Liebling der Götter
er etwa da unten?«
»Ja, und zwar genau zu diesem Zeitpunkt«, antwortete Apollo mit einem Hauch Mitgefühl. »Er sucht diesen Jason Derry. Das ist der Held, den du weißt schon wer zum Umsturz angestachelt hat …«
In diesem Augenblick kam Minerva herein. Sie war etwas rot im Gesicht und nicht gerade in bester Stimmung. Das war allerdings verständlich, da sie gerade Jupiter von einem gewissen Hund hatte erzählen müssen.
»Da seid ihr beiden Idioten ja!« polterte sie los.
Mars öffnete den Mund, um zu protestieren, aber Minerva würdigte ihn keines Blickes und fuhr ungerührt fort: »Jedenfalls sind hier eure Einsatzbefehle vom Boß. Apo, du gehst auf die Erde und kümmerst dich um Prometheus. Schnapp dir diesen Adler, und besorg Ersatz für ihn, klar?«
»In Ordnung«, seufzte Apollo.
»Und du, Marsi, solltest dich lieber sofort verziehen und zusehen, daß Pluto nichts passiert. Und wenn du schon mal dabei bist, kümmer dich auch noch um diesen Jungen von den Derrys. Der Kerl dreht langsam durch und …«
»Du machst wohl Scherze!« empörte sich Mars. »Ich habe gerade eben den Kommentar gehört, und dort wurde gesagt, daß er bewaffnet ist, und zwar mit diesem Schwert von …«
»Ach, jetzt stell dich nicht so kindisch an, Marsi«, spöttelte Minerva. »Immerhin bist du der Lenker des Streitwagens, oder hast du das schon vergessen?«
»Damit habe ich auch keine Probleme«, widersprach Mars aufgebracht. »Niemand lenkt den Streitwagen so gut wie ich. In meiner Tätigkeitsbeschreibung steht aber nichts davon drin, daß ich mich von jugendlichen Kraftprotzen durch irgendwelche Zauberschwerter zu Tagliatelle verarbeiten lassen muß. Tut mir leid …«
»Mars!« fauchte Minerva. »Du willst doch bestimmt nicht, daß ich Pa etwas von deinem Abstecher nach Greenham Common erzähle, nicht wahr?«
Mars sackte wie ein Zelt ohne Stangen in sich zusammen. »Das würdest du nie wagen.«
»Ich glaube, er wäre ziemlich sauer, wenn er erfährt, daß ein Sohn von ihm über die Zäune des Militärflughafens gestiegen ist und in grüner Farbe auf die Raketensilos Atomkraft nein danke gesprüht hat. Ich halte es jedenfalls für besser, wenn du ausnahmsweise mal tust, was man dir sagt. Findest du nicht?«
Mars holte tief Luft, um etwas zu sagen.
»So etwas sagt man aber nicht«, kam ihm Minerva zuvor.
»Also gut«, resignierte der Exkriegsgott. »Aber was meint er eigentlich mit ›sich drum kümmern‹? Du könntest mir wenigstens verraten …«
»Jupiter findet, daß das Sternbild der Kassiopeia ein wenig Schlagseite bekommen hat«, unterbrach ihn Minerva mit eisigem Lächeln. »Mit einem Extrastern irgendwo in der Mitte könnte man das wieder ins Lot bringen. Also, sieh zu, daß du klarkommst, ja?«
Minerva wandte sich ab, rückte ihre Eule zurecht und ging heiter gelaunt hinaus. Mars atmete tief durch, seufzte und zeigte mit dem Kopf zu der Stelle, an der Minerva noch kurz zuvor gestanden hatte.
»Vaters Tochter«, seufzte er.
»So, mehr oder weniger war’s das«, sagte Gelos. »Hast du noch irgendwelche Fragen?«
Jason beugte sich in seinem Sessel ein Stück vor, bis er sich mit den Ellbogen auf den Knien abstützen konnte, und rang nach Atem. Als er seinen Körper einigermaßen wieder unter Kontrolle hatte, nahm er das Taschentuch vom Mund und schnappte nach Luft. Seit die neunköpfige Sonnenschlange versucht hatte, ihn zu beißen, hatte er nicht mehr soviel gelacht.
Dabei sollte betont werden, daß Gelos nicht einmal etwas außergewöhnlich Witziges, Amüsantes oder Neuartiges von sich gegeben hatte, es war vielmehr die Art, in der er Jason alles erzählt hatte. Wie sonst hätte unser Held wohl fast eine Gehirnblutung erleiden sollen, als der alte Gentleman ihn fragte, ob er zum Tee ein Plätzchen wolle?
»Nein, nein!« keuchte Jason. »Ich glaube, ich habe alles kapiert.«
»Du mußt dir nur merken …« Gelos hielt geduldig inne, während sich Jason auf dem Boden kugelte, hilflos mit den Beinen in der Luft strampelte und röchelnde Geräusche von sich gab.
»Erzähl ruhig weiter … Tut mir leid, ich bin sonst nicht so … Ich …« Erneut brach Jason vor Lachen zusammen.
Zerberus warf ihm einen verdutzten Blick zu. Drei verdutzte Blicke.
»Das beweist mal wieder, was ich schon immer behauptet habe«, sagte der alte Mann mit ruhiger Stimme. »Nichts auf der Welt ist stärker als Lachen. Wenn es schon auf jemanden wie dich solch eine Wirkung hat, einen Helden, einen Sohn des Jupiter
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