Liebling der Götter

höchstpersönlich, dann stell dir nur mal vor, was es bei dem gewöhnlichen Durchschnittsmenschen ausrichten kann, wenn ihm eine starke Dosis davon verabreicht wird. Ich könnte ohne Probleme die Weltherrschaft an mich reißen und als einzig wahrer Gott auftreten. Ich habe aber keine Lust dazu.«
    Er hielt erneut inne, während Jason gegen die spasmischen Krämpfe in der Brust ankämpfen mußte und Luft in die Lunge pumpte. Manchmal bin ich mir meiner eigenen Stärke nicht bewußt, dachte der alte Mann und sagte dann laut: »Hör mal, vielleicht ist es besser, wenn ich mich wieder in die andere Gestalt verwandle – du weißt schon, in diese bedrohlich wirkende Statue. Könnte dir das helfen?«
    Jason gelang es unter großer Anstrengung, mit dem Kopf zu nicken. Fast im selben Augenblick verschwand das gemütliche kleine Zimmer, und er lag wieder auf nichts und sah sich zwei riesigen Krallenfüßen gegenüber.
    »Besser so?«
    »Viel besser«, schnaufte Jason. »Und jetzt erzähl bitte weiter.«
    »Wenn du möchtest, können wir auf die zischenden Schlangen verzichten.«
    »Nein, nein, das ist schon in Ordnung. Hauptsache, du verzichtest auf weitere Witze.«
    »Ach, weißt du, eigentlich mache ich gar keine Witze«, seufzte Gelos schwermütig. »Manchmal frage ich mich sogar, was Sinn für Humor überhaupt bedeutet. Mir steht es nämlich nicht zu, einen zu haben.«
    Jason nickte verständig. Das Risiko innerer Verbrennungen, vermutete er. Welch furchtbares Schicksal.
    »Auf alle Fälle habe ich keine Lust, über die Welt zu herrschen«, fuhr Gelos fort. »Jedenfalls nicht über die Welt, wie sie sich momentan darstellt. Sie ist zu – also, nach meinem Geschmack ist sie völlig und unwiderruflich vorm Arsch. Bislang konnte ich nichts anderes tun, als die Leute auf andere Gedanken zu bringen, und das ist immerhin besser als nichts. Mehr oder weniger mache ich das auch heute noch so. Aber gut ist das nicht, oder?«
    »Wieso nicht?«
    »Also, paß auf. Ich pflege die Menschen alle die schrecklichen Dinge in der Welt vergessen zu lassen, was bedeutet, daß sie in meiner Gegenwart nichts dagegen unternehmen. Wenn etwas Furchtbares passiert – eine Pest oder eine Katastrophe in einem Atomkraftwerk –, dann würden alle nur darüber lachen, anstatt etwas dagegen zu unternehmen und den Fehler zu korrigieren. Aber wo würde das hinführen? In Wirklichkeit handelt es sich um die Krümmung der Möglichkeiten, die ich dabei stets berücksichtigt habe. Du hast doch bestimmt schon was von der Möglichkeitenphysik gehört, oder?«
    »Nicht viel«, gestand Jason ein. »Aber laß uns bitte nicht allzulange über dieses theoretische Zeugs reden. Du willst mir vermutlich sagen, daß du die Welt erst mal in Ordnung bringen möchtest, bevor du sie übernimmst, richtig?«
    »Mehr oder weniger.«
    »Und in der Zwischenzeit willst du nur bleiben, wo du bist, damit du von niemandem behelligt werden kannst, stimmt’s?«
    »Genau das ist es«, stimmte Gelos ihm zu. »Die Leute glauben, ich sei hier unten, wo es kein Lachen gibt – nicht als solches –, um mich vor dem alten Jupiter zu verstecken. Das ist absoluter Unsinn.«
    »Wirklich?«
    »Wirklich. Weißt du, ich bin ein wenig wie ein Atomkraftwerk, aus dem radioaktive Strahlung austritt. Wenn ich nicht genau hier unten, wo man eigentlich gar nicht sein kann, sondern irgendwo anders unter der Erde wäre, dann würden gewaltige Lachmengen gewissermaßen nach oben durch den Boden hindurchsickern und alles und jeden durchdringen, was ein absolutes Chaos zur Folge hätte. Wie es sich augenblicklich darstellt, tritt auch so genug von dem Zeug aus, um die Welt einigermaßen in Gang zu halten, doch wird nie der kritische Punkt überschritten. Meiner Meinung nach sollte man es auch vorläufig dabei belassen.«
    »Ich verstehe«, sagte Jason. »Und wo liegt jetzt das Problem?«
    »Natürlich Jupiter und alle diese anderen Schwachköpfe. Sie wollen mich entführen. Aber die können mir keine Angst einjagen, kein Stück. Wenn die sich hier runter trauen und versuchen, ihren Einfluß geltend zu machen, könnte ich sie derart zum Lachen bringen, daß denen die göttlichen Bäuche platzen würden. Allerdings gäbe es ein Problem. Ich müßte nämlich so viel Gelächter auslösen, daß es bis zur Erdoberfläche hindurchdringen und den Menschen alles vermasseln würde. Deshalb ist es unbedingt erforderlich, daß hier unten nichts aus den Fugen gerät. Kannst du mir folgen?«
    »Ich denke, ja. Du