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Liebling der Götter

Liebling der Götter

Titel: Liebling der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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möglich. Na ja, genausogut nicht möglich und sogar völlig unmöglich. Trotzdem wäre ich bereit zu wetten, daß so etwas passieren kann, wenn es sich um einen Helden handelt.« Er trank sein Glas aus, wischte sich mit dem Ärmel den Mund ab und stand torkelnd auf. »Wer weiß? Aber da wir gerade dabei sind, wen interessiert das überhaupt? Wer muß diese Mistkerle schon verstehen, wenn man sie sowieso überlebt? sage ich immer.«
    Apollo lachte höflich. »Das ist allerdings wahr. Wenn du trotzdem so nett wärst, die Augen für mich offenzuhalten, dann …«
    »Das hängt ganz davon ab, wie klar mein Blick dann grade ist«, lallte Mars.

 
     
    Am nächsten Morgen öffnete sich gegen halb fünf die Tür von Mr. und Mrs. Derrys Haus, und Jason trat heraus. Er trug einen länglichen Leinensack und eine Plastiktüte bei sich.
    Der Sonnenaufgang präsentierte sich in einem fast kitschig anmutenden rosaroten Farbton und läutete so den ersten Werbeblock des Tages ein. Zum großen Bedauern des Konsortiums australischer Industriemagnaten, das die Sonne heutzutage managt, verfügen nur sehr wenige Haushalte über die geeigneten Satellitenschüsseln und Decoder zum Empfang der von ihr ausgestrahlten Signale, aber Australier sind überaus geduldig. Spätestens wenn sich die fossilen Brennstoffreserven dem Ende zuneigen, so argumentieren sie, werde auch der letzte Skeptiker Sonnenenergie ernstnehmen, und dann schlage ihre große Stunde.
    Durch einen merkwürdigen Zufall, der wahrscheinlich mit seiner einzigartigen genetischen Veranlagung zusammenhing, war Jason Derry ein natürlicher Empfänger der unterschwellig ausgestrahlten Mitteilungen der Sonne. Da dies bei ihm aber ausschließlich auf unbewußter Ebene geschah, hatte er sich schon oft gefragt, warum er hin und wieder wie aus dem Nichts den fast unwiderstehlichen Wunsch verspürte, auf fettarme Margarine umzusteigen, eine Lebensversicherung abzuschließen oder Tampons zu kaufen. Letztendlich war es ihm gelungen, sich mit diesem Problem abzufinden, indem er sich immer wieder einredete, daß er auf keinen Fall so doof sei, um auf solch einen Unsinn hereinzufallen.
    Ein kleiner Elektrowagen fuhr leise surrend heran und hielt vor dem Haus.
    »Guten Morgen, George«, begrüßte Jason den Fahrer.
    »Morgen, Boß. Wohin soll’s heute gehen?«
    »Gut, daß du mich das fragst, George«, antwortete Jason grinsend. »Der Ablauf ist nämlich geändert worden.«
    »Ach wirklich?« stutzte George. »So was passiert in letzter Zeit ziemlich häufig, findest du nicht?«
    »Das kann man wohl sagen«, murmelte Jason und öffnete geschäftig das obere Ende des Leinensacks. »Außerdem kommen in nächster Zeit noch eine ganze Menge andere Veränderungen auf uns zu. Weißt du, was das hier ist?«
    George rückte. »Sicher, das ist das Schwert von Glykerion.«
    »Wie hieß das letzte Wort?«
    »Glykerion.«
    »Ach so …«, seufzte Jason mit leichter Verzögerung. »Ich glaube, so was ähnliches hat mir diese alte Hexe auch gesagt, wahrscheinlich habe ich sie nur falsch verstanden. Egal. Der springende Punkt ist jedenfalls, daß dieses Schwert sehr scharf ist. Wirklich sehr scharf, George.«
    »Ich weiß. Und was willst du damit sagen?«
    Jason runzelte die Stirn. »Ach, komm schon, George, stell dich nicht so blöd an. Ich bedrohe dich.«
    »Mich? Weshalb?« fragte George erstaunt.
    »Weil ich dich einschüchtern will, um dich auf diese Weise dazu zu zwingen, nur noch das zu tun, was ich will«, antwortete Jason gereizt. »Warum wohl sonst, he?«
    »Aber, Boß, ich tu doch immer, was du sagst, oder etwa nicht?«
    »Ja, ja, aber das liegt daran, weil ich dir immer nur das sage, was ich dir sagen soll!« herrschte Jason ihn in ungewohnt scharfem Ton an, dann fuhr er mit ruhigerer Stimme fort: »Hör zu, ich bin nicht in der Stimmung, tiefschürfende Diskussionen über Metaphysik zu führen. Also laß uns endlich losfahren, bevor noch jemandem etwas auffällt.«
    »Ganz wie du willst, Boß«, antwortete George achselzuckend. »Nächste Haltestelle: Thessalien.«
    »Nichts da, Piccadilly Circus!« befahl Jason.
    »Bist du dir sicher?« erkundigte sich George vorsichtig. »Sieh doch, hier auf dem Programmzettel steht: Larissa, ehemalige Hauptstadt von Thessalien. Also …«
    »Genau das wollte ich dir doch gerade sagen, George«, unterbrach ihn Jason mürrisch. »Wir werden eben nicht nach Thessalien, sondern zum Piccadilly Circus fahren.«
    »Und warum?«
    »Halt’s Maul und fahr endlich

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