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Liebling der Götter

Liebling der Götter

Titel: Liebling der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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aufgenommen. Das hat was mit Unsterblichkeit und Apotheose zu tun. Hast du noch nie Lust gehabt, ein Stern zu sein?«
    Jason schwieg.
    »Und das System der Apotheose wurde mit größter Flexibilität und Sorgfalt entwickelt, um eine möglichst große Bandbreite individueller Bedürfnisse befriedigen zu können. Roter Zwerg, Weißer Riese, Supernova, Schwarzes Loch – ganz, wie du willst. Natürlich nur, solange du nicht mehr … nun ja, solange du eben nicht mehr wirklich lebst.«
    Jason schwieg.
    »Man hat mir erzählt, daß es kein bißchen weh tut«, grummelte Mars mit belegter Stimme. »Das ist ja auch gar kein richtiger Tod, obwohl der Tod dabei natürlich in gewisser Weise eine Rolle spielt. Aber in Wirklichkeit ist das mehr wie ein allmähliches … Aua!«
    Plötzlich wachte Jason aus seiner Umnachtung auf. Er trat dem Hund brutal ins Hinterteil und rief: »Zerberus! Laß los!«
    Zwei Köpfe des Hundes gehorchten sofort; der dritte benötigte erst einen Schlag hinter die Ohren, um Gehorsam zu leisten. Mars rieb sich den schmerzenden Fußknöchel. Dann blickte er auf und bedankte sich bei Jason.
    »Böser Hund«, wies Jason Zerberus zurecht. »Tut mir leid, Mars, aber dieser blöde Köter …«
    »Hör mal, jetzt mach dir doch deswegen keine Sorgen, ja?« winkte Mars ab. »Falls sich hier jemand entschuldigen muß, dann bin ich es.« Wenig überzeugend fügte er hinzu: »Es sei denn, man betrachtet das Ganze mehr als eine Art Karrieresprung. Außerdem bleibt dir leider keine andere Wahl.«
    »Und wieso nicht?«
    »Weil mir leider auch keine andere Wahl bleibt, glaub mir«, seufzte Mars. »Aber wenn der große J. sagt, daß etwas so und nicht anders geschehen soll, dann geschieht das auch so und nicht anders. Und ich …«
    »Nein«, unterbrach ihn Jason mit vorwurfsvollem Blick.
    »Tut mir leid, aber ich fürchte, du …«
    »Nein!« wiederholte Jason. »Nur weil Dad irgend etwas sagt, hat das noch lange nichts zu bedeuten. Ich habe immer gedacht, du wärst längst selbst dahintergekommen.«
    Das darf doch wohl nicht wahr sein! stöhnte Mars im stillen. »Hör mal, Junge, ich wünschte, es müßte nicht so sein, aber …«
    »Muß es auch nicht.«
    »Doch, das muß es.«
    »Muß es nicht.«
    »Muß es doch.«
    »Muß es nicht.«
    Aus der untersten Schublade seines Gehirns kramte Mars einen alten Erinnerungsfetzen hervor, der ihm ins Gedächtnis rief, daß er sich damals, als er noch als Kriegsgott fungierte, von niemandem solch eine gequirlte Scheiße hatte bieten lassen müssen; erst recht nicht von solch einem rotznäsigen Bengel, der den großen Witwenmacher eher als einen geeigneten Kandidaten für den Friedensnobelpreis wie, sagen wir mal, Mutter Theresa betrachtete und in ihm ein Vorbild sah. Genug ist genug.
    »Und jetzt hörst du mir gefälligst zu!« schrie Mars. »Wenn ich sage, das muß so sein, dann muß das auch so sein, und ich bin hier derjenige, der … Aua!«
    Etwa zehn Sekunden später half Jason dem Exkriegsgott wieder auf die Beine, reichte ihm den Speer, bog ihm den Kinnschutz des Helms wieder gerade, klopfte ihm den Staub von der Rüstung ab und entschuldigte sich bei ihm.
    »Und jetzt verschwinde hier!« fügte er hinzu.
    Mars, dem der göttliche Kopf noch immer schwirrte, unternahm einen letzten Versuch. »Hör mal …«
    »… oder ich muß noch mal zuschlagen.«
    »Du hast recht«, willigte Mars ein. »Es war nett, dich kennengelernt zu haben. Einen tollen linken Haken hast du, wenn ich das mal so sagen darf.«
    Jasons strahlte übers ganze Gesicht. »Findest du wirklich?«
    Mars verzog die dröhnende Kinnlade zu einem erbärmlichen Grinsen. »Darauf kannst du wetten.«
     
    Durch einen merkwürdigen Zufall, der die Polizei zur Aufrechterhaltung der Möglichkeiten in sage und schreibe nur zehn Minuten mit einem gefälschten Durchsuchungsbefehl auf den Plan gerufen hätte, wenn sie davon unterrichtet worden wäre, nahm Mrs. Derry genau zu diesem Zeitpunkt in Jasons Zimmer sämtliche Mars-Poster von den Wänden ab.
    Mutter zu sein, bedeutet auch, sich darüber im klaren zu sein, daß die Jungen eines Tages flügge werden und das Nest verlassen. Die vernünftige Mutter begreift dies als einen völlig natürlichen Abnabelungsprozeß und zugleich als eine willkommene Gelegenheit, Teilen des verwaisten Nests ihre erste gründliche Reinigung seit achtzehn Jahren widerfahren zu lassen.
    Mrs. Derry wischte sich gerade eine Träne ab, während sie mit einem Löffelstiel einen vertrockneten

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