Liebling, Ich Kann Auch Anders
Ich hätte ihm das nie zugetraut. Da siehst du mal, was für ein naives Schaf ich bin. Und von dir hätte ich so was schon gar nicht erwartet!«
»O Francis, was dich anbelangt, habe ich doch auch ein verdammt schlechtes Gewissen – hatte es die ganze Zeit über – von dem Moment an, als wir mit Champagner anstießen.«
»Aus gutem Grund! – Und ich belämmertes Wesen, ich Kardinalschaf, setze mir auch noch eigenhändig diese Laus in den Pelz!«
»Ersäuf mich, wenn’s dir Spaß macht! Aber glaub mir, es war in keiner Weise gegen dich gerichtet! In dem Moment, als ich zu dir hinging und dich ansprach, ging’s mir nur darum, Magnus eins auszuwischen. Er hat sich mir gegenüber so niederträchtig benommen, dass ich nur noch das Ziel kannte, die glatte Fassade seiner arroganten Visage zu demolieren.«
»Wahnsinn! Ich muss das erst mal verarbeiten! Aber zuvor noch eins, da dies schon die Stunde der Wahrheit ist: Läuft da immer noch was zwischen euch? – Ja klar, jetzt fällt’s mir wie Schuppen von den Augen. Das ist der Grund, weshalb er sich dir gegenüber so idiotisch benimmt, wenn ich dabei bin. Mein Gott, was seid ihr hinterhältig und geschmacklos! Dass ihr nicht an mich denkt – okay, aber auf die Kinder hättet ihr wenigstens Rücksicht nehmen können. Die hätten ja wirklich nicht in die Geschichte mit reingezogen werden müssen! – Und ich dumme Nuss hab auch noch wer weiß wie insistiert, dass du zu uns ziehst. So etwas Saublödes gibt’s wohl kaum zweimal! Warum hast du nicht einfach nein gesagt? Mein Gott, Eva, hast du denn gar keine Hemmungen? Das ist widerwärtig! Noch nie im Leben hat mich jemand so enttäuscht! Ich habe dich geliebt wie eine Schwester!«
Francis’ Gesicht das vorher schon nass vom Seewasser gewesen war, wurde noch nasser von den Tränen, die ihr aus den Augen schossen.
Eva war völlig verzweifelt, sie so zu sehen. Sie musste die Dinge zurechtrücken – und zwar umgehend!
»Unsinn! Francis«, schrie sie fast, »Magnus wollte nur mit mir spielen und als ich mich auf ihn einließ, hat er mich fallen gelassen wie eine heiße Kartoffel! Deswegen mein Auftritt im Inselhotel. Da hab ich ihn seit Langem mal wieder gesehen – und er hat mich behandelt wie den letzten Dreck, hat mich gesehen, ist auch erschrocken, doch dann hat er arrogant eine Braue gehoben und mich ignoriert. Ich fühlte mich abgrundtief gedemütigt, war wie von Sinnen vor Wut! Ich kannte nur noch einen Gedanken: ihm eins reinzuwürgen. Es war blöd von mir, dich anzuquatschen, aber du warst für mich in dem Moment nicht das Individuum Francis, sondern die Frau dieses Schweinehunds und damit das ideale Medium.«
»Ihr ekelt mich an! Alle beide! Aber du besonders!« Francis drehte sich abrupt auf den Rücken und strampelte so wild mit den Beinen, dass sie sich in raschem Tempo von Eva entfernte.
Die malte sich aus, wie es wäre, jetzt einfach abzusaufen: sich sinken zu lassen und aufzuhören zu atmen. Eine Scheißlösung, fand sie, viel zu feige. Sie musste die Dinge klären! Wenn ihr das jetzt nicht gelang, dann musste sie Francis schriftlich um Entschuldigung bitten, bevor sie ein für allemal aus ihrem Leben verschwand. Nicht auszudenken, wie sehr sie das schmerzen würde! Ebenso die Trennung von den Kindern – selbst von Cerbi. Sie hatte alle ins Herz geschlossen. Dennoch war ihr klar, dass es ihr unter den gegebenen Umständen nicht zustand, Wünsche oder Ansprüche zu äußern. Traurig blickte sie der Frau nach, mit der sie eben noch innige Freundschaft verbunden hatte.
Die Heckwelle von Francis verebbte nach etwa hundert Metern. Dann lag sie eine Weile auf dem Rücken. Schließlich drehte sie sich wieder auf den Bauch und schwamm in ruhigen Zügen zurück. Eva schwamm ihr entgegen.
»Komm mit raus!«, forderte Francis sie auf. »Ich habe eine Menge Fragen an dich.«
Eva folgte ihr. Bange und dennoch zuversichtlich. Solange sie mit mir sprechen will, ist noch nicht alles verloren!, dachte sie.
Francis reichte Eva ein großes Badetuch und ergriff selbst eines. Sie hüllten sich ein und setzten sich auf die Treppe. Nun wollte Francis alles wissen. Und zwar im Detail. Und Eva erzählte ihr fast alles. Magnus’ Schwüre und Zauberformeln entschärfte sie allerdings ein wenig, weil sie befürchtete, der Verrat, der daraus sprach, könnte Francis zu tief verletzen. Sie schloss die Erzählung unter Tränen mit der Schilderung ihrer Empfindungen in dem Moment, als Magnus im Inselhotel durch sie
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