Liebling, Ich Kann Auch Anders
folgen und lotste sie direkt an Ort und Stelle. Wie Francis bei der Ankunft bemerkte, hätte es genügt, wenn der freundliche Herr ihnen gesagt hätte, das Hotel sei ganz nah bei der Arena, aber er wollte sie offenbar persönlich hinbringen. Sie brauchten nur ihre Handtaschen aus dem Auto zu nehmen und einem Hotelangestellten die Schlüssel auszuhändigen. Alles andere wurde erledigt.
»Dürfen wir Sie zu einem Drink an der Bar einladen?«, fragte Eva den schönen Lotsen. Doch der schaute auf die Uhr und erwiderte mit sichtlichem Bedauern, er sei auf dem Weg zu einem wichtigen Termin. Dann angelte er jedoch eine Visitenkarte aus der Sakkotasche und meinte, es wäre ihm eine Freude, wenn er die Damen zum Abendessen einladen dürfte.
»Tut uns leid, aber heute Abend haben wir bereits ein Rendezvous – mit Rigoletto.«
Er lächelte. »Verstehe. Und morgen mit Aida, nehme ich an.«
Ihr Veroneser Kavalier schien sich auszukennen. »Und wie sieht’s morgen Mittag aus?«
Eva besprach sich kurz mit Francis. Die war so aufgedreht von der italienischen Sonne, dem Charme der Stadt und der Freundlichkeit des Unbekannten, dass sie lachend einwilligte, dem Fremden seinen offenbar sehnlichen Wunsch zu erfüllen.
Also sagte Eva dem Kavalier zu, den seine Karte als Flavio Pellegrino auswies. Er strahlte und versprach, sie morgen kurz vor eins im Hotel abzuholen.
Der Herr an der Rezeption, der sich als Padrone vorstellte, begrüßte die beiden Damen mit großer Zuvorkommenheit. Die steigerte sich zu deutlicher Herzlichkeit, als Eva Italienisch sprach und er nicht länger seine mageren Deutschkenntnisse strapazieren musste. Er sei ja ausgesprochen froh sagte er, dass zwei so reizende Damen in das Arrangement des Ehepaars eingestiegen seien. »Wunderbare Menschen, sie kommen seit über zwanzig Jahren und sie wollen immer dasselbe Zimmer.« Nun hat der Mann kürzlich einen Infarkt erlitten und sie mussten absagen. Sehr traurig. Aber sonst hätten die Damen niemals so kurzfristig ein Zimmer bekommen. Die Tickets für die Arena seien auch sehr begehrt. »Ja, das Leben ist launisch. Des einen Leid …« Er war kaum zu bremsen.
Eva übersetzte für Francis, was sie für nötig hielt und die schlug vor, dem Ehepaar eine Postkarte zu schicken und dem Herrn gute Besserung zu wünschen.
»Ottima idea!«, fand der Padrone und lud die beiden zu einem Begrüßungstrunk ein.
»Alles scheint hier so heiter, flirrend und leicht«, meinte Francis und Eva gab ihr recht.
»Das liegt aber auch an dir. Ich war ja schon öfter in Italien, aber mit Magnus habe ich diese Veränderung nie so bemerkt. Er ist eben etwas träge und behäbig – wo auch immer auf der Welt – und recht indifferent gegenüber dem Ambiente. Das heißt, solange er anständig essen, trinken und schlafen kann. Gibt’s da Probleme, kann er durchaus aktiv werden, aber besser, es kommt nicht dazu.«
»Ich bin da schon eher ein Chamäleon, ich wurstle mich überall durch.«
»Mir geht’s genau wie dir! Eva, lass uns ausgelassen sein, flirren und flippen während unserer gemeinsamen Tage!«
»Und Nächte. Vielleicht sollten wir noch ein paar dran hängen.«
»Da würde Magnus mit Sicherheit durchdrehen. – Aber sei’s drum! Du hast recht. Ich muss ja nicht meine ganze Fantasie von seiner Meinung abhängig machen. Schauen wir mal.«
Das Zimmer war schön und gemütlich und bot alles, worauf es ankam. Außerdem wirkte es sehr gepflegt. Francis warf sich aufs Bett, um die Matratze zu testen. Die war nicht annähernd so weich wie befürchtet.
»Wer schläft wo?«
»Ist mir egal.«
»Gut, dann schlafe ich links. Das bin ich einfach gewohnt. Fast siebzehn Jahre Eheleben – da hat man schon ein paar Schrullen!«
Sie verteilten ihre Sachen in Zimmer und Bad.
Während Francis ladylike mit der Art von Hartschalen-Kosmetikkoffer verreiste, die Eva immer bei fliegenden Damen belächelte und die sie schon lange mal in einer Glosse erwähnen wollte, benutzte Eva einen ledernen Kulturbeutel aus der Herrenabteilung. Für die Reise packte sie das, was sie brauchte, in kleine Töpfchen und Flaschen, damit das Gepäck leichter war und die Cremes bei hohen Temperaturen nicht ranzig wurden. Francis fand die Idee nachahmenswert.
»Ich stelle mich gleich mal unter die Dusche«, kündigte sie an. »Du kannst aber ruhig trotzdem im Bad bleiben.«
Eva freute sich über diese Offenheit und ihr Gewissen pochte umso mehr. Hatte sie sich doch so fest vorgenommen, auf der Fahrt eine Beichte
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