Liebling, Ich Kann Auch Anders
wehte. Fatalerweise brachte sie ihre Freude auch noch bei jeder Gelegenheit verbal zum Ausdruck, was Eva innerlich frohlocken ließ, da dergleichen Bekundungen Magnus den Giftstachel in seinem Fleisch deutlicher spüren ließen.
Als Francis eines Abends voller Unschuld im Beisein ihres Mannes Eva ins Theater einlud, um das gemeinsame Abo des Ehepaars Weizenegger wahrzunehmen und hinzufügte: »Es ist nur ein kleines Dankeschön für dich – und Magnus tust du auch bestimmt einen Gefallen, wenn du ihm die Fron abnimmst«, platzte Herrn Weizenegger der Kragen.
Höchst sarkastisch kommentierte er die freundliche Geste seiner Frau: »Und wenn du Frau Gallus demnächst statt meiner im Ehebett unterbringst, soll ich wohl einen Freudentanz veranstalten!«
»Oh Gott, der Machomann fühlt sich zurückgesetzt«, kommentierte Francis, die ihren Mann in dieser Situation offensichtlich nicht allzu ernst nahm.
Magnus warf den Frauen finsterste Blicke zu und stürzte zum Wohnzimmer hinaus in Richtung Bibliothek. Die Dramatik seines Aufbruchs litt ein wenig unter dem Schönheitsfehler, dass die beiden, die er beeindrucken wollte, sicher waren, Magnus leiste vor allem seinem Drang zum Computer Folge. Sicher würde er binnen Sekunden – allen häuslichen Ärger hinter sich lassend – im Netz surfen. Stundenlang und mit großer Faszination.
»Was wäre auch, wenn’s kein Internet gäbe?«, spöttelte Francis nach seinem Aufbruch.
»Dann säße ich vermutlich jetzt nicht hier an diesem Tisch«, antwortete Eva.
Sie wollte nicht noch mehr schlaflose Stunden und unruhige Nächte erleben! Die Zeit war mehr als reif dafür, Francis reinen Wein einzuschenken. Zumal sie auch damit rechnen musste, dass Magnus beim nächsten oder übernächsten Zornesausbruch mit der Wahrheit herausplatzte. Da kam sie ihm doch lieber mit ihrer Version zuvor.
»Wie meinst du das? Was hast du – was hat dieser Tisch, an dem du sitzt, mit dem Internet zu tun?«
»Komm, lass uns schwimmen gehen. Ich erkläre es dir im Wasser«, schlug Eva vor. Der Gedanke war ihr gerade spontan gekommen, und sie hielt ihn für gut und vernünftig. Wasser kühlt, Wasser trägt, Wasser hilft ertragen. Und die notwendigen gleichmäßigen Bewegungen, derer es bedarf, um über Wasser zu bleiben, waren bestimmt hilfreich beim Verarbeiten der Information, die Francis zweifellos schockieren würde. Das sanfte Licht des Abendrots würde ein Übriges leisten.
Francis schaute sie fragend an.
»Na los, komm ins Wasser!«
Sie schwammen ein Stück hinaus, der Insel Reichenau entgegen.
»Also, jetzt spuck’s endlich aus!«
»Gut. Ich hab’s dir versprochen. Aber es fällt mir sehr schwer. Seit Wochen ringe ich mit mir. Eigentlich wollte ich es dir schon auf der Fahrt nach Verona sagen, dann auf der Heimfahrt. Aber du bist so aufgeblüht auf dieser Reise, schienst mir so glücklich. Ich brachte es einfach nicht übers Herz, dir die Stimmung zu verderben …«
»Mir womit die Stimmung zu verderben? Nun spann mich nicht auf die Folter!«
»Erinnerst du dich daran, wie wir uns kennengelernt haben?«
»Ja, klar, beim Benefizabend im Inselhotel.«
»Genau. Und du hieltst mich für eine Schauspielerin.«
»Ja, sicher, ihr gehörtet doch zusammen.«
»Ich kenne die beiden, hatte aber nichts mit ihrem Programm zu tun.«
»Nicht? Gar nichts?«
»Nein. Überhaupt nichts. Es war ein Missverständnis, dass du mich für eine von ihnen hieltst. Ein sehr glückliches, wie ich augenblicklich fand.«
»Moment, jetzt muss ich mal meine Gedanken sortieren … Du hast mich angequatscht und du zu mir gesagt und meintest, so sinngemäß, es gebe Etliches, was uns verbinde.«
»Ja, genau.«
»Dann hast du diesen Schrei ausgestoßen. – Magnus’ Schrei.«
Sie schlug sich mit der Hand gegen die Stirn, tauchte kurz ab, verschluckte sich und tauchte prustend wieder hoch. Als sie nach langem Husten und Prusten endlich wieder bei Atem war, setzte sie ihre Kette der Folgerungen fort: »Und ich dachte, Alexandra hätte dir den Tipp gegeben. Wir waren mal zusammen in Spanien und in dem Hotel waren die Wände so kompromittierend dünn. Oh Gott! Das darf nicht wahr sein! Du kennst den Schrei im Original.«
»Ja.«
»Sag, dass das nicht wahr ist! Bitte! Mein Gott, sag, dass das nicht wahr ist! Das wäre ja wirklich ein Hammer!«
»Ja, zweifellos. Und zwar ein ganz dicker, wenn ich bedenke, wie sich die Dinge entwickelt haben.«
»Nein, das ist wirklich starker Tobak! Du und Magnus …
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