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Liebling, Ich Kann Auch Anders

Liebling, Ich Kann Auch Anders

Titel: Liebling, Ich Kann Auch Anders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Kast-Riedlinger
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sie Cerbi wieder auf den Boden zurückbeförderten. Aber er gebärdete sich schon wesentlich gelassener als beim ersten Versuch.
    »Papa, schläfst du heute Nacht mit mir im Baumhaus?«, erkundigte sich Thomas hoffnungsvoll beim Eisgenuss auf der Terrasse, der sie alle wieder vereinte.
    Magnus machte ein Gesicht, das die Frage eindeutig beantwortete. Eindeutig abschlägig. Bei aller Vaterliebe und trotz des Bedürfnisses, gegenüber Eva wieder etwas bei seinem Filius gutzumachen, war ein derart einschneidender Verzicht auf seinen gewohnten Komfort doch zu viel von ihm verlangt.
    »Und du, Eva?«, fragte der Junge flehentlich.
    »Ich packe nachher meine Sachen und hau wieder ab.«
    »Nein!«, erschallte der dreistimmige Protestchor von Francis, Marie-Rose und Thomas. Cerberus schloss sich bellend an. Nur Magnus schwieg.
    »Das kommt ja überhaupt nicht infrage!«, widersprach Francis lautstark. »Du bleibst hier!«
    Und dann schaute sie ihre Kinder an und sprach Worte aus, die Magnus erbleichen ließen: »Ich frage mich sowieso, warum du nicht überhaupt bei uns einziehst. Du schwärmst doch davon, am Morgen aus dem Bett in den See zu purzeln. Und ich würde das auch gern tun, aber ich schaffe das nicht ohne konsequentes Vorbild und gestrenge Anleitung.«
    »Au ja, au ja, au ja!«, riefen die Kinder. Magnus blieb nichts anderes übrig, als neutrale Miene zum bösen Spiel zu machen. Er wusste wohl, dass sein Widerspruch chancenlos gewesen wäre. Darüber hinaus hätte er sich das Unverständnis und den Unmut der ganzen Familie zugezogen.
    Eva, die wohl ahnte, was in ihm vorging und schon nahe daran war, einem vornehmen Impuls folgend abzulehnen, vergegenwärtigte sich, dass er nichts anderes verdient hatte und sie ihm diese Bredouille aus tiefstem Herzen gönnte. Und da sie sowohl Francis’ Argumente als auch die Bitten der Kinder überzeugten und ihr Herz berührten, bedankte sie sich herzlich für die Einladung und nahm sie strahlend an. Die Kinder umarmten sie stürmisch. Cerbi, der die Szene wohl richtig interpretierte, bellte fröhlich und wedelte aufgeregt mit dem Schwanz.

    »Dann schläfst du aber mit mir im Baumhaus!«, forderte Thomas, der einen untrüglichen Instinkt für den richtigen Augenblick zu besitzen schien.
    »Ja, einverstanden«, erklärte Eva, und Francis bedankte sich freudig, denn sie hätte er bestimmt als Nächste gefragt.
    »Aber Cerbi nehmen wir auch mit«, setzte Thomas, von seinem Erfolg ermutigt, nach.
    Eva, der davor graute, noch einmal den Hund den Baum hochzuhieven, machte einen Vorschlag: »Weißt du was, heute schlafe ich mit dir da oben und wir probieren mal aus, wie das klappt. Und wenn’s gut ist, kannst du ja morgen mit Cerbi dort schlafen.«
    »Das entscheiden wir dann zu gegebener Zeit«, sagte Magnus etwas barsch, um auch mal wieder zumindest einen Bruchteil seiner stark bröckelnden Autorität geltend zu machen.
    »Nun lass dem Kind doch seine Freude!«, ermahnte ihn Francis. »Schließlich sind Ferien. Und überhaupt hat der Junge eine Belohnung verdient für die Arbeit die er geleistet hat – ganz ohne deine Unterstützung.«
    »Ohne Eva hätten wir das aber nie geschafft!«, versicherte Thomas ernsthaft und – im Unterschied zu seinem Vater – sehr wahrheitsliebend.
    »Ja, Eva ist wirklich unsere gute Fee!«, rief Marie-Rose, die in Eva jetzt eine eingeschworene Freundin sah und sich in vertraulichen Zwiegesprächen noch manche Aufklärung und Erhellung versprach. Francis bestätigte diese Einschätzung, worauf für Magnus wieder mal das Maß voll war. Er stand auf und verschwand im Haus.
    Sicher wünscht er, ich interpretiere seinen Aufbruch als Protest, dachte Eva, aber er muss ja seine E-Mails sichten – nach drei langen Tagen der Abwesenheit. Das gibt sicher noch eine lange Nacht.
    Für Eva verlief die Nacht sehr unruhig, was nicht nur an den unmittelbaren Naturgeräuschen und Thomas’ gelegentlichem Sprechen im Schlaf lag. Der andere Grund war ihre Angst vor Francis’ Reaktion auf ihre dringend nötige Beichte. Die konnte im schlimmsten Fall zur Folge haben, dass die neue Freundin sie unter Verwünschungen zum Teufel jagte. Natürlich gab es noch eine Reihe weiterer Möglichkeiten, aber nur wenige, die Aussicht darauf boten, dass ihre Freundschaft in der aktuellen Qualität weiter Bestand haben würde.

     
    Leonardo verdrehte die Augen, als Eva ihm mitteilte, sie werde vorübergehend im Hause Weizenegger wohnen. Er wies sie darauf hin, wie wichtig eine feste

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