Liebling, Ich Kann Auch Anders
zur Familie Weizenegger.
Sibylle ließ beim Notar einen Vertrag beurkunden, in dem geregelt wurde, dass der Erlös aus dem Besitz der alten Herrschaften auf einem Treuhandkonto verwaltet werden sollte und die beiden bis an ihr jeweiliges Lebensende in einem exklusiven Pflegeheim betreut würden. Was eines Tages übrig blieb, sollte der Tochter zur Verfügung stehen.
Für Mandy Severin stellte sich das Abendessen mit uns dreien als Kulturschock heraus, der sie sehr empfänglich für Sibylles Tipps machte. Innerhalb weniger Tage verwandelte sie sich in eine deutlich kultiviertere Erscheinung.
Außerdem hatte sie Sibylles Rat beherzigt, das Immobilienbüro Weizenegger zu konsultieren. Allerdings musste sie versprechen, keinerlei geschäftliche Absprachen zu treffen, ohne sich zuvor mit ihr abzustimmen.
Es kam wie erhofft, gewünscht und geplant: Da ein gebrochener Arm dem Charme des Magnus W. ganz offensichtlich keinerlei Abbruch tat, verfiel ihm Mandy auf den ersten Blick. Und er sah seinerseits keinerlei Veranlassung, sich ihrem Lockruf zu verweigern.
Als Sibylle am Dienstagmittag ins Hotel zurückkam, saßen die beiden traut vereint beim Mittagessen, das Mandy dem neuen – vorübergehend einarmigen – Mann an ihrer Seite in mundgerechte Häppchen schnitt.
Sibylle, die nicht gesehen werden wollte, freute sich unbändig. Sie verständigte die Rezeption, dass sie zwischen drei und vier Uhr in der Bar anzutreffen sei, suchte ihr Zimmer auf und begab sich anschließend ins Schwimmbad auf dem Flachdach. Das durchmaß sie mit kraftvollen Zügen und voll der Energie, die ein satter Triumph zu verleihen vermag.
Mandy saß schon fiebernd in der Bar und konnte es kaum erwarten, sich über ihr Liebesglück auszuschütten. »Ein fantastischer Mann! Schön, gebildet, vermögend, quasi geschieden – und so jung! Mein Gott, nach all den alten Knackern steht mir doch auch mal was Knackiges zu. Den behalt ich länger, das kann ich Ihnen sagen!« Sie hielt inne, als sie Sibylles irritierten Gesichtsausdruck wahrnahm. Doch schnell fing sie sich wieder. »Und das Beste: Ich hab ihn Ihnen zu verdanken!«
»Ach ja?«
»Ja, Sie haben mich doch zu Immobilien Weizenegger geschickt.«
»Oh, es handelt sich um Herrn Weizenegger? Na, da bin ich ja froh, dass Sie zufrieden sind.«
»Zufrieden?« Sie kreischte richtiggehend. »Ich bin glücklich! Glücklich wie noch nie in meinem Leben!«
»Aber ist Herr Weizenegger denn nicht verheiratet?«
»Das hat sich weitgehend erledigt. Die Scheidung ist nur noch Formsache.«
»Wie schön! Und was kann er in puncto Haus für Sie tun?«
»Da hat er leider momentan kein Objekt an der Hand, das für mich – oder vielmehr für uns beide – passend wäre. Er meint ja, das Haus, in dem seine Frau und die Kinder wohnen, wäre genau das Richtige für uns, aber da müssten wir uns auf längerfristige Auseinandersetzungen einstellen …«
»Verstehe.«
»Darauf hab ich aber keinen Bock. Und überhaupt will ich nicht, dass er auf Schritt und Tritt an seine Vergangenheit erinnert wird. Wir fangen beide ein neues Leben an!«
»Eine sehr vernünftige Einstellung. Und ein Domizil wird sich sicher auch bald finden.«
»Klar. Wenn man genug Kohle hat, ist das kein unlösbares Problem. Und ich hab genug Kohle. Und ich hab verdammt hart dafür geschuftet. Jetzt will ich das endlich auch so richtig genießen!«
Sibylle gab sich nachdenklich und tat, als habe sie die letzte Äußerung überhört.
»Wissen Sie was? Ich habe da eine Idee. Kommen Sie mit, ich zeige Ihnen was!«
Mandy war völlig hingerissen von der alten Villa. Ihre aktuelle romantische Stimmung ließ sie darin das Märchenschloss und Liebesnest ihrer Träume sehen.
»Das will ich! Wie komme ich da ran? Können Sie mir helfen?«
Als Sibylle ganz zurückhaltend eingestand, dass es quasi in ihrer Hand liege, wer die Villa bekomme, konnte Mandy ihr Glück kaum fassen. Sibylles Auskunft, schon fünf Interessenten an der Hand zu haben, stachelte Mandys Ehrgeiz noch mehr an.
Sie war bereit, Sibylle doppelt so viel Provision zu bezahlen, wie die angeblich vom Meistbietenden bekommen hätte.
Doch das lehnte Sibylle ab. Angeblich aus moralischen Gründen, weil sie zu Mandy inzwischen doch tiefe Zuneigung gefasst habe. Stattdessen gab sie ihr den eindringlichen Rat, ihren neuen Verehrer zu überreden, sich mit der Hälfte an der Immobilie zu beteiligen.
»Und zwar in bar! Dann können Sie sehen, ob es ihm wirklich ernst
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