Liebhaberstück Xenia (German Edition)
fehlten.
„Der Herr Doktor hat schon alles bezahlt“, informierte mich Frau Lochleitner, als ich sie um die Rechnung bat, und rauschte ab in die Küche.
„Thorsten hat alles schon erledigt“, bestätigte Irene, wahrscheinlich weil ich der Wirtin so unsicher hinterher schaute. Ich riss mich zusammen und versuchte, ein intelligentes Gesicht zu machen, so wie es sich für eine erfolgreiche Geschäftsfrau gehörte.
„Er hat auch ein g utes Trinkgeld gegeben“, fügte Margarete hinzu. „Also mach dir keine Sorgen, es ist alles in Ordnung!“
„Er ist mit Mick und Peter joggen, falls du ihn suchst“, ergänzte Sylvia.
Ich nickte abwesend und ging nach draußen in die Diele, wo ich erst mal tief durchatmete.
Verdammt!
Nachdem ich mich von den Wirtsleuten verabschiedet hatte, fuhr ich los und parkte den Wagen vor der Kongresshalle. Heute, am letzten Tag des Seminars, wollte ich wenigstens das zu Papier bringen, was ich mir vorgenommen hatte: meine Zukunftsplanung. Erst recht, als Bernd Maler, einer der erfolgreichsten Networkunternehmer Europas und der heutige Sprecher, uns dazu konkret aufforderte.
Ein verstohlener Blick zu meinen Sitznachbarn zeigte mir, dass die keine Probleme damit hatten. Frau Kitzbühl hatte ruckzuck ihr Bibelzentrum in Nigeria zu Papier gebracht, und auch der bleiche Herr Wie-war-doch-gleich-sein-Name hatte vor Begeisterung über die Planung seines Traumhauses doch glatt rote Flecken auf seinen Wangen bekommen.
Meint Thorsten Hartmann es ernst mit seinem Ultim atum?
„Schreiben Sie Ihre Ziele auf !“, forderte Bernd Maler. „Was wollen Sie erreichen in diesem Jahr?“
Pflichtschuldigst notierte ich artig die Reisen, die ich machen und das Medizinstudium, das ich beginnen würde, bevor ich mein Geburtshaus in Angriff nahm.
Vielleicht sollte ich auch wieder aktiv bei der Umwel tschutzorganisation Survival mitarbeiten. Schon wegen Mark.
Was wäre, wenn ich Hartmann tatsächlich nie wieder sehen würde?
Umso besser! Dann hätte ich endlich den Kopf frei, um mich nach einem GEEIGNETEN Mann umzus ehen.
Nun hatte ich Bernd Malers nächste Frage verpasst!
Nach dem Ende des Seminars verabschiedete ich mich von Engelrichs und wartete im Vorraum der Halle, um das Gleiche mit meinen Geschäftspartnern zu tun. Helen hatte Manfred überredet, noch rasch essen zu gehen, und mit Ausnahme von Hubers, die gleich heimfahren wollten, schlossen sich die anderen an.
Ramona trug wieder ihren Vorschlag von der urigen Kneipe mit den guten Klößen vor, der nun allgemein akzeptiert wurde, da eine beachtliche Schar von hungrigen Seminarteilnehmern bereits dem Hotel Seeblick entgegen quoll.
Sogleich diskutierte Margarete mit ihrem Mann die Frage, ob sie schnell noch im Kongresszentrum auf die Toilette und dann doch ins Hotel Seeblick gehen sollten, schloss sich aber den anderen an, die sofort Ramona folgten. In den Augenwinkeln sah ich den Doktor mit Mick und Freya ein Stück hinter uns gehen.
Margarete beklagte sich über die unbequemen Stühle in der Seminarhalle und die endlose Schlange vor der Frauentoilette, die sie bewogen hatte, nicht gleich dort, sondern erst in Ramonas uriger Kneipe aufs Klo zu gehen.
Diesmal fanden wir Ramonas urige Kneipe mit den guten Klößen ohne Umschweife.
Doch die Kneipe hatte Ruhetag.
Margaretes Mann Horst murrte etwas von „hab ich gleich gewusst“, woraufhin ihn seine Frau nicht minder gereizt zur Ordnung rief: „Wir müssen tolerant sein! Wir müssen tolerant sein!“
Pete r wusste von einer anderen urigen Kneipe mit guten Klößen ganz in der Nähe und übernahm die Führung. Wir fanden sie auch sofort, doch in der Speisekarte, die am Eingang aushing, war kein Salatteller ausgewiesen, wie Ramona ihn wollte. Und Beatrix eigentlich auch. Also gingen wir weiter.
„Wir müssen tolerant sein! Wir müssen tol erant sein!“
„Wie wär’s, wenn ich Ihnen noch eine Chance gebe “, drang plötzlich des Doktors maskulines Timbre auf mich herab.
Fragend blickte ich zu ihm auf.
„Wir verlängern einfach die Frist“, präzisierte er, „auf, sagen wir, Ende nächster Woche. Dann ist Ihre Menstruation vorbei, oder?“
Meinen Schritt verlangsamend fiel ich hinter den anderen zurück und wartete mit meiner Antwort, bis ich a ußer Hörweite von Irene und Anette war, dann sagte ich zu Hartmann: „Falls Sie das Ultimatum meinen, das Sie mir gesetzt haben: Vergessen Sie’s!“
„Und wa s, verdammt noch mal, spricht gegen meinen Vorschlag?“ Seine Stimme
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