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Liebling der Götter

Liebling der Götter

Titel: Liebling der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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Rauchmelder?«
    »So was in der Richtung, ja.«
    »Und? Hast du was entdeckt?«
    Apollo schüttelte den Kopf. »Auf dem ganzen Weg, der ihn irgendwo unter dem Café Royal entlangführte, hat er eine Spur sich verschmelzender Wahlmöglichkeiten hinterlassen, aber dann ist der Bildschirm einfach weiß geworden und hat mich nur noch angepiepst. Also habe ich ihn ausgeschaltet. Nach meinem Dafürhalten heißt das, er ist dort bereits eingetroffen. Du weißt schon …«
    »Und ob«, seufzte Minerva. Wenn es sich irgendwie vermeiden läßt, nennen die Götter den Ort, der sich direkt unterhalb der Weinkeller des Restaurants Hamley’s befindet, nicht beim Namen; wegen der negativen Schwingungen.
    »Das heißt, er ist uns eindeutig entwischt«, stellte Apollo fest.
    »Unsinn!« fauchte Minerva. Im selben Augenblick schlurfte Pluto herein. Er trug einen schwarzen Morgenmantel und Pantoffeln und gähnte laut. Seit ewigen Zeiten hatte er sich weder die Haare noch die Fingernägel geschnitten.
    »Worum geht’s denn eigentlich?« erkundigte er sich schläfrig.
    »Wir brauchen jemanden, der für uns zur Regent Street geht«, klärte Minerva ihn auf.
    Pluto blickte sie unmutig an. »Ach, hör auf, Mini. Du weißt ganz genau, daß ich da die Krätze kriege.«
    »Jetzt stell dich nicht so kindisch an«, spöttelte Minerva.
    »Dann geh doch selbst«, schlug Pluto vor.
    »Es gehört aber zu deinem Königreich.«
    »Das ist schon lange her«, widersprach Pluto. »Ich habe es einer englisch-französischen Firmengruppe verkauft, erinnerst du dich nicht mehr? Die haben allen Ernstes versucht, das Londoner U-Bahn-Netz mit der Pariser Metro zu verbinden. Saublöde Idee, wenn du mich fragst, aber immerhin haben die’s geschafft, eine …«
    »Schon gut! Wenn du mit deinen Ausführungen jetzt fertig bist, kannst du dich ja gleich auf den Weg machen«, unterbrach ihn Minerva aufgebracht. »Wir suchen einen Helden. Groß, muskulös, blond. Das Übliche eben. Er hört auf den Namen Jason Derry. Moment, ich werde ihn dir auf dem Schirm zeigen.«
    Minerva spielte an einigen Schaltern herum, und direkt unterhalb des Großen Bären erschien im nächtlichen Himmel ein tausend Kilometer hohes Hologramm von General de Gaulle. »Huch! Tut mir leid, das ist die falsche CD-ROM. Versuchen wir’s doch mal mit dieser hier.«
    General de Gaulle wurde wieder vom Zentrum des Polarsterns eingesaugt und durch Jason Derry ersetzt, der mit einem Fuß auf dem zerschmetterten Kopf eines Riesenreptils stand und gelangweilt dreinblickte.
    »Das ist der Kerl«, sagte Minerva, und kurz darauf verschwand Jasons Konterfei wieder.
    Pluto blickte mit grimmiger Miene zu der Stelle, wo sich noch vor wenigen Sekunden das Hologramm befunden hatte, und zog den Gürtel seines Morgenmantels fest. »Ist der Kerl gefährlich?«
    »Kommt drauf an, was du unter gefährlich verstehst«, meldete sich Apollo zu Wort. »Im landläufigen Sinne, also ganz allgemein ausgedrückt, ist er das höchstwahrscheinlich. Andererseits kann ich mir nicht vorstellen, daß er dir was antun kann. Keine Angst, er wird dich schon nicht beißen.«
    »Scheiß drauf, ich nehme trotzdem lieber den Hund mit.«
     
    Der Zug hielt an.
    Jason blickte aus dem Fenster, aber dort war nichts zu sehen.
    »Wo sind wir?«
    Vergil blickte ihn ernst an. »Als Sohn des Jupiter solltest du solche Fragen nicht stellen müssen«, wies er ihn zurecht. »Und erst recht nicht hier.«
    »Warum nicht? Haben wir etwa eine Panne oder so was gehabt?«
    »Nein, so kann man das nicht nennen«, murmelte Vergil, wobei er etwas verlegen zu Boden blickte. »Das ist schon ganz richtig so. Jedenfalls ist das hier die Stelle, wo du hin wolltest.«
    Jason nickte. »Aha, und warum öffnen sich die Türen nicht?«
    »Das tun sie hier nie.«
    »Wie meinst du das?«
    »Das hier ist kein normaler U-Bahnhof«, klärte Vergil ihn auf. »Falls überhaupt irgendwas, dann ist das eine Art Geisteszustand. Der Zug hält hier zwar, man kann aber nicht aussteigen.«
    »Und warum nicht?«
    »Du bist wahrscheinlich die erste Person in der Schöpfungsgeschichte, die eine solche Frage stellt«, seufzte Vergil. »Die Türen öffnen sich hier aus fast genau den gleichen Gründen nicht, wie sich in einer Concorde nicht die Fenster aufmachen lassen. In gewisser Weise handelt es sich um eine feindliche Umgebung.«
    »Wirklich?« Jason spähte angestrengt hinaus, doch konnte er nicht einmal die Spur irgendeiner Umgebung entdecken, sei sie nun feindlich oder nicht.

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