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Liebling, Ich Kann Auch Anders

Liebling, Ich Kann Auch Anders

Titel: Liebling, Ich Kann Auch Anders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Kast-Riedlinger
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bestürzt.

    »Nicht mal vier Stunden hat es gedauert, bis er uns ins Netz ging. Im Grunde ungeheuerlich! Was glaubst du? Wenn er unsere Annonce beantwortet hat, wird er wohl auch auf andere schreiben …«

    »Das ist gut möglich. Du könntest ja die Probe aufs Exempel machen.«
    »Du meinst, wir geben noch ein paar nette Annoncen auf und sehen, was passiert.«
    »Warum nicht? Aber unter der Bedingung, dass wir gleich wieder aussteigen. Sonst verplempern wir zu viel Zeit.«
    »Eine zusätzliche Adresse fände ich schon nett, um zu sehen, wie er differenziert, wen er bevorzugt oder mehr anlügt.«
    Eva amüsierte sich über den Eifer der Freundin. Aber sie konnte verstehen, dass es für Francis absolut spannend war, nach langen Ehejahren ihren Mann einmal von einer ganz anderen Seite kennenzulernen.
    »Und was machen wir mit den anderen Typen?«
    »Den Passablen schreiben wir freundlich, es hätte sich erledigt und den Geiern schicken wir eine Absage, die ihnen gleichzeitig auch ein bisschen zu denken gibt.«
    Nach ähnlichem Muster wie für Giulia strickten sie eine Annonce für Hannah mit fast demselben Ergebnis. Es meldeten sich neben den bereits bekannten noch ein paar mehr Interessenten, aber Marcel P. war ebenfalls wieder dabei. So ergab sich in der Folgezeit die absurde Situation, dass Magnus keine Zeit für seine Frau fand, da er ständig seiner Frau schreiben musste.
    »Es ist eine Art Hase-und-Igel-Spiel«, sagte Francis eines Morgens zu Eva, als beide die lange Mail lasen, die Magnus in der Nacht an Hannah verfasst hatte. »Wenn wir ihm beide abwechselnd schreiben würden, könnten wir ihn auf diese Weise zur Strecke bringen.«
    »Das bezweifle ich. Was im Moment an Korrespondenz abläuft, ist vermutlich das absolute Maximum. Rechne doch mal nach: Es sind gut und gern drei Stunden, die er am Tag allein in unsere beiden parallelen Korrespondenzen reinhängt. Und wer weiß, wie viele andere da noch laufen? Wie ich die Männer kenne, schmeißen sie mit einem Mal alles hin, wenn’s ihnen über den Kopf wächst. Falls du mit ihm in Kontakt bleiben willst, provoziere lieber keinen Overkill!«
    »Wenn es ihm zu viel wird, soll er die anderen abhängen! In der Qualität, die Hannah und Giulia bieten, bekommt er sicher sonst nichts«, gab Francis fast triumphierend zu bedenken.
    Es war zwar verrückt, aber es sah ganz so aus, als euphorisierte der Briefwechsel mit Magnus seine Frau ganz erheblich. Eva war sich nicht ganz klar darüber, ob das auf die Vorfreude auf den großen Eklat zurückzuführen oder die direkte Wirkung der Korrespondenz war. Sie ahnte jedoch, dass sie auf eine entsprechende Frage wohl kaum eine ehrliche Antwort bekäme, da Francis vermutlich selbst die Wahrheit nicht so genau kannte. Aber Eva konnte sich auch vorstellen, dass die Freundin wie die meisten Frauen Komplimente und einen Flirt genoss und wie die meisten intelligenten Frauen Vergnügen an geistreicher Konversation fand. Beides bekam sie ja von Magnus geboten. Neuerdings. Im Internet. Nach Jahren häuslicher Minimalkonversation.
    So tappte auch Francis in seine Falle. Zumindest so lange sie die ernüchternde Erkenntnis verdrängte, dass ihr geistreicher Korrespondent der Ehemann war, der eigentlich mit Hannah und Giulia plänkelte.
    Hinzu kam, dass dieser Mann sich gegenüber der realen Francis momentan keineswegs galant verhielt. Aber das konnte sie ihm auch nicht verübeln. Schließlich stand er doch unter erhöhtem Stress – bei dem umfangreichen Mailverkehr.
    Eva überließ die Freundin dem neu entdeckten Spiel. Sie war sich vollkommen klar darüber, dass Francis Zeit brauchte, die Situation in den Griff zu bekommen. Sobald die Faszination des amüsanten Geplänkels in Gewohnheit übergehen würde, wäre die Bahn frei für ihren gemeinsamen Schlachtplan. Ab und zu blickte sie Francis über die Schulter. Dann lästerten und lachten sie ein wenig und überlegten sich eine freche Erwiderung.
    Ansonsten hatte sie die Nase von Magnus’ Flirt-Mails gestrichen voll. Als weitaus fesselnder empfand sie ihre Gespräche und Unternehmungen mit den Kindern.
    Marie-Rose hatte nach der Enttäuschung mit ihrem Tanzpartner einen jungen Mann getroffen, mit dem sie sich sehr gut verstand. Er hieß Daniel, war achtzehn und wohnte ein paar hundert Meter hinter der Grenze, im schweizerischen Kreuzlingen. Seine Mutter, eine Schweizerin, arbeitete als Psychiaterin in der Klinik in Winterlingen. Sein Vater forschte an der eth Zürich. Er stammte aus

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