Liebhaberstück Xenia (German Edition)
ihm.“
„Hoffen wir mal, dass seine Laune noch länger anhält“, bemerkte Frau Engelrich spitz. Dann kam der Nachtisch, den sie bestellt hatte.
Nachdem die Engelrichs sich zur wohlverdienten Siesta zurückgezogen hatten, wollte Beatrix sich noch zu den anderen setzen und einen Happen essen.
Ich jedoch verließ eilig das Hotel, aß unterwegs einen Energieriegel und machte mich auf den Weg zur Pension Lochleitner, bevor Thorsten Hartmann mich wieder abfangen konnte. Denn was ich dringend brauchte, war ein bisschen Ruhe und Zeit für mich.
In der Pension schlüpfte ich in Turnschuhe und lief am Seeufer entlang zu dem Felsen, den ich jedes Jahr aufsuchte, um mich von der Emsigkeit des Seminarrummels abzunabeln und etwas Ruhe einzuatmen. Zum Nachdenken. Erholsam allein.
Wildenten beschnäbelten emsig die mit Algen bewachs enen Wurzeln, die knorrige Weiden wie gekrümmte Finger ins Wasser streckten. Vorsichtig darauf bedacht, auf keine der kleinen rosa Blumen zu treten, deren Namen ich nicht kannte und die ausschließlich hier zu wachsen schienen, setzte ich mich auf den Felsen, der seit drei Jahren schon mein Fels war. Müßig bröselte ich etwas von dem Brötchen ins Wasser, das ich extra dafür vom Frühstück mitgebracht hatte. Die Enten stürzten sich mit Eifer darauf.
Als ich Schritte hörte, wusste ich, dass ich nicht mehr allein war.
Bernadette oder Helen waren es sicher nicht! Vielleicht aber Mick und Freya? Oh nein, bitte nicht der Segelbootfahrer vom Frühstückstisch, der mich die ganze Zeit voll gequasselt hatte! Oder war es etwa…?
Ich dre hte mich um.
„Ihre Hartnäckigkeit ist wirklich beachtlich “, anerkannte ich kopfschüttelnd.
„Ja, nicht ?“, antwortete Thorsten Hartmann.
„ Sie haben mich verfolgt!“
„Ich sah Sie nur flüchten und ging hinte rher.“
Ein einsamer Vogel zwitscherte verzagt, als ich antwort ete: „Ich gehe, wenn ich am Geisblattsee bin, immer hierher, um allein zu sein, um Zeit für mich allein zu haben, um in Ruhe zu meditieren, um…“
Er unterbrach mich: „Das trifft sich gut. Ich wollte mich auch ein bisschen entspannen. Das können wir auch zusammen!“
Seufzend erwog ich kurz die Möglichkeit, zur Pension Lochleitner zurückzukehren. Wenn ich Bernadette aus ihrem Mittagsschlaf holte, musste ich nicht mit Hartmann allein sein.
Aber das fehlte noch, dass ich wegen ihm meine Pläne umwarf!
So blieb ich sitzen, verfütterte das restliche Brötchen an die Enten und hörte dem Wildbach zu, der neben meinem Fels munter über graues Gestein plätscherte und sich tatendurstig in den See warf. Die Enten hatten alle Krümel verschlungen und paddelten postwendend davon.
Hartmann ließ sich zu meinen Füßen auf der bemoosten Erde nieder, lehnte seinen breiten Rücken an den Felsbrocken, auf dem ich saß, und meinte: „Sie haben recht. Es ist schön hier.“
Ich nickte, hob mein Gesicht der Frühlingssonne entg egen und versuchte, meine Gedanken auf das zu konzentrieren, wegen dem ich hierher gekommen war, auf mein Leben nach dem Geschäftsaufbau. Es war für mich noch immer ungewohnt, kein schlechtes Gewissen zu haben, weil ich noch keine Konzeptpräsentation für die nächste Woche gebucht hatte.
Verärgert stellte ich fest, dass ich mich nicht auf meine Z ukunftsplanung konzentrieren konnte, solange er bei mir saß und müßig Steinchen in den See warf. Doch das wäre ja noch schöner! Diszipliniert zwang ich meine Gedanken weg von ihm und hin zu meinem kommenden Leben.
Nun, das kommende Jahr war eigentlich schon durchg eplant. Ich würde auf Kosten des Konzerns in ganz Europa herumfahren und Seminare halten. Sofern diese Reisen in die Schulferien fielen, würde ich meinen Sohn mitnehmen können, erst recht aber zu dem Wochenendseminar in Sydney, wo ich auch als Sprecherin geladen war. Und dann würde ich mit Maxi nach New York fliegen, wo ich ebenfalls ein Seminar abhalten würde und natürlich wieder nach Paris, bis die Ferientage meines Sohnes aufgebraucht wären. Ich würde reisen, reisen, reisen…
Plötzlich wurde ich vom Felsen gezogen und landete auf Thorsten Har tmanns Schoß.
„Nein, nicht!“, rief ich, doch zu spät! Er hatte die rosa Blume bereits gepflückt und mir ins Haar gesteckt.
„Die stehen bestimmt unter Naturschutz“, warnte ich ihn.
„Ich mag es einfach, wenn Sie Pflanzen im Haar haben.“ Er rückte mich auf seinem Schoß zurecht.
Schnelle, unkomplizierte Spermienentle erung!
Ich versuchte, mich aus seiner Umarmung
Weitere Kostenlose Bücher