Liebling, Ich Kann Auch Anders
abzulegen!
Als Francis aus der Dusche trat, reichte Eva ihr eins der flauschigen weißen Badetücher und machte sich selbst bereit.
»Mein Gott, bist du schön!«, seufzte Francis, die Evas perfekten femininen Körper das erste Mal ganz nackt sah.
»Danke, ich kann das Kompliment in vollem Umfang erwidern.«
»Auch danke, aber das ist was anderes. Ich bin nicht krumm, und alles ist am richtigen Platz, aber du bist in deiner Schönheit absolut erotisch!«
Eva grinste etwas schief. »Na, nochmals vielen Dank. Ich weiß, dass dieses Attribut dem Wunschtraum sehr vieler Menschen entspricht. Aber es hat durchaus auch Nachteile. Die meisten …«, sie hielt inne. – … Frauen begegnen mir sehr misstrauisch, weil sie in mir die Frau sehen, die ihren Mann auf Abwege locken könnte, hätte sie beinahe gesagt. Aber das verkniff sie sich doch lieber aus diplomatischen Gründen und lenkte das Thema auf weniger verfängliches Terrain. »… Äh … Männer gehen nämlich mit der größten Selbstverständlichkeit davon aus, dass eine Frau, die sie für attraktiv halten, das umgekehrt genauso sieht.«
»Ein absoluter Witz. Aber im Grunde sind sie für ihr solides Selbstwertgefühl zu beneiden. Wir Frauen finden immer was an uns auszusetzen! Leider! Andererseits könnte ich mir vorstellen, dass solche selbstsicher balzenden Typen im Alltag schon sehr lästig sind. Allein der Gedanke, von so einem angebaggert zu werden, lässt mich gruseln. Da muss ich ja direkt froh sein, dass ich nicht auf diese Weise Akzeptanz finde.«
»Francis, glaub mir, so wie du bist, bist du goldrichtig.«
»Danke.« Sie lächelte Eva im Spiegel an und zwinkerte fröhlich. »Ist es nicht witzig, wie leicht uns mit einem Mal die Komplimente über die Lippen gehen? Das italienische Flair … – Komm, lass uns bummeln gehen, um noch mehr davon abzukriegen!«
Das Hotel war wirklich ideal situiert. In wenigen Minuten erreichten sie die berühmte Piazza delle Erbe, den malerischen Kräuter-, Obst- und Gemüsemarkt mit den unzähligen bunten Sonnenschirmen. Sie schnupperten an Kräutern, kauften etwas Obst, das sie im Brunnen der Madonna di Verona wuschen und gleich aßen. Als nächstes Ziel steuerten sie das nahe gelegene Haus der Familie Capuleti an, und blicken zu Julias Balkon hoch.
»Wunderschöne Fassade, zauberhaftes Haus – und dahinter so viel Hass und Dünkel … Die Capuletis und Montagues sind auch überaus deutliche Beispiele dafür, wie Eltern ihren Kindern das Leben versauen können«, sinnierte Francis.
»Ja. Das Traurigste daran ist aber, dass Geschichten am ehesten die Chance haben, Unsterblichkeit zu erlangen, wenn sich die Antagonisten möglichst fies verhalten.«
»Meine Schwiegermutter wäre diesbezüglich auch ein ergiebiger Typ. Was glaubst du, wie die ihren Mann und die Söhne getriezt hat – natürlich alles im Namen des einzig wahren und selig machenden Glaubens. – An Magnus hat sie mal einen Besenstiel abgebrochen, weil er mit einem Nachbarsjungen eine Flasche Bier getrunken hat. Und ihren Mann hat sie für jedes Tröpfchen mit Verachtung bestraft.«
»Na, der wird ja hoffentlich Möglichkeiten gefunden haben, das anderswo zu erledigen, wenn ihm danach war.« Eva grinste und dachte überaus wohlwollend an Frau Keller.
»Ich hoffe es für ihn. Der Gipfel der Scheinheiligkeit ist aber, dass Magnus’ Mutter und Schwester zwar Alkohol in jeder genießbaren Form verteufeln, sich selbst jedoch bei allem, was anfällt, mit Melissengeist kurieren. Der ist natürlich auch untadelig. Dafür bürgen schon die Nonnen, die auf dem Etikett abgebildet sind. Ich wundere mich gelegentlich, dass Magnus keinen größeren Schaden genommen hat.«
»O je«, stöhnte Eva und dachte dabei, der Schaden sei wahrhaftig groß genug.
Sie flanierten über die Piazza dei Signori, die mit dem alten Rathaus und den prunkvollen Palazzi zu den schönsten Plätzen Italiens gezählt wird. Dabei ernteten sie bewundernde Blicke sowie anerkennende Kommentare. Francis, die dergleichen offenbar nicht kannte, weil sie bislang meist an der Seite von Magnus unterwegs war, der schon durch seine Größe jeden anderen Bewerber abschreckte, schien Gefallen an solch nonchalanter Akzeptanz zu finden und wurde immer ausgelassener. So fielen die beiden natürlich noch mehr auf. Zwei schöne, lachende Frauen, eine blonde und eine brünette, ganz offensichtlich Ausländerinnen, was sie umso begehrenswerter, da geheimnisvoller machte. Sie erwiderten die
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