Liebling, Ich Kann Auch Anders
Arbeitsgeräte lahmzulegen! Idiotisch, absolut idiotisch! Der Ernährer der Familie kann nicht arbeiten, weil der Filius mit seinem debilen Mistkram die Arbeitsgeräte ruiniert. Das ist wirklich unglaublich! Sabotage im eigenen Heim!«
»Magnus, es führt doch zu nichts, wenn du dich jetzt so aufregst. Es ist nun mal passiert. Punkt. Und du hast doch bestimmt von allem, was wichtig ist, Kopien gezogen«, gab Francis zu bedenken.
Die Einmischung seiner Frau schien den Patron zusätzlich zu echauffieren, denn seine Stimme wurde noch lauter: »Im Büro schon, aber nicht hier. Und darum geht es auch nicht. Es geht darum, dass in diesem Hause kein Schwein mehr meine Ver- oder Gebote respektiert, dass meine Wünsche überhaupt nichts mehr zählen und ich nicht mehr in Entscheidungen einbezogen werde. So etwas kann und will ich nicht tolerieren! Und ich werde mich dagegen zur Wehr setzen, damit ihr es alle wisst!« Blitze schossen aus seinen Augen und zielten auf alle Anwesenden.
»Zwei Wochen Hausarrest oder zwanzig Stunden Gartenarbeit für dich, junger Mann. Du kannst es dir aussuchen.«
Nach diesem Machtwort packte der Wüterich den Rechner in den Kofferraum und brauste davon. Thomas verdrehte die Augen.
»Der Alte wird immer blöder«, bemerkte Marie-Rose bitter, die, vom Geschrei des Vaters alarmiert, herbeigelaufen war. Offenbar hatte sie ihm die Äußerung über Daniel noch nicht verziehen.
»Engagiert sich keine Sekunde für uns und markiert dann den großen Maxe. So eine richtige Drohne! Auf den könnten wir hier doch wirklich bestens verzichten!«
»Kind, wie sprichst du von deinem Vater?«
»Sag bloß, du hast noch Respekt vor ihm!«
»Die Frage habe ich jetzt aber wirklich nicht gehört, Marie-Rose!«
Francis’ Gesichtsausdruck verriet, dass auch sie tief erschüttert war über den unangemessenen Ausbruch ihres Mannes. Ihr Pflichtgefühl als loyale Ehefrau verlangte es allerdings, die Kinder zu ermahnen, wenn sie sich despektierlich über ihren Vater ausließen.
»Ach Mama, der ist doch zu wirklich nichts mehr zu gebrauchen«, klagte Marie-Rose, die sich nicht so schnell in Schranken weisen ließ. »Früher standen wir ganz klar an erster Stelle. Dann kam der Tennisclub, dann sein Job. Heute weiß ich nicht mehr, was zuerst kommt, aber ich bin der eindeutigen Überzeugung, dass wir zuletzt dran sind. Wenn Eva nicht bei uns wäre, ging’s hier doch nur noch öde zu.«
Francis widersprach nicht. Thomas nickte zustimmend, und Eva schaute etwas betreten zu Boden.
»Oh, da fällt mir ein, dass ich zu einem Zirkusfest eingeladen bin«, rief sie plötzlich, froh etwas zur Ablenkung anführen zu können. Denn obwohl sie allen Grund hatte, auf Magnus sauer zu sein, beschlich sie ein ungutes Gefühl, wenn sie erlebte, wie sein Ansehen bei den Kindern ins Bodenlose absackte.
»Es ist eine Benefizveranstaltung, bei der berühmte Artisten aus aller Welt auftreten. Ich hab zwei Karten. Wer mag mich begleiten?«
Francis und Marie-Rose schauten Thomas an, dessen Augen geradezu glühten.
»Damit würdest du Thomas die größte Freude bereiten. Er ist absolut verrückt nach Zirkus. Schon von klein auf«, versicherte Francis.
Thomas schenkte Eva ein hoffnungsvolles Lächeln.
»Seit Jahren steht bei seinen Geburtstagen die Einladung unter dem Motto Zirkus. Und alle Gäste müssen was vorführen.«
»Klasse Idee!«
»Und wie ich mein Brüderlein kenne, wird er diese Marotte selbst bei seiner Hochzeit durchziehen.«
»Das wäre doch mal was anderes! Und für Tiernummern gibt’s sicher jede Menge prädestinierte Leute.«
»Oh ja, aber trotzdem lassen wir uns damit bitte schön noch ein paar Jahre Zeit«, bremste Francis.
»Gut, Thomas, dann darfst du nächste Woche mitkommen.«
Der strahlte, doch dann schlich sich ein besorgter Eindruck in das Bubengesicht. »Verrat das aber ja nicht dem Papa!«
»Sicher nicht, bevor wir dort waren«, versprach Eva. »Aber wenn du mitwillst, bedeutet das für dich Gartenarbeit statt Hausarrest.«
»Wollte ich eh so machen.«
Magnus’ Mail, die etwa eine halbe Stunde nach dem abrupten Aufbruch aus seinem Domizil im Internet einging, stand in diametralem Gegensatz zum Ton, den er daheim angeschlagen hatte. Amüsiert-ironisch beklagte er sich bei Giulia, sein sonst so gewitzter Sohn habe sich wohl ein Virus unterjubeln lassen und das heimische Gerät außer Gefecht gesetzt, was ihn, den Papa, nun zu einer abenteuerlichen Reise genötigt habe, um sie ganz schnell zu
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