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Liebling, Ich Kann Auch Anders

Liebling, Ich Kann Auch Anders

Titel: Liebling, Ich Kann Auch Anders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Kast-Riedlinger
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Chaot ich bin.« Er vollzog eine Geste der Hilflosigkeit, das heißt, er fuchtelte mit seinen langen Armen in der Luft herum und erinnerte verblüffend an einen betrunkenen Pelikan.

     
    »Giulia hat Post bekommen«, verkündete Francis am nächsten Tag, als Magnus aus dem Haus war. »Sie scheint seine klare Favoritin zu sein. Bei Hannah fasst er sich zunehmend kürzer.« Sie sagte das mit einem derart triumphierenden Lächeln, dass Eva lachen musste.
    »Du führst dich auf wie eine Siebzehnjährige, die ihrer Erzfeindin den Verehrer ausgespannt hat.«
    »Üb Nachsicht mit mir, liebste Eva, schließlich entdecke ich eine völlig neue Welt. Und die ist so spannend, prickelnd, voller Herausforderungen und Überraschungen.«
    »Ah ja!«
    »Sei nicht so arrogant, ich weiß, dass du experimentierfreudig, erfahren und ausgebufft bist – und mir um Längen voraus. Ist ja auch kein Kunststück, als Freischaffende. Aber ich als Hausfrau, Ehefrau und Mutter habe in den letzten siebzehn Jahren eben mehr funktioniert als experimentiert. Mein Leben wurde von Notwendigkeiten bestimmt, nicht von Intuition, Inspiration, Lust und Laune.«
    »Hey, ich mach dir doch keinen Vorwurf! Ich find’s ganz prima, dass du so aufblühst – wenn ich auch nicht gar so begeistert bin über den Auslöser deiner Blüte.«
    »Keine Sorge, das kriege ich schon gemanagt! Eins nach dem anderen und alles zum richtigen Zeitpunkt.«

     
    Als Eva aus Wien zurückkehrte, und sich nach Neuigkeiten erkundigte, eröffnete ihr Francis mit verschmitztem Lächeln:
    »Hannah hat ihren Traummann im Urlaub getroffen und sich von Marcel verabschiedet.«
    »Eine gute Nachricht! Ich freue mich für sie.«
    »Tja, und es gibt noch etwas Interessantes zu vermelden.«
    »Ich höre.«
    »Giulia wird sich ein Handy zulegen und Marcel überreden, sie anzurufen.«
    »Oh. Wozu das?«
    »Um die Geschichte bis zum Anschlag auszukosten.«
    »Mhm. Und du hast du keine Angst, dass er dich an der Stimme erkennt?«
    »Aber nein, ich werde mit italienischem Akzent sprechen und mir dabei vorstellen, ich sei ein Typ wie Monica Bellucci.«
    »Oha!«
    »Er wird auf mich fliegen und sich nach mir verzehren, das verspreche ich dir!« Und mit einem Augen-Niederschlag à la femme fatale sowie dem passenden italienischen Akzent fügt sie hinzu: »Ische wille ihn an die Telefono umme die Verschdande bringe.«
    »Da bin ich mir noch nicht so sicher«, sagte Eva, die sich daran erinnerte, wie zäh ihre Bemühungen waren, Magnus zu einem Anruf zu überreden. Aber bei ihr lag der Fall ja auch etwas anders. Er wusste, wer sie war und damit bekam seine Fantasie Fleisch und Blut. Und er selbst Angst davor, identifiziert zu werden.
    »Ich kaufe das Handy in der Schweiz. Das Netz reicht ja bis hierher. Und Magnus wird es in Sicherheit wiegen, wenn er glaubt, ich lebe jenseits der Grenze. Ich sag dir eins: Das wird die amüsanteste Komödie meines bisherigen Daseins!«
    Francis schien sich tatsächlich sehr intensiv mit dem Thema befasst zu haben. Eva malte sich aus, wie es wäre, wenn Francis sie eines schönen Tages mit der Nachricht überraschte, Giulia hätte Marcel zur Telefonerotik verführt und es    – im eigenen Ehebett – ausschweifend genossen. Der Gedanke erheiterte sie derart, dass sie ihn Francis nicht vorenthalten wollte.
    »Wahnsinn! Ich kann mir zwar nicht vorstellen, wie das gehen sollte, aber die Idee ist köstlich! Das würde dem ganzen die Krone aufsetzen. Nach langen Jahren der Monotonie gäb’s in unserem Schlafzimmer tatsächlich mal was Interessantes. Ja, ich sollte so was wirklich ausprobieren, bevor ich ihn über die Klinge springen lasse!«
    »Francis! Was hast du vor?« Eva erschrak, doch gleichzeitig vergegenwärtigte sie sich, dass es dringend nötig war, endlich klare Maßnahmen gegen Magnus in die Wege zu leiten, nachdem zwischen ihr und Francis alle Unklarheiten ausgeräumt waren,
    »Ich weiß noch nicht genau. Doch sicher ist, dass es einen Eklat geben muss. Aber das hat ja keine so immense Eile. Denn weißt du was? – Wenn’s auch noch so verwerflich klingt: Ich mag die momentane Situation noch ein Weilchen auskosten.«
    »Francis! Wie schamlos!«
    Sie lachte. »Gebe ich unumwunden zu. Und staune über mich selbst, dass es mir so viel Vergnügen bereitet. Aber bei der Korrespondenz mit Magnus kommen so viele Erinnerungen hoch. Erinnerungen an die Zeit unserer jungen, geistreichen, außergewöhnlichen Liebe. Und Magnus lässt mich erkennen, dass er über das

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