen, ihm ihre Hand zu entziehen, die er aber nicht losließ.
„Er hält die Umweltpolitik von Survival übrigens für realitätsfremdes Zeug “, informierte ich sie.
„Tatsächlich?“ Ihr Blick blieb an Hartmanns breiten Schu ltern hängen. „Dann hätten wir ja genügend Diskussionsstoff. Vielleicht gelingt es mir ja sogar, Sie zu überzeugen, Thorsten.“
„Oh, ich bin jetzt schon überzeugt!“ Er beugte sich über Helens Hand und drückte einen Kuss darauf.
„Lass dich von ihm nicht einwickeln!“ , rettete ich Helen. „Er will eine Frau nur für eine Nacht, und dann ist es schnell vorbei mit dem Charme.“
Auf Helens fragend hochgezogene Augenbrauen reagierte Hartmann sofort: „Ich biete eine Nacht lang Spaß, guten Sex, ohne jeden Verpflichtungsscheiß, und dann trennen wir uns ohne Getue.“
„Was für eine
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