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Liebling der Götter

Liebling der Götter

Titel: Liebling der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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Kellner.«
    »Warum denn ausgerechnet hier?«
    »Weil ich hungrig war. Außerdem hatte ich Lust, zur Abwechslung mal was Kaukasisches zu essen. Pizza hängt mir allmählich zum Hals raus.«
    Merkur musterte Jason prüfend. »Mag ja sein, aber anstatt etwas zu essen, solltest du eigentlich da draußen ein paar Zentauren erledigen. Klasse, wirklich.«
    »Das finde ich allerdings auch!« gab Jason wütend zurück. »Schön, daß du mir recht gibst. Schließlich bin ich heute mit einer Hercules-Maschine ohne jeden Bordservice um die halbe Welt gereist, bin von Boden-Luft-Raketen abgeschossen worden, ohne etwas im Magen zu haben, bin von einer sowjetischen Elitetruppe durch die Berge gejagt worden, die mir nicht mal einen Schokoriegel angeboten hat, habe mir von einer Hexe mein Schicksal erzählen lassen, in deren Speisekammer es nichts außer ein paar getrockneten Zungen von Wassermolchen gab, bin von einer ungenießbaren Riesenechse angegriffen worden und habe mit zwei jungen Frauen geflirtet, die irgend etwas versinnbildlichen sollen und auf Diät sind. Also nehme ich jetzt mein Frühstück, mein Mittag- und mein Abendessen zu mir, verstanden?«
    Merkur zuckte die Achseln. »Dir ist doch wohl hoffentlich klar, daß diese ganze Stärke und alle diese Kohlenhydrate die schrecklichsten Dinge mit deinem Körper anstellen, oder? Wenn du so weitermachst, hast du in spätestens fünf Jahren Arterien wie eine U-Bahn.«
    »Gefällt mir.«
    »Na prima …« Merkur schüttelte betrübt den Kopf und gönnte sich eine zweite Scheibe Honigkuchen. »Inzwischen sind da draußen etliche Zentauren ziemlich ungeduldig geworden.«
    »Jemand sollte sich darum kümmern, daß die was zu essen bekommen«, antwortete Jason. »Dann hauen sie vielleicht ab und hören endlich damit auf, die Leute zu nerven. Und jetzt gib mir erst mal mein Zauberschwert zurück, bevor ich dich damit einen Kopf kürzer mache!«
    »Tut mir leid, reine Macht der Gewohnheit«, seufzte Merkur. »Dabei habe ich nichts als Ärger mit diesem ganzen Zeugs. Meine Mietgarage ist bis zum Dach mit Teflonpfannen, Autoradios und synthetischen Pelzmänteln vollgestopft … Selbst wenn ich den Kram verschenke, brächte ich nicht mal die Hälfte davon an den Mann.« Lächelnd fuhr er fort: »Egal, wie ich sehe, bist du beschäftigt, und deshalb lasse ich dich jetzt in Ruhe. Ich werde aber deinem Fahrer Bescheid geben, okay? Wahrscheinlich fragt er sich sowieso schon längst, wo du geblieben bist.«
    »Ich bräuchte so einen Piepser«, schlug Jason vor. »Weißt du, einen von diesen Funkrufempfängern. Wenn du George siehst, sag ihm, er soll ein paar belegte Brötchen in die Werkzeugkiste packen.«
    Die alte Frau erhob sich unter Schmerzen, streckte den steifen Rücken gerade, steckte sich klammheimlich einen Löffel in die Tasche und band den Esel wieder los. Kurz darauf polterte ein kleiner Elektrowagen über den verwaisten Marktplatz, und der hungrige Fremde stand auf, ließ etwas Geld auf dem Tisch liegen und stieg in das Fahrzeug.
    Der Dorfschmied, der gerade ein rotglühendes Hufeisen mit der Zange festhielt, unterbrach seine Arbeit und sagte zu seinem Lehrjungen: »Hast du das gesehen? So was nennt man Tourismus, tss …«
    Der Lehrjunge grinste, und der Schmied ließ das Hufeisen in einen Wassereimer fallen, wo es gefährlich zischte. Danach mußte der Schmied noch mehr Erz schmelzen, um daraus einen schmiedeeisernen Zeitungsständer zu hämmern, in den er in fließender kyrillischer Schrift ›Ein Andenken aus Bolshoy Kavkaz‹ einarbeitete. Dreißig Jahre später gelang es ihm, den Ständer für zwei Rubel an den Leiter der ortsansässigen Kolchose zu verkaufen, der etwas zum Ablegen der Lieferscheine benötigte.
     
    »Der Name meines Sohns lautet Jason«, sagte Mrs. Derry.
    Der Sergeant blickte zu ihr auf. »Jason? Den Namen kenne ich doch von irgendwoher. Kann das sein?«
    Mrs. Derry schaute verlegen zu Boden. »Falls es wegen der Geschichte mit dem Tiger ist, so haben wir dem Mann bereits gesagt, daß wir für einen neuen aufkommen. Das ist kein Problem …«
    Sergeant Smith blickte sie entsetzt an, besann sich dann aber eines Besseren. »Ist das nicht derselbe Jason Derry, der sich gerade auf den Carwardine Islands aufhält? Ich meine, dieser Kriegsheld?«
    »Wie bitte?« stutzte Mrs. Derry kurz, korrigierte sich aber gleich: »Ja, ja, richtig, das ist mein Jason.«
    »Hat er nicht eine Maschinengewehrstellung oder so was im Alleingang ausgehoben, den Krieg gewonnen

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