Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Liebling der Götter

Liebling der Götter

Titel: Liebling der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
Vom Netzwerk:
mehr zu tun haben. Deshalb schlage ich vor, du gehst jetzt nach Hause und schläfst erst mal deinen Rausch aus, klar?«
    »Aua!«
    Etwa fünf Minuten später kamen ein paar Jugendliche vorbei, die kurz zuvor wegen extrem ungeselligen Verhaltens aus dem George and Dragon hinausgeworfen worden waren und nun zufällig über einen Sergeant stolperten, der mitten auf der Pool Street lag. Nachdem sie noch einige Male auf ihm herumgetrampelt hatten (weil einer von ihnen behauptet hatte, das bringe Glück), halfen sie ihm wieder auf die Beine und erkundigten sich unter anderem nach seinem gesundheitlichen Zustand. Zudem stahlen sie ihm das Funkgerät und die Handschuhe, aber schließlich wäscht eine Hand die andere.
    »Mir geht’s gut, wirklich«, murmelte der Polizist, wobei er sich geistesabwesend das Blut vom Kinn wischte. »Und jetzt seht zu, daß ihr nach Hause kommt, sonst …«
    »Was haste denn, Smithy?« fragte einer der Jugendlichen. »Haste wieder irgendwelche Sachen gesehen, oder was?«
    Der Sergeant schüttelte energisch den Kopf. »Ich habe überhaupt nichts gesehen. Ich bin lediglich gegen einen Laternenpfahl gelaufen, das ist alles.«
     
    Jason Derry öffnete die Eingangstür, verabschiedete sich winkend von seinem Fahrer und trat ein.
    »Hallo, Mum! Hallo, Dad! Ich bin wieder zu Hause!« rief er.
    »Bist du’s, Jason?« drang die Stimme seiner Mutter aus der Küche herüber.
    »Ja. Gibt’s was zu essen? Ich verhungere bald.«
    »Ein paar Sandwiches sind noch da. Jason?«
    »Ja, Mum.«
    »Du hast doch wohl nicht … also, du hast doch wohl nichts mitgebracht? Ich meine, nichts, was vergraben werden müßte, oder?«
    Im Flur öffnete Jason leise die Tür des Schranks unter der Treppe, versteckte das Schwert von Glykerion hinter dem Bügelbrett und antwortete schließlich: »Natürlich nicht.«
    Die Küchentür wurde geöffnet. »Dein Vater ist draußen. Wie war der Krieg?« fragte Mrs. Derry.
    »Ach, wir haben gewonnen«, antwortete Jason.
    »Das ist schön, Schatz.«
    Jason erinnerte sich an etwas. »Tut mir leid, daß ich nicht geschrieben habe, aber ich hab’s einfach vergessen. Du hast dir doch hoffentlich keine Sorgen gemacht, oder?«
    »Natürlich nicht, Schatz«, log Mrs. Derry und blickte verlegen beiseite. »Warum sollte ich mir Sorgen machen, solange dein Dad … ich meine, solange dein anderer Dad mir versichert, daß er auf dich aufpaßt?«
    »Ach, dieser alte …«
    »Jason!« fuhr ihn seine Mutter zornig an. »Wie oft habe ich dir schon gesagt, du sollst von deinem Vater nicht so abfällig reden? Du bist furchtbar.«
    »Tut mir leid«, entschuldigte sich Jason mit finsterer Miene. »Vergiß es einfach, okay? Ich habe einen anstrengenden Tag hinter mir. Womit sind die Sandwiches belegt?«
    Mrs. Derry entdeckte eine kleine Schnittwunde auf den Knöcheln von Jasons rechter Hand. »Hast du richtig gekämpft?« erkundigte sie sich besorgt.
    »Ja, so ist das nun mal im Krieg. Mit Schinken, stimmt’s?«
    »Ja, mein Schatz. Du willst doch bestimmt baden, bevor du ins Bett gehst, nicht wahr?«
    »Lieber erst morgen früh«, antwortete Jason mit gähnendem Mund. »Jetzt will ich erst mal was …«
    Mrs. Derry blickte ihn vielsagend an. »Übrigens hat Sharon angerufen.«
    Jason gähnte erneut. »Ach, wirklich?« antwortete er und gähnte schon wieder, diesmal allerdings übertrieben gekünstelt.
    »Zweimal sogar.«
    »Deren Telefonrechnung möchte ich nicht sehen, ehrlich. Ist irgendwelche Cola im Eisschrank?«
    »Ich glaube, ja«, seufzte Mrs. Derry. »Du kannst Sharon ja gleich morgen früh anrufen. Sie hat nämlich ihren freien Tag.«
    Jason zuckte zusammen. »Hör mal, Mum, das wäre wirklich toll, aber ich habe morgen bereits eine ganze Menge auf dem Zettel. Vielleicht nächste Woche, okay?«
    Mrs. Derry rümpfte die Nase und ging dann zu Bett. Jason blieb noch einen Augenblick im Flur stehen, dachte kurz darüber nach und machte sich schließlich achselzuckend auf die Suche nach den Sandwiches.
     
    Es ist bereits seit über dreitausend Jahren Tradition, daß die Sibylle oder Pythia von Delphi ihre jeweilige Nachfolgerin in die zukünftigen priesterlichen Aufgaben einweiht. Betty-Lou Fisichelli war zum Beispiel von einer Pythia angelernt worden, die verwirrenderweise mit Vornamen zufällig wirklich Sibylle geheißen hatte und die ihrerseits von ihrer Vorgängerin, der großen Madam Arcati, in die Berufsgeheimnisse eingeweiht worden war.
    In der kleinen, aber gut ausgestatteten Wohnung am

Weitere Kostenlose Bücher