Liebling, Ich Kann Auch Anders
Südafrika und war schwarz. Auch Daniel hatte eine recht dunkle Hautfarbe, was gelegentlich, wenn die beiden ausgingen, zu blöden Bemerkungen von alten Leuten oder jungen Glatzköpfen führte. Marie-Rose war darüber empört und sah sich nun als feurige Kämpferin gegen Rassismus und Ungerechtigkeit.
Daniels erster Besuch im Hause Weizenegger fand an einem Samstagnachmittag im September statt. Es war warm und sonnig, und deshalb hatte Marie-Rose die Kaffeetafel auf der Terrasse gedeckt.
Magnus hielt sich im Tennisclub auf. Leonardo war zu Besuch gekommen, um mit Eva über den nächsten gemeinsamen Fernsehauftritt zu sprechen, für den sie nach Wien fliegen sollten.
Francis begrüßte den Freund ihrer Tochter sehr herzlich und auch Cerberus, der Daniel gründlich beschnupperte, schien keine Einwände gegen die Wahl von Marie-Rose zu erheben. Daniel erkundigte sich interessiert nach der Fernsehsendung und allem, was damit zu tun hatte. Er wollte nach dem Zivildienst Medienwissenschaften studieren, klagte aber, dass ohne Beziehungen nur sehr schwer an Stellen für die nötigen Praktika zu kommen sei. Also versprachen ihm Eva und Leonardo, sich überall für ihn zu erkundigen, wo sie in nächster Zeit auftreten würden. Sie tauschen Adressen und Telefonnummern aus, wobei Eva sehr wohl den ängstlichen Blick von Marie-Rose registrierte und sich vornahm, bei ihrer nächsten vertraulichen Unterhaltung mit ihr über die Notwendigkeit gelegentlicher Trennungen zu sprechen. Dabei ahnte sie bereits, dass das Argument kommen würde, Papa und Mama seien schließlich auch schon fast zwanzig Jahre unzertrennlich. Dann wollte sie sich zusammenreißen und nicht sarkastisch hinwerfen: ›Und wir können deutlich sehen, was dabei herauskommt.‹ Sie würde die veränderten Zeiten anführen. Das nahm sie sich zumindest vor.
Nach dem Kaffee gab’s ein paar Partien Indiaka auf dem Rasen, die von Cerberus mit begeistertem Gebell begleitet wurden. Dann stürzten sich die Frauen ins Wasser, während die Männer alles Notwendige für eine Grillparty vorbereiteten.
Die war in vollem Gange, als Magnus auftauchte. Er wirkte leicht angeheitert und erzählte, einer der Vorstände des Tennisclubs habe anlässlich seines Geburtstags ein paar Flaschen Sekt spendiert. Kurz nachdem er sich mit drei(!) Steaks gestärkt hatte, zog er sich zurück, worauf Francis und Eva vielsagende Blicke wechselten.
Anderthalb Stunden später trat er wieder zu ihnen. Entspannt lächelnd. Und Francis wäre am liebsten gleich zum Computer gehastet, um herauszufinden, ob er Hannah oder/und Giulia geschrieben hatte. Keine der Mädels hatte ihm heute etwas geschickt. Falls bei denen nun nichts im Postfach steckte, musste sie davon ausgehen, dass er noch weitere Damen beglückte.
Kurz nach elf wollte Leonardo aufbrechen und bot Daniel an, ihn nach Kreuzlingen zu fahren. Doch der hatte bereits Thomas versprochen, mit ihm im Baumhaus zu übernachten, was den Jungen noch mehr für ihn einnahm.
»Ich hoffe, du bleibst nicht an dem Knaben hängen und triffst alle notwendigen Vorkehrungen«, sagte Magnus in einem Anflug ganz speziellen Humors zu seiner Tochter, als die ihm eine gute Nacht wünschte. »Ich hätte nämlich Schwierigkeiten, mich mit Zebras als Enkelkinder anzufreunden.«
»Manchmal ist er schon ein Riesenarschloch«, zischte Marie-Rose im Reingehen Eva zu, die gerade mit einer neuen Kerze fürs Windlicht daherkam. Worauf die sich unter großer Selbstbeherrschung jeglichen zustimmenden Kommentar verkniff und lediglich vielsagend die Augen verdrehte.
»Du kannst schon ein gewaltiger Gefühlstrampel sein, weißt du«, rügte Francis den Gemahl.
»Na, ich weiß nicht, der weibliche Humor scheint ja auch starken zyklischen Schwankungen unterworfen zu sein.«
»Und deiner gleitet gelegentlich aus dem Rahmen des guten Geschmacks. Zum einen stehen die beiden noch ganz am Anfang ihrer Beziehung, und Marie-Rose wird es mehr als peinlich sein, von dir vorauseilende Verhütungstipps zu erhalten. Ansonsten dürfte es selbst dir nicht entgangen sein, wie tief ihr alles unter die Haut geht, was nach rassistischen Bemerkungen oder Anspielungen riecht.«
»Du liebe Güte, aber sie kennt mich doch. Sie muss doch wissen, dass ich im Leben nie ein Rassist war noch je sein werde!«
»Statt bei anderen die tiefe Kenntnis deiner persönlichen Ethik vorauszusetzen, wäre es schon gescheiter, nachzudenken, bevor du sprichst.«
»Mein Gott, du weißt doch, was für ein
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