Liebhaberstück Xenia (German Edition)
riss ich mich zusammen, setzte mich in die U-Bahn und fuhr hin.
Und musste meine ganze Selbstbeherrschung aufbi eten, um nicht wie eine gehetzte Maus durch die Flure zu huschen.
Zu meiner großen Erleichterung gelangte ich zur Gynäkol ogie und anschließend zum Personalbüro, wohin Schwester Margot mich weiterleitete, ohne von Hartmann behelligt zu werden.
Als ich erleichtert die Klinik wieder verließ, kon nte ich mich nun meiner nächsten Aufgabe widmen, nämlich ein paar Kontakte für mein Geschäft zu knüpfen.
Was normalerweise ein Kinderspiel war, wenn man einmal begriffen hatte, wie das ging. Außer, wenn man unbedingt einen neuen Geschäftspartner brauchte . So wie ich jetzt.
Denn a ls ich nun voller Elan die an die Klinik angrenzende Einkaufsstraße betrat, schien es, als ob alle potentiellen Interessenten spontan in Seitengassen flüchteten, Mütter ihre Kinder in den Schutz der Häuser zerrten und sich die Gegend in eine menschenleere Geisterstadt verwandelte. Fast erwartete ich, dass trockene Strauchbüschel durch die verlassene, staubige Straße wehten. Und plötzlich war niemand mehr greifbar, der sich auch nur im Entferntesten für einen Geschäftskontakt eignete.
Seufzend setzte ich mich in ein Straßencafé, weil mir die dortige Bedienung im Vorbeigehen zumindest keinen negativen Eindruck machte. Sie antwortete mir mit einem leichten osteuropäischen Akzent, als ich bei ihr Capuccino bestellte.
Aha, eine potentielle Keimzelle für meinen internationalen Geschäftsaufbau!
Oder ein Gegenmittel für die drohende Blamage, wenn ich bis zum Woche nendseminar keinen neuen Geschäftspartner vorzuweisen hatte. Ich würde der Kellnerin später ein ordentliches Trinkgeld geben und sie auf das Geschäft ansprechen.
„G uten Morgen!“, ertönte hinter mir eine tiefe Stimme.
Ich schafft es gerade noch, nicht zusammenzuzucken. „Oh nein, nicht Sie schon wieder!“
„Ich freue mich auch, Sie zu sehen“, lachte er, setzte sich ungefragt an meinen Tisch und bestellte gleich Kaffee bei der zukünftigen Grundfeste meiner osteuropäischen Geschäftsorganisation, die mir soeben den Capuccino brachte.
„Das Spezialfrühstück , Thorsten?“, fragte sie mit einem strahlenden Lächeln.
Mich hatte sie nicht angelächelt.
„Später“, antwortete er. „Jetzt brauche ich erst mal nur einen Kaffee!“ Und zu mir gewandt: „Nicht, dass Sie denken, ich würde Sie verfolgen!“
„Wie käme ich denn auf eine solche Idee!“, übertrieb ich ironisch. „Allerdings hat es durchaus etwas Unheimliches, wenn wir uns immer wieder über den Weg laufen. Zuerst bei der Survival-Kundgebung, dann bei meinem Vortrag über Nahrungsergänzungen und jetzt das ! Berlin ist anscheinend nicht groß genug für uns beide.“
Er konterte mit diesem entwaffnend männlichen Lächeln. „ Ich kann nichts Unheimliches dabei finden. Bei dieser Umweltdemo habe ich Sie im Fernsehen gesehen und mich spontan entschlossen, vorbeizuschauen, zu der Vitaminpillengeschichte hat Mick mich eingeladen und jetzt…“, er strich über meine Hand, die auf dem Tisch lag und die ich nun eilig zurückzog, „…jetzt komme ich gerade von meiner Nachtschicht und wollte heim, doch dann kam mir unser Pförtner entgegen und steckte mir, dass er Sie gerade in dieses Café gehen sah. Und da ich heute statt Frühstück eine Darmresektion hatte, fand ich es nett, mit Ihnen einen Kaffee zu trinken. Auch wenn ich mir ein gemeinsames Frühstück mit Ihnen immer anders vorgestellt habe.“ Er grinste unverhohlen. „Irgendwie intimer. Aber das können wir ja nachholen.“
„Ich bewundere wirklich Ihre Hartnäckigkeit“, sagte ich wahrheitsgemäß. „ Wenn Sie die in den Geschäftsaufbau investieren würden, könnten Sie eine riesige Organisation auf die Beine stellen. Ich gebe Ihnen ein Nein nach dem anderen, und trotzdem geben Sie nicht auf. Haben Sie denn inzwischen keine andere Frau gefunden, die Sie beglücken können?“
„Doch, das schon. Aber die vier waren jeweils nur für eine Nacht angelegt. Sie kennen mein Prinzip.“
„Die vier?“ Ich hoffte, dass es mir gelang, nicht zu schockiert zu wirken. Mein letztes Treffen mit ihm war gerade mal drei Wochen her.
Er hob nur lächelnd die Augenbrauen und erinnerte d amit stark an Micks Miene neulich, als ich ihm vorgehalten hatte, warum er seinem neusten Interessenten kein Seminarticket verkauft hatte.
„Sie machen auch Darmresektionen?“, wechselte ich geschickt das Thema.
„ Ja. Ich bin
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