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Liebhaberstück Xenia (German Edition)

Liebhaberstück Xenia (German Edition)

Titel: Liebhaberstück Xenia (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noreen Aidan
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über dem gelben Shirt zusammenzuraffen, und hieß routiniert die Anwesenden willkommen: „Guten Abend, meine Damen und Herren! Ich begrüße Sie zu diesem Geschäftsvortrag!“
    Wie ein Ei.
    „Äh, Frau Sachs“, störte da neben mir eine Männerstimme. Thorsten Hartmann konnte es nicht sein, denn der saß neben Mick in der fünften Reihe.
    Ungnädig drehte ich mich zu dem Störenfried um und g ewahrte Herrn Kindelhauser, der sich neben mich gestellt hatte. Was wollte denn der? Sah er denn nicht, dass ich die Veranstaltung schon eröffnet hatte?
    Wie ein Ei.
    Ich beschloss, schnell meinen Text zu Ende zu führen und dann so dezent wie möglich nachzufragen, was Herrn Kindelhauser wollte. So sprach ich weiter: „Wenn Sie ein Handy dabei haben, bitte aus- oder auf stumm schalten, damit der Vortrag nicht gestört wird! Der Sprecher, den wir heute für Sie gewinnen konnten…“
    Ich stockte urplötzlich. Wer zum Teufel war eigentlich der Sprecher?
    „Äh, Frau Sachs“, hörte ich da neben mir wieder Herrn Kindelhausers Stimme. Händeringend beugte er sich über mich und raunte mir unbehaglich zu: „ Sie sind der Sprecher!“
    „Was, ich ?“
    „ Sie stehen für heute auf der Liste! Außer, Herr Engelrich hat etwas anderes beschlossen.“
    Hatte Herr Engelrich nicht, so wie der schaute. Oh, mein Gott!
    Mir gelang ein erzwungenes Lächeln. Hastig redete ich weiter: „Oh, Herr Kindelhauser sagt mir gerade, dass ich der Sprecher bin. Vielen Dank, Herr Kindelhauser! So, dann wollen wir mal! Network-Marketing ist die schnellstwachsende Wirtschaftsform…“
    So rettete ich mich holprig über meinen Aussetzer hinweg. Zum Glück hatte ich diese öffentliche Konzeptpräsentation schon oft gehalten und konnte sie im Schlaf. Denn so kam ich mir jetzt auch vor, wie in einem dieser konfusen Träume, wo alles schief geht.
    Wann immer Thorsten Hartmann au ftauchte, ging auch alles schief!
    Als der Vortrag zu Ende war, atmete ich noch erleichte rter auf als sonst. Die Interessenten erhoben sich und wurden von denen, die sie eingeladen hatten, vor zu Engelrichs gezerrt, um ihnen vorgestellt zu werden.
    Während ich so schnell wie möglich das Hotel verließ.
    Wie ein Ei.
    Und Frau Gerhardt war auch nicht gekommen!

    Das Blitzeis hatte schon die Autobahnen durch zahlreiche Unfälle lahm gelegt. Gerade kam die Warnung in den Fernsehnachrichten, dass sich die Wetterfront auf den Berliner Raum zu bewegte. Die Bewohner wurden aufgefordert, wenn möglich zu Hause zu bleiben.
    Und ich hing am Telefon, um allen meinen Gästen abzusagen, Geschäftspartnern, Freunden, Olive und Carlo vom Tanztraining. Und meiner Schwester, die mit ihrer ganzen Familie kommen wollte. Auch dem Hotel, wo ich für sie gebucht hatte.
    Max übernachtete bei Jochen, seinem neusten Freund aus der Praktikumsschule, der ein Computerspiel-Marathon für diese Nacht mit anderen Jungs organisiert hatte. Ich rief bei Jochens Eltern an, um mich rückzuversichern, dass ich ihn erst abholen würde, wenn die Straßenverhältnisse wieder sicher sein würden. Jochens Mutter versicherte mir, dass Max auf jeden Fall über das Wochenende bleiben dürfte. Letzten Monat hatte sie ihren Geschäftspartnerantrag unterschrieben.
    Freya lud ich ebenso aus. Mick hatte die Nacht - seine erste Nacht - bei Freya in Gabeldorf verbracht und hatte sie nun mitnehmen wollen nach Berlin. Zu meiner Silvesterfeier. Ich sagte ihnen, sie sollten in Gabeldorf bleiben.
    Aus der Videothek hatte ich extra die Herr-der-Ringe- Trilogie besorgt. Die Extended Edition. Um sie mit Mick und Freya anzuschauen, wenn die anderen Gäste schon weg sein würden. Die ganze Nacht hindurch. Bis zum Umfallen.
    So hatte ich es mit Mick ausgemacht. So war sie geplant gewesen, die erste große Silvesterfeier, zu der ich jemals in meinem Leben eingeladen hatte. Und dann kam das Blitzeis.
    Meine Gäste sahen es ein. Keiner wollte bei Glatteis ins A uto steigen. Da die Berliner S-Bahn ihre Fahrten vorsorglich eingestellt hatte, waren öffentlich Verkehrsmittel auch keine Option. Ich telefonierte eine Stunde lang, bis ich alle erreicht hatte, dann sank ich erschöpft auf einen Küchenstuhl nieder und goss mir eine Tasse Tee ein.
    Draußen war es bereits dunkel, und der Schneeregen hinte rließ trübsinnige Streifen an der Fensterscheibe.
    Um mich herum standen all meine Gläser, frisch gespült und erwartungsvoll auf der Arbeitsplatte aufgestellt neben den Getränken, den Brötchen, einer Riesenschüssel Nudelsalat, einer

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