Liebhaberstück Xenia (German Edition)
bekannt dafür, dass ich alles annehme, was mir unter die Finger kommt.“
„Davon bin ich überzeugt.“
Sein Blick drang in mich wie ein Skalpell in Fleisch, als er seine tiefe Stimme noch tiefer schwingen ließ: „Bisher waren alle mit meinem… Service sehr zufrieden. Warum probieren Sie ihn nicht mal aus?“
„Wie war die Darmresektion?“
„Verdammt, Xenia“, lachte er, „das Schlimme an Ihnen ist, dass Sie nicht flirten können!“
„E rstens bin ich für Sie Frau Sachs! Und zweitens kann ich sehr wohl flirten! Aber nur, wenn es bloß Jux und nicht ernst gemeint ist.“
Das Aufblitzen in seinen Augen ließ mich hastig weiter spr echen: „Ich meine natürlich…“
„Das heißt also“, unterbrach er mich grausam, „dass Sie nicht mit mir flirten können, weil Sie bei mir jedes Wort ernst meinen würden?“
„Nein !“, versuchte ich mich zu retten. „Was ich meinte ist, ich flirte nicht mit Männern wie Ihnen, die mir dabei jedes Wort im Mund herumdrehen und zwanghaft ernst nehmen würden!“
„ Tue ich das?
Als mir nichts darauf einfiel, setzte er zu allem Überfluss noch oben drauf: „Sie sind süß, wenn Sie rot werden!“
Bald hatte er es so weit gebracht , dass mir der Geduldsfaden riss! „Hören Sie auf! Und wenn Sie es noch einmal wagen sollten, mich rot werden zu lassen, werde ich sofort aufstehen und gehen! Auch wenn mein Capuccino noch halb voll ist!“
„Das will ich natürlich nicht riskieren! Okay, ich verspr eche, Sie nicht mehr erröten zu lassen! Zumindest nicht im Gesicht.“ Ein versonnenes Lächeln rundete seine Frechheit dabei stimmig ab.
„Sie fangen schon wieder an !“ Warnend hob ich die Hände.
„Sorry, aber die V ersuchung ist einfach zu groß! Okay, jetzt reiße ich mich aber zusammen. Versprochen!“
Mein Handy klingelte. Normalerweise war das kein Grund für mich, ein Gespräch zu unterbrechen. Wo zu gab es denn die Mailbox? Doch in diesem Fall war ich dankbar für die mir so gewährte Verschnaufpause.
Und ich konnte nicht glauben, was ich da hörte! Mein viertes Geschäftsteam, das eigentlich nur als Reserve gedacht war für den Fall, dass es mit den anderen drei Linien nicht klappte, hatte gerade eben die Stufe 3 erreicht. Ich war somit auf Stufe 4!
Die finanzielle Freiheit.
Verdutzt stammelte ich ein paar Glückwünsche für Anette, meine frisch gebackene Stufe-3-Geschäftspartnerin, dann beendete sie das Gespräch, denn sie wollte gleich noch Engelrichs anrufen und auch ihnen die gute Nachricht mitteilen.
Mein Gott, ich bin Stufe-4-Leader geworden!
Hier in diesem Café! Mit Thorsten Hartmann! Das hatte etwas Irreales.
„Das müssen ja he ftige Nachrichten sein, so wie Sie schauen, Xenia!“, warf Hartmann in meine Atemlosigkeit hinein.
„Ja. Ein Traum ist wahr geworden!“ Meine Sti mme stockte. Ich war nahe dran zu jubeln. Oder zu heulen. Oder hysterisch zu kreischen.
„Ist der Prinz auf dem weißen Ross aufgetaucht und hat I hnen einen Antrag gemacht?“, spottete er, der Ahnungslose.
„Nein“, hauchte ich. „Ich bin Stufe-4-Leader!“
„ Stufe-4-Leader?“
„Ein hohe Stufe im Geschäft“, half ich ungeduldig gestik ulierend nach, „wofür ich all die Jahre gearbeitet habe!“ Und was stellenweise als fern jeder Realität erschienen war. Bei all den Neinsagern, all den Rückschlägen, all den Absagen, all dem ganzen Scheiß…
„Das heißt, Sie sind jetzt stinkreich? Wie die Typen auf den CDs, die Mick immer hört?“
„Ja!“, jubelte ich selig. Mein Gott, ich bin Stufe-4-Leader!
„Ich freue mich für Sie, Xenia!“ Er strahlte mich an und sah aus, als ob er es tatsächlich so meinte. „Wie viel Kohle springt denn dabei für Sie raus?“
„Das müssten so um die sechs- bis achttausend Euro monatliche Gewinnbeteiligung sein.“ Oh, mein Gott, viel Geld! „Und das passiv.“ Damit und mit den geerbten Aktien von meinen Großeltern konnte ich meinen Traum realisieren.
Hartmann nickte anerkennend. „ Nicht schlecht!“
Da hatte ich einen spontanen Einfall: „Weil Sie der E rste sind, der diese Freude mit mir teilt, mache ich Ihnen ein Geschenk, das jeden Mann in Ekstase versetzen würde!“
„Echt?“
„Ja!“ Ich winkte die neue Basis meines zukünftigen osteuropäischen Geschäftes heran und erhob wortgewaltig meine Stimme: „Bitte bringen Sie diesem Herrn hier ein großes Frühstück auf meine Rechnung! Ein richtig großes! Mit Eiern und Speck und allem Drum und Dran. Und für mich auch bitte!“
Als
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