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Liebling der Götter

Liebling der Götter

Titel: Liebling der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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ab«, kicherte Vergil grimmig.
    Aus der Ferne war ein kreischendes Geräusch zu hören, das allmählich näher kam, bis schließlich ein U-Bahn-Zug auftauchte. Als er an ihnen vorbeifuhr, konnte Jason erkennen, daß die Waggons mit bleichen, geisterhaften Gestalten gefüllt waren, die sich allesamt gegenseitig auf den Füßen standen.
    »Einmal ein Pendler, immer ein Pendler«, stellte Vergil lakonisch fest. »Schrecklich, nicht wahr?«
    Der Zug wurde langsamer und hielt an. Einige der Leute im Zug stürzten sich auf die aufgehenden Türen und versuchten hinauszukommen, aber im selben Augenblick wurden die Türen mit ungeheurer Gewalt wieder zugeschlagen. Mit Entsetzen mußte Jason feststellen, daß die Türen Zähne hatten.
    »Dabei kann man nicht einmal behaupten, daß sie nicht vorgewarnt wurden«, stellte Vergil betrübt fest. »Schau doch, da steht in ganz großen Buchstaben ›Nicht die Türen blockieren‹, das sieht doch ein Blinder … Warte, etwas Geduld noch, das ist gleich vorbei.«
    Nach wenigen Sekunden, die Jason wie eine Ewigkeit vorkamen, hörten die Türen endlich damit auf, die Leute zu zermalmen, und eine große rote Zunge erschien und zog alle wieder hinein. Als sich die Türen schlossen und gleich darauf erneut öffneten, waren die Waggons leer. Von irgendwoher aus der Nähe der Fahrerkabine drang ein unmißverständlicher Rülpser herüber.
    »Also los!« forderte Vergil Jason auf. »Ich weiß zwar nicht, wie du es hältst, aber ich sitze am liebsten mit dem Rücken zur Fahrtrichtung.«
    Jason hielt Vergil am Ärmel fest. »Bist du wahnsinnig? Da gehe ich nicht rein!«
    Der Dichter blickte ihn verächtlich an und stieg in den Zug. Wie Jason im Nacken spürte, kamen hinter ihm einige Leute die Treppe herunter und näherten sich bereits dem Bahnsteig. Da er auf deren Gesellschaft gut verzichten konnte, schloß er lieber die Augen und folgte Vergil in den Zug. Die Türen knallten zu.
    Als er die Augen wieder öffnete, sah er lediglich einen völlig gewöhnlichen U-Bahn-Waggon. Vergil, der sich auf einem der Sitze niedergelassen hatte, starrte nachdenklich auf einen großen Haufen Asche und verkohlte Knochen. Jason zuckte bei dem Anblick zusammen.
    »Ich nehme an, das hier ist ein Nichtraucherwagen«, sagte er.
    »Ganz im Gegenteil«, antwortete Vergil. »Hier ist es nur so, daß der Waggon die Leute raucht. Setz dich und ruh dich erst mal aus. Es wird gleich ziemlich unangenehm.«
     
    »Nicht schon wieder!«
    Apollo nickte beschämt.
    »Das darf doch nicht wahr sein!« fauchte Minerva ihn an. »Wenn es so ist, sollten wir ihm eins von diesen Hundehalsbändern mit kleinen Glocken dran umbinden. Und wo hast du ihn das letztemal gesehen?«
    »Auf dem Piccadilly Circus«, antwortete Apollo.
    Minerva zog entsetzt die Augenbrauen hoch. »Na prima! Toll hast du das hingekriegt. Dann bekommen wir auch keine Sonderpunkte für das richtige Raten seines Aufenthaltsorts.«
    »Jetzt wart doch erst mal ab. Vielleicht wollte er nur einen Zug nehmen oder so was.«
    Ohne auf ihn einzugehen, fauchte Minerva: »Ich will mal sehen, was Pluto vorhat.«
    Nach langer Suche entdeckte sie schließlich den Exgott des Todes in einer maßgeschneiderten Holzkiste im Schrank unter der Treppe des Morgengrauens. Sie schnaufte erschöpft durch die Nase und trat mit dem Fuß gegen die Kiste.
    »Es gibt für dich was zu tun. Steh endlich auf!«
    »Ich habe mich zur Ruhe gesetzt«, murmelte Pluto schläfrig. »Hau ab.«
    »Wenn du nicht sofort aufstehst und in fünf Minuten angezogen bist, werden wir dich auf andere Weise wachkriegen, Freundchen! Notfalls mit einem nassen Schwamm im Nacken«, drohte ihm Minerva. »Wir warten auf dich im Observationsraum.«
    Als Minerva dort wieder eintraf, beobachtete Apollo gerade die Erde durch eine Art optisches Instrument, das er erfolglos zwischen den Beinen zu verbergen versuchte, als er merkte, daß seine Schwester zurückgekehrt war. Minerva schnalzte auf vertraute Weise mit der Zunge und streckte fordernd die Hand aus. Widerwillig übergab ihr Apollo das Instrument.
    »Und wie funktioniert das Ding?« wollte Minerva wissen.
    »Ich bin mir nicht ganz sicher«, antwortete Apollo. »Anscheinend nimmt es irgendwie die Wellen von Zufallsteilchen auf, die durch Störungen in der Möglichkeitenstruktur aktiviert werden.«
    Minerva runzelte die Stirn; in bezug auf technische Geräte war sie ein hoffnungsloser Fall, was sie aber niemals zugegeben hätte. »Du meinst, das ist so was wie ein

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