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Liebling, Ich Kann Auch Anders

Liebling, Ich Kann Auch Anders

Titel: Liebling, Ich Kann Auch Anders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Kast-Riedlinger
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drückte ihr auf jede Wange einen Kuss. »Ohne dich wäre ich nie hier!«
    »Ich ohne dich auch nicht«, sagte Eva, »aber ich find’s toll!«
    Kurz darauf fuhren sie weiter – nun mit Eva am Lenkrad. Francis suchte im Radio einen Sender, der zu ihrer aktuellen Stimmung passte. Als sie auf Eros Ramazzotti traf, ließ sie den Sender drin und beide sangen mit. Dove c’è musica … Das richtige Lied für den Weg nach Verona …
    Die Kopftücher der beiden flatterten im Wind und da sie mit offenem Verdeck nicht allzu schnell fahren konnten, wurden sie umso intensiver zur Kenntnis genommen. Beim Tankstopp in Bellinzona erwiderten sie zwei Einladungen mit fröhlichem Lachen und winkten ab. Sie fanden es viel interessanter und lustiger, sich zu zweit an einen Tisch zu setzen und sich über die Männer, statt mit ihnen zu unterhalten.
    »Die Freude für die Augen ist meist die größte«, sagte Francis. Dann lachte sie. »Nicht, dass ich ein fundiertes Urteil fällen könnte. Dazu fehlt’s mir eindeutig an Erfahrung. Vor Magnus gab es lediglich einen schüchternen Schulfreund und seit Magnus keine intime Begegnung mit einem anderen Mann. Das mag blöd klingen, aber ich hab noch keinen getroffen, der mich mehr gereizt hätte als er.«
    Ich auch nicht, leider, dachte Eva und verspürte schon wieder den Druck ihres schlechten Gewissens.
    »Damals, als diese Frau ständig angerufen hat und er nicht mehr leugnen konnte, dass mit ihr was gelaufen ist, da dachte ich, ich müsste ihn auch betrügen – allein aus Prinzip und um mir nicht gar so treudoof vorzukommen. Aber dann hat er die Frau abgewimmelt und wir hatten eine große Aussprache, bei der er mir schwor, so etwas würde nie wieder vorkommen. Und da dachte ich, was soll’s? Lass die Finger davon, bevor die ganze Familie darunter leidet. Aber wenn ich jetzt hinter was käme, würde ich nicht zögern, mich zu revanchieren.«
    »Ist er denn eifersüchtig?«
    »Magnus? Mhmmm, ob das Eifersucht ist, weiß ich nicht – wie gesagt, ich hab ihm ja noch nie einen Anlass dazu gegeben. Er hat jedenfalls eine Heidenangst, mich zu verlieren. Schließlich liebt er den Komfort, sein beschauliches, wohl geregeltes Leben, die Kinder – und mich sicher auch. Ja, vermutlich ist er auch eifersüchtig – wie alle Menschen mit mangelndem Selbstbewusstsein. Das traut ihm ja keiner zu, aber es ist so … Jedenfalls erzählst du ihm besser nicht, dass wir uns ein Zimmer teilen. Er geht natürlich davon aus, dass wir Einzelzimmer haben.«
    »Ja und? Hätte er was dagegen?«
    »Es würde ihn zumindest beunruhigen. Weißt du, er ist da ziemlich ambivalent. Zum einen faszinieren ihn starke Frauen, zum anderen schüchtern sie ihn ein …«
    »Im Gegensatz zu den Sylphiden.«
    »Genau. Bei denen glaubt er zu wissen, woran er ist und fühlt sich überlegen. Aber du bist ihm wohl unheimlich.«
    »Ah ja?«
    »Klar. Ich weiß genau, dass er für intelligente Frauen schwärmt und wie sehr ihn deine Kolumnen begeistern. Und dennoch hat er keinen einzigen Versuch unternommen, dich mit seinem üblichen Rumcharmieren für sich einzunehmen …«
    »Oh …« Themawechsel! bitte!
    »Ich denke, er hat Angst, du könntest ihn durchschauen und nicht ernst nehmen.«
    »Hm.«
    »Aus irgendeinem Grund hat er einen Heidenrespekt vor dir.«
    Zumindest das … »Du aber hoffentlich nicht?«
    »Es hält sich in Grenzen …«
    »Was mich angeht, so zittere ich geradezu vor deiner Autorität.«
    Sie lachten beide und dann lästerten sie über die vielen Handybenutzer auf der Caféterrasse und malten sich aus, mit wem die gerade sprechen könnten und was für Lügen sie wohl erzählten.
    »Ich hab mein Handy ja zu Hause vergessen.«
    »Absichtlich?«
    »Klar. Auch eine Lüge, wie sich das gehört. Ich möchte nicht erreichbar sein. Im Übrigen ist das gegenüber Magnus nur konsequent. Er weigert sich ja beharrlich, sich eines zuzulegen. Ebenso wie er sich weigert, eine Uhr zu tragen. Da hat er doch zumindest Ausreden und Spielraum für Versäumnisse.«
    Eva machte sich im Geiste Notizen für neue Glossen: Handys, Sex und Lügen; Uhren und Pünktlichkeit; Männer, die von außen schön sind; Frauen mit Sonnenbrillen in Cabrios …
    »Super«, sagte sie, »reisen mit dir inspiriert mich! Ich lade dich heute Abend zum Essen ein.«

     
    Für mich waren Evas neue Aktivitäten natürlich auch sehr ergiebig. Obwohl manchmal schon ganz gewaltig die Eifersucht in mir hochkochte. Warum waren wir nie zusammen nach Verona gefahren

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