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Liebling, Ich Kann Auch Anders

Liebling, Ich Kann Auch Anders

Titel: Liebling, Ich Kann Auch Anders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Kast-Riedlinger
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Namen anzutun vermögen.
    B.H. kam auf mich zu, verneigte sich leicht und reichte mir die Hand. Und als er den Kopf wieder anhob, schaute er mir in die Augen und sein Bambiblick enthielt so viel an flehentlicher Bitte, dass ich mich plötzlich – wie aus der Ferne gesteuert – okay sagen hörte. »Okay, ich schau mir das Manuskript mal an.«
    Damit begann ich noch am selben Abend.
    In Kürze: Es ist die Geschichte eines jungen Mannes, der in privilegierter Umgebung aufgewachsen ist, nun Jura studiert und das Leben eines verwöhnten Sohns führt. Mit der Mutter kommt er gut zurecht, aber zum Vater, einem cholerischen Despoten, hat er ein sehr gespanntes Verhältnis. Eines Tages bekommt der junge Mann, der übrigens Romuald heißt, einen merkwürdigen Brief. Eine Frau behauptet, zum Zeitpunkt seiner Geburt als Krankenschwester gearbeitet und ihn aus politischen Gründen mit einem anderen Jungen vertauscht zu haben. Wie die meisten jungen Menschen irgendwann hegte auch Romuald seit einiger Zeit den Verdacht, seine Eltern könnten nicht seine leiblichen Eltern sein – vor allem sein Vater nicht sein wahrer Vater, und so trifft er sich mit der Frau. Die schüchtert ihn schon durch ihr Äußeres ein. Kantig und voll strenger Falten kommt sie daher und mustert ihn mit einer Mischung aus Bösartigkeit und Triumph. Er sei das Kind asozialer Eltern, eröffnet sie ihm, und sie sei doch sehr enttäuscht, dass er sich bei dem reichen Saupack so angepasst entwickelt habe. Und dann stellt sie ihm ein Ultimatum. Er muss zu seiner Blutsfamilie gehen und dem Mann, mit dem er vertauscht wurde, die Wahrheit sagen. Sonst tut sie das. Ihr Motiv besteht darin, Romualds vermeintlichem Vater eins auszuwischen, weil er ein dreckiger Kapitalist sei, der einst ihren Mann wegen einer Bagatell-Verfehlung entlassen hatte. Romuald sucht nach reiflichem Überlegen seine Blutsfamilie, eine ziemlich grausige Sippschaft, auf und trifft seinen Gegenpart. Der hat alle Wesenszüge seines leiblichen Vaters, nutzt diese jedoch kriminell und ist auf dem besten Wege eine Art Gangsterboss zu werden. Aus dem Aufeinandertreffen der beiden jungen Männer ergibt sich natürlich ein Konfliktsalat, der sich gewaschen hat. Überdies sind da noch Brüder und Schwestern, die auch nicht auf der Strecke bleiben. Eins der Mädchen, eine Schwach-Alphabetin, verliebt sich in Romuald (ihren leiblichen Bruder), eine andere möchte ihn in einen Überfall einbinden und so weiter. Der Roman sollte ›Kuckuckseier‹ heißen, was ich nicht für sehr passend hielt. Mir gefiel ›Blutsbande‹ wesentlich besser. Das erwähnte ich auch in meinem Gutachten, das zu meiner eigenen Überraschung ziemlich positiv ausfiel. Drei Tage später mailte ich es an den Verlag. Mit der Empfehlung an Frau Servitzky, den Stoff möglichst an eine private Fernsehanstalt zu verkaufen. Sie rief mich umgehend an und fragte, ob ich sie nicht zum Lunch treffen könnte.
    In dem Lokal, das sie nannte, war ich noch nie. Ich hatte nur gehört, es sei ein snobistischer Neppladen. Mir war offen gestanden auch der Unterschied zwischen Lunch und Mittagessen nicht so ganz klar. Aber nach dem einschlägigen Erlebnis vermute ich mal, ein Lunch ist weniger Futter für mehr Geld.
    Schon aus reiner Neugier sagte ich ja und ging hin. Ich war pünktlich, sie ließ auf sich warten. Die Höflichkeit der Königinnen … Darauf trank ich erst mal ein Glas Champagner. Die Servitzky kam eine Viertelstunde zu spät, bestellte für sich auch eins und für mich ein weiteres.
    »Ich glaube, ich bin die Ältere von uns beiden«, sagte sie.
    Ich glaube … – ha! So wie du aussiehst, könntest du meine Mutter sein! Na ja, ich schätzte sie auf mindestens Mitte vierzig. Also, falls sie nicht die Ältere von uns beiden sein sollte, das heißt, unter zweiunddreißig, dann sah die Arme aber schon extrem verlebt aus.
    »Ich bin die Sieglinde.«
    Sieglinde! Jetzt saß ich aber in der Falle. Mutters Erziehung hin oder her, ich konnte schlecht sagen: »Und ich die Frau Deyke.« Also spielte ich das Spielchen mit: »Und ich die Eliza.« Ich hoffte jedoch, es würde wenigstens beim Sie bleiben. Aber damit war es auch nichts.
    »Also, jetzt lass mal hören, Eliza. Bist du wirklich der Ansicht, wir sollten das Buch machen?«
    »Na ja, warum nicht … Die Story hat Drive, Sex, Crime, Human Touch und auch sonst noch einiges, was für einen packenden Fernsehfilm angesagt ist. Wenn ihr einen Sender für die Verfilmung gewinnen könnt und

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