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Liebling der Götter

Liebling der Götter

Titel: Liebling der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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Sektor sehr viel besser bezahlt wird, und das Prestige, als Werkzeug einer göttlichen Justiz zu dienen, belegt gegenüber flexibler Arbeitszeit, einem Dienstwagen und kostenloser Uniform, gewöhnlich mit einem Drachenemblem versehen, einen schlechten zweiten Platz. Aus diesem Grund sind die Götter in letzter Zeit immer mehr dazu übergegangen, jene Bewohner der Betamax-Welt 76249708 zu rekrutieren, die während ihres gescheiterten Versuchs, einen kürzeren Seeweg zwischen Leningrad und Kiew zu entdecken, versehentlich vom Rand der Erde fielen. Folge ist, daß die Qualität des Mitarbeiterstabs stark gesunken ist. Es geht sogar das Gerücht, daß sich die gesamte göttliche Armee neulich nur mit Hilfe massiver Luftunterstützung und unter dem Feuerschutz vor der Küste stationierter Marineeinheiten aus der sprichwörtlichen Klemme befreien konnte.
    Es erklang ein markerschütterndes Geräusch, und kurz darauf kam ein Trupp himmlischer Krieger nur langsam und unter großen Schmerzen wieder auf die Beine. Die Soldaten untersuchten ihre Gliedmaßen und sahen sich humpelnd nach irgendwelchen Dingen um, die ihnen während des Abzugs als Gehhilfe dienen konnten.
    Jason ließ das Schwert sinken und sagte zum wiederholten Male: »Zieh Leine.«
    »So ungeschoren wirst du nicht davonkommen«, murmelte Pluto. »Die Mühlen der Götter mahlen zwar langsam, aber sie mahlen äußerst fein.«
    Pluto ist insofern eine Ausnahmeerscheinung unter den Göttern, als er weiß, wann er geschlagen ist. Dennoch hatte er eine letzte Waffe in seinem Arsenal; und obwohl er sie gewöhnlich als ein billiges Ablenkungsmanöver verachtete, hatte er durch ihren Einsatz auch nichts mehr zu verlieren. Er rief eine Zauberformel, machte eine magische Handbewegung und schnippte mit den Fingern. Im Nu war er verschwunden und durch ein Gespenst ersetzt, dessen Anblick Jason nicht so schnell vergessen sollte. Pluto hatte sich in ein Skelett verwandelt.
    Dabei handelte es sich wohlgemerkt um kein gewöhnliches, sondern um ein absurd großes, auffällig bunt geschmücktes und äußerst lebhaftes Skelett. Die allgemeine Wirkung war darauf bedacht, einen extremen Eindruck vom unwiderruflichen Tod zu vermitteln, verbunden mit einem dringenden Verlangen, ähnliche Bedingungen allem und jedem in der näheren Umgebung aufzuzwingen, und es funktionierte. Nirgendwo war auch nur der kleinste Fleischfetzen zu sehen, und die Knochen sahen aus wie übelwollendes Elfenbein; Elfenbein, das es nie richtig verkraftet hatte, von einem gutmütigen, behaglichen Elefanten getrennt worden zu sein. Was die Augen anging, so hätte man damit Pizzen auftauen können.
    Wie schon zur Genüge berichtet wurde, kannte Jason weder Furcht noch Angst; doch kann man dem entgegenhalten, daß man auch nicht die genaue Bedeutung des Wortes Fishmonger auf einem Ladenschild kennen muß, wenn man direkt darunter ein Geschäft sieht, dessen Schaufenster mit totem Kabeljau gefüllt ist. Jason zuckte mit dem ganzen Körper zusammen und hielt sich die Augen zu.
    Ganz im Gegensatz zum Hund. Mit Kennerblick musterte er die größte Ansammlung lecker aussehender Riesenknochen, die jemals an einem einzigen Ort zusammengetragen worden war, stieß ein dreifaches Jaulen unverfälschter Lebensfreude aus und stürzte sich aufs Mittagessen.
     
    In der frisch wiederhergestellten Ruhe seines Arbeitszimmers kommunizierte Gelos mit Prometheus. Wie gewöhnlich fiel dies nicht leicht – heutzutage sind die Gedankenwellenkanäle stark überlastet, und wenn man nicht aufpaßt, kann es einem passieren, daß man womöglich ein verirrtes Fax direkt zwischen die Ohren bekommt –, aber trotz einiger Störungen befanden sie sich mitten in einem äußerst ernsthaften Gedankenaustausch.
    »Und was ist mit dem Jungen?« dachte Gelos.
    »Mach dir deswegen keine Sorgen«, dachte Prometheus zurück. »Es ist doch immer nur die ewig alte Geschichte: Junge trifft Adler, Junge verliert Adler, am Ende schnappt sich Junge Adler …«
    »Angenommen, er hat kein Interesse daran?« dachte Gelos entgegen. »Ich meine, er könnte zu der Auffassung gelangen, am Heldendasein und am Leben als solchem müßte mehr dran sein als nur …«
    »Überlaß das nur mir«, unterbrach Prometheus Gelos’ Gedanken. »Aber zurück zum Thema. Hat er dir diese beiden Schießbudenfiguren vom Hals geschafft?«
    Gelos lachte; eine Tätigkeit, die er, wenn irgendwie möglich, vermied. »Allerdings. Der kleine Jason hat heute eine Menge gelernt, bilde ich mir

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