Liebling der Götter
Berufsrisiko, nehme ich an. Trotzdem vielen Dank für alles.«
Pluto winkte zum Abschied und war zwischen den dunklen Schatten schon bald verschwunden.
Was Gelos betraf, so seufzte er tief und schüttelte nachdenklich den Kopf. Nach seinem Dafürhalten war von seinen drei Neffen Pluto wahrscheinlich am schwersten von Begriff (wenn auch nur um Nasenlänge). Er dachte kurz darüber nach, daß dieselben drei Neffen, allesamt Schwachköpfe, seinen Bruder Kronos kastriert, seine Schwester Rhea eingekerkert und ihn, Dingsbums, den wichtigsten der drei Urgötter, dazu gezwungen hatten, sich für die meiste Zeit der Schöpfungsgeschichte am Ende einer schäbigen U-Bahn-Linie zu verstecken. Reines Anfängerglück von diesen Grünschnäbeln, schimpfte er in sich hinein.
Eine alte Steuerberaterweisheit lautet, daß es sich für die Sanftmütigen nicht lohne, die Erde zu beerben, wenn sie am Ende vierzig Pence Steuer pro Pfund bezahlen müssen. Was Dingsbums anging (wie Gelos richtig genannt werden sollte), so war es ihm ziemlich egal, um sein Erbe betrogen worden zu sein, solange es sich keins der anderen Familienmitglieder unter den dreckigen Nagel reißen konnte. Nachdem er sein wirkliches Aussehen wieder angenommen hatte, ließ er deshalb seinen Verstand auf die Erde hinausströmen und nahm zu seinem ältesten und gleichzeitig besten Verwandten Kontakt auf, der gegenwärtig an einigen Berggipfeln im Kaukasus hing.
»Promi?«
»Bist du’s, Geli?«
»Wie läuft’s bei dir?«
Prometheus’ Gedankenwellen schienen etwas getrübt zu sein. »Ich weiß nicht recht. Ich habe so ein Gefühl, daß demnächst irgendwas passiert.«
»Du hast recht. Apollo ist zu dir unterwegs.«
»Das weiß ich«, dachte Prometheus zurück. »Der Adler hat’s mir erzählt. Ich habe ihm geraten, sich in nächster Zeit lieber nicht mehr sehen zu lassen. Hast du irgendwelche Vorschläge?«
»Spontan fällt mir erst mal auch nichts ein, Promi. Ich würde dir gern den Jungen vorbeischicken, wenn ich ihn nicht hier unten bräuchte. Mars ist schon unterwegs, und Pluto ist erst gerade eben hier vorbeigekommen. Den Hund brauche ich leider auch. Tut mir leid.«
»Kein Problem, Geli, ich werde mir schon was einfallen lassen.«
»Hör mal, Promi, falls die Lage außer Kontrolle gerät, melde dich bei mir, ja? Wer weiß, vielleicht kann ich dir dann aus der Patsche helfen.«
»Was hast du eben gedacht, Geli? Die Verbindung ist sauschlecht.«
»Ich habe gedacht, vielleicht kann ich dir helfen.«
»Meinetwegen brauchst du dir keine Sorgen zu machen«, versicherten ihm Prometheus’ Gedanken. »Aber sobald du den Jungen entbehren kannst, schick ihn bitte vorbei. Bis dahin werde ich die schon irgendwie hinhalten. Alles klar?«
»Das ist mein alter Promi.«
Dingsbums brach die geistige Verbindung ab und machte sich eine Tasse Ovomaltine; doch seine Gedanken drehten sich noch immer um das Dilemma seines Weggefährten. Es war wirklich zu schade, daß er ihm den Jungen nicht vorbeischicken konnte.
Aber wenn wirklich Not am Mann ist, wird mir schon was einfallen, sagte er sich.
Ganz am Ende des Gangs befand sich eine Tür.
Wie bei den meisten Türen in Londoner U-Bahn-Schächten war über ihr ein sehr alberner Hinweis angebracht. Kein Ausgang stand dort zu lesen.
Höchst albern. Aus welchem Grund war die Tür wohl sonst dort, wenn man durch sie nicht hindurchgehen konnte? Jason zuckte die Achseln und zog an der Klinke. Die Tür war verschlossen.
»Was meinst du, Hund?« Jason zog seinen treuen Begleiter zu Rate. Wie er wußte, handelte es sich hierbei um eine rein rhetorische Frage, da die Antwort mit Wau ausfallen würde, aber auf diese Weise verschaffte er sich die notwendige Zeit, das Für und Wider seines nächsten Schritts abzuwägen, den er zu tun gedachte.
»Wau.«
»Na, damit wäre das wohl auch geklärt«, stellte er zufrieden fest. »Also, was soll’s?«
Er holte mit dem rechten Bein aus und trat mit voller Wucht gegen die Tür. Letztendlich bleibt eine Tür eine Tür, (es sei denn, sie ist ein Krug). Sie sprang auf, und gleich darauf wurde Jason klar, daß der Hinweis letztendlich doch nicht so albern gewesen war.
»Jason Derry.«
Für jemanden, der ein solch abenteuerliches Leben geführt hatte, und das mit zeitweiligen Abstechern in paranormale und halbgöttliche Gefilde, war es Jason doch nie richtig gelungen, sich gegenüber Gespenstern oder Geistern normal zu verhalten. Seine Reaktion auf Gelos’ statuenhafte Erscheinung
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